Der Fluch des Koenigs
sie los. „Es ist nicht nur das“, sagte er matt. Seine Hände sanken kraftlos herab. Er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und presste den Hinterkopf an den Fels. „Es ist nicht von Bedeutung“, murmelte er und fuhr sich mit der Hand über die Augen, um sie zu bedecken.
In diesem Moment sah er so verloren aus, dass Moa sich mit einem Mal schuldig fühlte. Alle Wut wich von ihr, löste sich auf wie Nebel im Sonnenschein. Sie hätte am liebsten ein Hand nach Joesin ausgestreckt oder ihn in den Arm genommen, um ihn zu trösten, doch sie wagte es nicht. „Was ist es?“, fragte sie stattdessen. „Was quält dich so?“
Joesin seufzte tief. „Ich will nicht davon sprechen.“ Er öffnete seine Augen und schaute auf sie hinab. Ein betroffener Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. „Du zitterst ja, dir ist kalt. Wir sollten zurück in die Höhle gehen.“
Ohne ein weiteres Wort legte er einen Arm um ihre Schultern und führte sie in die Höhle. Moa protestierte nicht. Sie war noch immer etwas benommen von ihrem Gefühlsausbruch. Joesin bückte sich nach der Decke und schlang sie Moa um den Körper. „Setz dich“, sagte er und wies auf das Lager aus Tannennadeln. „Ich werde das Feuer in Gang bringen.“
Moa wickelte sich in die Decke und ließ sich auf dem weichen Lager nieder. Ihre Hände zitterten tatsächlich und sie bebte am ganzen Körper, doch das hatte wenig mit der Kälte zu tun.
Aufmerksam beobachtete sie wie Joesin den Schwertgurt öffnete und samt der Klinge zur Seite legte. Er streute kleine Äste und Tannennadeln auf die Glut und blies hinein, bis sie Feuer fingen. Dann schichtete er größere Äste darüber. Moa folgt seinen Bewegungen und fand sich nicht in der Lage dazu, den Blick von ihm abzuwenden. Sie musste an seinen Kuss denken und die Art wie er sie gehalten hatte und in dem Moment traf sie eine Entscheidung.
Draußen nahm der Wind zu und die Wolken schickten die ersten Regentropfen zur Erde. Rach stand vor dem Höhleneingang und schüttelte sich. Er stieß ein leises Krächzen aus und trottete kurzerhand in den Wald hinein. Moa sah dem Greifen hinterher, bis er zwischen den hohen Stämmen der Tannen verschwunden war.
„Deine Kleider werden bald trocken sein.“
Ihr Kopf fuhr zu Joesin herum. Er ging vor ihr auf ein Knie und hielt ihr den Wasserschlauch hin. „Trink etwas.“
Mit zitternden Fingern nahm Moa den Wasserschlauch aus seinen Händen entgegen und führte ihn an ihre Lippen. Sie trank ein paar Schlucke und reichte ihn dann an Joesin zurück.
„Du auch“, sagte sie. Selbst aus ihrer Stimme konnte sie das Beben nicht verbannen.
Joesin nahm den Wasserschlauch und trank. In seinem Gesicht lag Besorgnis. „Dir ist kalt. Hier.“ Mit einer fließenden Bewegung zog er sein Hemd über den Kopf und reichte es ihr. „Zieh das über.“
Der Anblick seines nackten, mit Narben überzogenen Oberkörpers raubte ihr den Atem.
Anstatt nach dem Hemd in Joesins ausgestreckter Hand zu greifen, ging sie auf die Knie, rückte näher zu ihm heran und streckte eine Hand nach seiner Haut aus. Die Decke rutschte von ihren Schultern, doch sie beachtete es nicht.
Das Feuer warf flackernde Bilder an die Wände und der Regen vor der Höhle prasselte auf Tannen und Waldboden. Joesin hatte sich keinen Zoll bewegt. Sein Atem ging schnell und sein Brustkorb hob und senkte sich im raschen Rhythmus. Moa ließ ihre Finger langsam über seine blasse Haut streichen, folgte den Pfaden, die die Narben darauf hinterlassen hatten.
Joesins Augen lagen gebannt auf ihrer Gestalt, als könne er nicht glauben, was geschah. „Moa“, flüsterte er heiser. „Du solltest nicht ...“ Seine Hand die das Hemd hielt, sank zu Boden.
Moa beugte sich vor und berührte mit ihren Lippen eine hässliche Brandwunde unterhalb von Joesins Schlüsselbein. Sie hörte wie er scharf die Luft einsog.
„Moa, du kannst nicht ...“ Joesin griff nach ihren Händen, die auf seinen Schultern lagen. Doch er schob sie nicht von sich, sondern hielt sie dort fest. Sein Körper war zum zerreißen gespannt, die Muskeln unter seiner Haut zuckten. Er hielt den Kopf gesenkt, als wage er nicht sie anzusehen.
„Was hast du?“, fragte sie besorgt.
Als Joesin aufsah, lag solch ein Begehren in seinen Augen, dass Moa die Luft wegblieb. Er hob eine Hand an ihre Wange. „Ich will dich nicht verletzen“, sagte er mit belegter Stimme.
Moa musste schlucken, doch dann lächelte sie. „Das wirst du nicht.“
Joesin schüttelte
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