Der Fluch des Khan
griff. Dann warf er Pitt einen gelassenen Blick zu und grinste breit.
»Mr. Pitt. Sie haben mich offenbar überlistet«, sagte er mit kaum hörbarem russischem Akzent.
»Ich mag es nicht, wenn man mir zu nahetritt«, erwiderte Pitt, ohne die Waffe zu senken.
Der Mann blickte nervös die Straße auf und ab, dann wandte er sich leise an Pitt. »Von mir haben Sie nichts zu befürchten.
Ich bin ein Freund, der Ausschau nach Ihnen hält.«
»Gut. Dann können Sie mir beim Mittagessen mit meinen Freunden Gesellschaft leisten. Die wollen Sie bestimmt gern kennenlernen.«
»Auf zum Hotel Continental.« Der Mann lächelte und nahm eine Kindermütze mit einem aufgestickten Rennkamel ab, die im Getümmel irgendwie an seinem Hinterkopf hängen geblieben war. Langsam ging er um Pitt herum und lief in Richtung Hotel.
Pitt, der sich ein paar Schritte hinter ihm hielt und die Waffe im Jackenärmel versteckte, fragte sich, wer dieser Spinner wohl sein mochte, der ihn da verfolgt hatte.
Der Russe, der keinerlei Fluchtversuch unternahm, marschierte forschen Schrittes ins Hotel und quer durch die Lobby ins Restaurant. Zu Pitts Verwunderung steuerte er sofort die große Nische an, in der Giordino und Sarchow saßen und sich ein Bier genehmigten.
»Alexander, alter Junge!«, begrüßte er Sarchow und lachte laut los.
»Korsow! Hat man dich noch immer nicht des Landes verwiesen?«, erwiderte Sarchow, stand auf und schloss den kleineren Mann in die Arme.
»Für den Staat bin ich von unschätzbarem Wert«, erwiderte Korsow mit gespieltem Ernst. Er betrachtete Sarchows verschwollenes Gesicht, runzelte die Stirn und sagte: »Du siehst aus, als ob du gerade aus dem Gulag geflohen wärst.«
»Nein, das waren nur diese ungastlichen Misthunde, von denen ich dir erzählt habe. Verzeih mir, ich habe dich meinen amerikanischen Freunden noch nicht vorgestellt. Dirk, Al, das ist Iwan Korsow, der Sonderattaché an der russischen Botschaft hier in Ulan-Bator. Iwan und ich haben vor vielen Jahren zusammengearbeitet. Er hat sich bereit erklärt, uns bei den Nachforschungen über Avarga Öl zu helfen.«
»Er ist uns vom Flughafen gefolgt«, sagte Pitt, der noch nicht ganz überzeugt war.
»Alexander hat mir mitgeteilt, dass ihr kommt. Ich wollte nur dafür sorgen, dass euch niemand anders verfolgt.«
»Offenbar muss ich mich bei Ihnen entschuldigen.« Pitt lächelte, gab Korsow unauffällig die Pistole zurück und schüttelte ihm die Hand.
»Ist schon gut«, erwiderte der. »Auch wenn meiner Frau möglicherweise meine neue Nase nicht gefällt«, sagte Korsow und meinte die lila Beule, die er sich am Mützenständer zugezogen hatte.
»Wie deiner Frau die alte gefallen konnte, ist mir schon schleierhaft.« Sarchow lachte.
Die vier Männer nahmen Platz, bestellten sich etwas zu essen und besprachen dann ernstere Themen.
»Alexander, du hast mir von dem Anschlag auf die
Wereschtschagin
und der Entführung der Ölsucher berichtet, aber ich wusste gar nicht, dass du dabei auch verletzt wurdest«, sagte Korsow und deutete auf den dicken Verband an Sarchows Handgelenk.
»Die Verletzungen wären viel schlimmer gewesen, wenn meine Freunde nicht eingegriffen hätten«, erwiderte er und hob sein Bierglas auf Pitt und Giordino.
»Und wir haben uns mitten in der Nacht nasse Füße geholt, was uns ganz und gar nicht gepasst hat«, warf Giordino ein.
»Wie kommt ihr darauf, dass die Gefangenen in die Mongolei gebracht wurden?«
»Wir wissen, dass der Frachter von Avarga Oil geleast wurde, und das Explorationsteam war in deren Auftrag unterwegs. Nach Auskunft der russischen Polizei verfügt die Firma in ganz Sibirien über keinerlei feste Niederlassung, daher nahmen wir an, dass ihre Mitarbeiter in die Mongolei zurückkehren würden.
Die Grenzkontrolle bestätigte uns dann, dass in Nauschki ein Lastwagenkonvoi durchkam, der unserer Beschreibung entsprach und in die Mongolei fuhr.«
»Habt ihr schon einen entsprechenden Antrag auf Rechtshilfe gestellt?«
»Ja, man hat der mongolischen Staatspolizei ein offizielles Ersuchen zugesandt, und auch auf unterer Ebene bemüht man sich um Zusammenarbeit. Ein Vertreter der Polizei von Irkutsk hat mich allerdings darauf hingewiesen, dass es eine Weile dauern könnte, bis man uns die nötige Unterstützung gewährt.«
»Das stimmt. Die Russen haben in der Mongolei nicht mehr viel Einfluss«, sagte Korsow kopfschüttelnd. »Und um die Sicherheit ist es auch nicht mehr so gut bestellt wie früher.
Durch all
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