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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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rauschte wie eine Unterwasserschlucht hinab und nahm an Masse und Tempo immer mehr zu. Über achthundert Meter weit raste dieser Berg aus Gestein, Schlick und Schlamm abwärts, riss Bodenwellen und Felsen mit sich und schlug schließlich in einer Tiefe von fünfzehnhundert Metern am Seegrund auf.
    Innerhalb von Sekunden landete eine Million Kubikmeter Sedimente am Seeboden und wühlte eine mächtige Schlammwolke auf. Das dumpfe Grollen des Erdrutsches verhallte rasch, doch zugleich wurden gewaltige Kräfte freigesetzt. Die abbrechenden Sedimente verdrängten riesige Wassermassen, die erst in Richtung Grund gedrückt wurden und dann nach oben auswichen – eine Wirkung, wie man sie im Kleinen erzielt, wenn man mit der hohlen Hand in eine eingelassene Badewanne schlägt.
    Der Erdrutsch war von Olchon aus in Richtung Süden abgegangen, und in dieser Richtung baute sich auch eine Wasserwand auf. Nördlich der Abbruchstelle blieb der See relativ ruhig, doch gen Süden wälzte sich eine Woge mit verheerender Wucht. Auf hoher See wird eine solche Welle als Tsunami bezeichnet, auf einem Binnengewässer nennt man sie »Seiche-Welle«.
    Das aufgewühlte Wasser türmte sich zu einer drei Meter hohen Woge auf, die in Richtung Süden brandete. Sobald der Seeboden anstieg, wurde sie immer höher und schneller und bildete eine mörderische Wasserwand, die jedem, der ihr in die Quere kam, den Tod brachte.
    Mit wachsender Besorgnis beobachteten Pitt und Gunn von der Brücke der
Wereschtschagin
aus, wie sich die Killerwelle entwickelte. Auf einer vergrößerten dreidimensionalen Karte des Seegebiets südlich von Olchon war eine Vielzahl oranger Punkte zu sehen, die in rascher Folge hochgeschleudert wurden.
    »Ruf nur die Sensoren an der Wasseroberfläche ab, Rudi«, sagte Pitt. »Wir wollen uns doch mal genauer ansehen, was da draußen vor sich geht.«
    Gunn gab einen kurzen Befehl in den Computer ein, worauf sofort ein zweidimensionales Bild auf dem Monitor erschien.
    Eine Reihe von Schwimmkörpern war zu sehen, die in einem etwa acht Kilometer langen Wasserstreifen trieben. Alle Mann auf der Brücke blickten wie gebannt auf den Bildschirm, als ein Schwimmkörper nach dem anderen in nord-südlicher Richtung hoch aufschaukelte.
    »Eine Welle, ganz richtig. Die Sensoren werden im Vorbeirollen fast fünf Meter emporgeschleudert«, stellte Gunn fest. Er überprüfte seine Messungen noch einmal, dann nickte er Pitt und Sarchow schweigend, aber mit grimmiger Miene zu.
    »Ein Erdrutsch kann natürlich eine solche Welle hervorrufen«, sagte Sarchow, der sofort begriff, was die elektronische Darstellung zu bedeuten hatte. Der Russe deutete auf eine an die Schottwand gepinnte Karte des Sees. »Die Welle wird sich auf ihrem Weg nach Süden durch das seichte Delta des Flusses Selenga wälzen. Vielleicht verliert sie dort ihre Wucht.«
    Pitt schüttelte den Kopf. »Wenn Wogen in seichtere Gewässer geraten, hat das eher die gegenteilige Wirkung. Sie werden höher und noch stärker«, sagte er. »Wie schnell ist sie, Rudi?«
    Gunn griff zur Computermaus, zog eine Linie zwischen zwei Schwimmkörpern und maß den Abstand. »Den Sensoren nach zu schließen bewegt sich die Welle mit rund zweihundert Stundenkilometern.«
    »Dann dürfte sie in knapp fünfzig Minuten bei uns sein«, schätzte Pitt. Seine Gedanken überschlugen sich bereits. Die
Wereschtschagin
war ein robustes Schiff und konnte seiner Meinung nach die Welle abreiten, ohne dass großer Schaden entstand. Weitaus schlimmer dürfte es hingegen den anderen Schiffen auf dem See ergehen, hauptsächlich kleinen Fischerbooten und Frachtern, die einer viereinhalb Meter hohen Welle, die mit derartiger Wucht anbrandete, nicht gewachsen waren.
    Außerdem waren da auch noch die Menschen, die am Ufer wohnten, denn die tiefer gelegenen Gebiete würden garantiert überflutet werden.
    »Dr. Sarchow, ich schlage vor, dass der Kapitän unverzüglich eine Warnung an alle Schiffe auf dem See absetzt. Wenn jemand die Welle sichtet, ist es bereits zu spät, um ihr auszuweichen.
    Außerdem müssen wir die Behörden verständigen, damit sie alle Leute evakuieren, die an den gefährdeten Uferstreifen leben.«
    Sarchow eilte zum Schiffsfunkgerät und setzte die Warnung persönlich ab. Schon im nächsten Moment war im Äther der Teufel los, als auf den Notruf hin zahllose Rückmeldungen und Bestätigungen eingingen. Pitt verstand zwar kein Russisch, aber aus dem skeptischen Tonfall manch eines Funkers schloss er,

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