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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Stadt drangen an sein Ohr. Pitt warf einen Blick zur Brücke hinauf und sah dort zwei Männer stehen, die miteinander redeten. Keiner der beiden schenkte dem Vorschiff auch nur die geringste Beachtung.
    Pitt duckte sich und zückte seine Stiftlampe, richtete sie auf den Bootsrumpf und schaltete sie kurz ein. Der dünne Lichtstrahl fiel auf zerschrammte Planken, die karmesinrot gestrichen waren. Als er mit der Hand darüberrubbelte, lösten sich große Flocken, die an seinen Fingern hafteten. Es war, wie er vermutet hatte, der gleiche Farbton wie bei dem roten Abrieb auf der Steuerbordseite der
Wereschtschagin
.
    Er richtete sich vorsichtig auf und wollte gerade zum Bug des Beiboots gehen, als ihm plötzlich etwas auffiel. Er beugte sich über die Bordwand und schaltete kurz die Stiftlampe ein, deren Schein auf eine verblichene Baseballkappe fiel, über deren Schirm ein roter Aufnäher mit einem angreifenden Keiler prangte, den Pitt sofort erkannte – das Kampfschwein war das Maskottchen der University of Arkansas. Seines Wissens war das Jim Woffords Mütze. Jetzt stand für ihn eindeutig fest, dass die
Primorskij
etwas mit dem Anschlag auf die
Wereschtschagin
und auch mit dem Verschwinden der Besatzungsmitglieder und Ölsucher zu tun hatte.
    Er steckte die Stiftlampe wieder ein, richtete sich auf und warf einen weiteren Blick zur Brücke. Die beiden Gestalten da oben unterhielten sich immer noch miteinander, ohne dem Vordeck auch nur einen Blick zu gönnen. Langsam schob sich Pitt um den Bug des Beiboots, dann blieb er plötzlich stehen. Mit einem Mal spürte er, dass da noch ein anderer in der Nähe war. Doch es war schon zu spät. Im nächsten Moment wurde eine Halogenlampe auf sein Gesicht gerichtet, und jemand schrie auf Russisch: »
Ostanowka!
«
9
    E in Mann löste sich aus der Dunkelheit, trat in den Schein der Kailampen und blieb etwa anderthalb Meter vor Pitt stehen. Er war zierlich gebaut, hatte ölig schwarze Haare und trug eine dazu passende Latzhose. Nervös wippte er auf den Fußballen, doch die 9-mm-Automatik vom Typ Jarygin PYa, die er auf Pitt gerichtet hatte, verharrte weiter vor dessen Brust. Der Mann musste hinter der Ankerwinde auf der Back gesessen haben, wurde Pitt jetzt klar, da er freie Sicht auf die Gangway hatte. Von dort aus hatte er Pitts Stiftlampe bemerkt und sich herangeschlichen, um nachzusehen, was da los war.
    Der Wachmann, der noch keine zwanzig war, starrte Pitt mit unsteten braunen Augen an. Von Berufs wegen war er vermutlich gar kein Wachmann, wie Pitt angesichts der schmutzigen schwarzen Finger feststellte, mit denen er die Waffe hielt. Eher ein Mechaniker. Dennoch hielt er Pitt mit der Pistole in Schach und würde zweifellos auch abdrücken, wenn er musste.
    Pitt steckte in der Klemme, eingezwängt zwischen Beiboot und Bordwand, zwischen ihm und dem Wachmann das offene Deck. Als der Wachmann mit der linken Hand ein Walkie-Talkie an den Mund führte, entschloss sich Pitt zum Handeln. Er konnte sich entweder auf den Wachmann stürzen und sich eine Kugel einfangen oder über die Reling hechten und sein Glück im kalten See versuchen. Es sei denn, Giordino tauchte auf.
    Aber der war fünfzehn Meter weit entfernt, und sobald er aufs offene Vordeck trat, würde ihn der Wachmann sehen können.
    Dieser ließ Pitt nicht aus den Augen, als er kurz in das Funkgerät sprach. Pitt, der sich nicht von der Stelle rührte, überlegte unterdessen, welche Strafe in Russland auf das unbefugte Betreten eines Schiffes stehen mochte, und kam zu dem Schluss, dass er es zumindest nicht allzu weit hatte, falls er nach Sibirien verbannt werden sollte. Dann dachte er an den toten Fischer an Bord der
Wereschtschagin
und fragte sich, ob ihm nicht noch etwas Schlimmeres blühen konnte als ein sibirisches Straflager.
    Unauffällig drückte er die Knie durch, während er darauf wartete, dass der Posten eine Antwort bekam und von dem Knacken und Knistern des Funkgerätes zumindest ein wenig abgelenkt wurde. Als eine tiefe Stimme aus dem Lautsprecher schallte, legte Pitt die linke Hand auf die Bordwand und setzte zu einer Flanke an. Weiter kam er nicht.
    Mit einem gleißenden Mündungsblitz, gefolgt von einem trockenen Knall, ging die Jarygin los und bäumte sich in der Hand des Postens auf. Pitt erstarrte, als ein Brocken Teakholz unmittelbar neben seiner Hand von der Reling abprallte und kurz darauf im Wasser landete.
    Er hörte laute Rufe vom Kai, wo man den Schuss offenbar auch gehört hatte. Ehe er etwas

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