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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Joesin. Er küsste ihren Scheitel.
    „Ich war bereits seit Wochen unterwegs, als ich eines Abends plötzlich den Schrei eines Raubvogels vernahm. Es klang ängstlich, verzweifelt. Ohne zu Zögern rannte ich los und als ich um eine Biegung kam, sah ich den Greifen. Er war noch sehr jung, kaum größer als ein Wolf. Einer seiner Flügel stand in einem unmöglichen Winkel von seinem Körper ab und in seinem Rücken verhinderte ein steiler Abgrund jegliche Fluchtversuche. Ein Berglöwe hatte den jungen Greifen in diese Lage gebracht. Das Raubtier kauerte zum tödlichen Sprung bereit vor dem Greifen.“
    „Was dann?“ Moa rüttelte ihn, als er nicht weitersprach. Sie hätte ebenso gut versuchen können einen Felsen zu schütteln. „Was ist dann passiert?“, fragte sie ungeduldig.
    Joesin grinste. „Es war ein herrlicher Kampf. Brutal und direkt. Belebend.“
    Moas Augen wurden groß. „Du hast dich mit dem Berglöwen angelegt?“
    Das Grinsen auf Joesins Gesicht wurde breiter. „Ich habe ihn jaulend in die Flucht geschlagen.“
    Moa schnalzte mit der Zunge und schüttelte tadelnd den Kopf. „Angeber.“
    Im nächsten Moment quietschte sie laut auf, weil Joesin sie in die Seite gezwickt hatte.
    „Hey“, rief sie empört und schlug ihn spielerisch auf die Brust. „Erzähl weiter. Na los.“
    „Wie Ihr wünscht, Hoheit“, sagte Joesin. Dann legte er eine Hand ihre Wange und küsste sie. Moa vergaß alles um sich herum. Die Höhle, den Regen, ihre Forderung, wie man atmete. Alles.
    Als Joesin seine Lippen schließlich von ihren löste, hielt sie die Augen noch für eine Weile geschlossen. Sie hörte ihn leise lachen.
    „Ihr seid wunderschön“, flüsterte er.
    „Hm“, machte Moa genüsslich. „Mag sein.“ Sie schmiegte sich an ihn. „Weiter.“
    „Sehr wohl“, sagte Joesin. „Es liegt viel Wahrheit in den alten Geschichten meines Volkes. Rach ist auf urtümliche Art mit den Gesteinen dieser Welt und den Staubdiamanten verbunden. Sie sind mehr als bloße funkelnde Schätze. In ihnen steckt eine Magie, wie wir sie nicht kennen. Was Caruss mit ihrer Hilfe tut, ist eine Perversion ihrer ursprünglichen Kraft. Die Staubdiamanten können uns mit der Natur, den Tieren, den Gesteinen und dem Wasser, mit allem, das unsere Welt ausmacht, verbinden. Caruss Alchemisten haben eine Möglichkeit gefunden, diese Verbindung zu trennen. Aber nicht nur die zu der Welt, in der wir leben, sondern auch die zu unserer eigenen Seele. Als ich damals halbtot in die Berge floh, hing meine Seele an einem seidenen Faden. Ich drohte mich zu verlieren. Es war meine Rettung, dass ich Rach gefunden hatte. Er konnte mich verstehen und seine Gegenwart heilte meine Wunden und meinen Geist. Es war ...“ Joesin schloss für einen Moment die Augen und schluckte schwer. „Ich verdanke ihm weit mehr als mein Leben, ich ...“
    Er stockte und Moa war sich sicher, dass es da etwas gab, das er ihr nicht erzählen wollte. Sie beschloss, ihn nicht danach zu fragen. Manchmal waren Geheimnisse etwas Gutes und schlimme Erinnerungen blieben besser in den Schatten der Vergangenheit verborgen.
    „Rachs Treue und sein Vertrauen in mich haben mir die Kraft gegeben zurückzukommen.“ Ein schalkhafter Ausdruck trat in Joesins Augen. „Ich war keine zehn Tage in den Reichen, da hörte ich von deiner Verlobung.“ Seine Hand strich über ihren Rücken und löste ein feuriges Kribbeln in ihrem Körper aus. Moas Atem beschleunigte sich, sie schnappte nach Luft.
    Joesin beugte sich zu ihr hinab und küsste ihren Hals. „Die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen“, flüsterte er.
    Zitternd atmete Moa ein. „Wie hast du - ?“ Joesins Lippen senkten sich auf ihren Mund.
    „Shhhh. Genug geredet“, murmelte er und zog sie an sich.
     
    Die Welt vor der Höhle wurde zunehmend dunkler. Mit wachsender Furcht beobachtete Moa, wie das Licht langsam vom Himmel verschwand und aus dem Wald schlich. Kurz bevor die Dämmerung einsetzte, brach die Sonne ein letztes Mal durch die Wolken und übergoss die Tannen mit ihrem goldenem und kupferfarbenem Licht. Moa erhob sich, ging zum Rand der Höhle und sah den Strahlen der sinkenden Sonne zu, die den Himmel in feurige Farben tauchten.
    Lautlos trat Joesin von hinten an sie heran und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie ließ sich voll Vertrauen in seine Umarmung sinken und genoss den Moment der Stille, voll gestohlenem Frieden und flüchtiger Harmonie.
    Das Knacken von Ästen ertönte aus dem Wald. Moa

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