Der Fluch des Koenigs
langsam den Blick. Sein weißes Haar stand ihm in alle Richtungen von Kopf.
„Mein König“, sprach der junge Mann mit zittriger Stimme. „Ich habe eine Nachricht von äußerster Dringlichkeit für Euch.“
Der König blinzelte verwirrt. „Dringlichkeit, Dringlichkeit“, wiederholte er mit dünner Stimme, als wolle die Bedeutung des Wortes sich ihm nicht erschließen.
Der Bote hob verunsichert den Kopf. „Ähm, ja mein König“, sagte er zaghaft.
„Na!“, Caruss schnellte auf seinem Thron nach vorne. Sein plötzlich klarer Blick ließ den Boten zusammenfahren. „Ähm, ja mein König?“, äffte er den jungen Alchemisten nach. „Ähm, ja!“
Der warf sich augenblicklich zu Boden. „Verzeiht mir, mein König“, rief er in das schmutzige Wachs.
Die anderen schwarzgewandeten Alchemisten blickten auf ihn herab, als sei er ein unwürdiges Insekt, das es zu zertreten galt.
Auf Caruss Gesicht erschien ein breites Grinsen, doch seine Augen blieben kalt. „Botschaft, ja?“, quäkte er.
Der Bote sah auf und räusperte sich. „Ja, mein König. Mit der ersten Dunkelheit der Nacht, kam eines eurer Aschewesen aus dem Tal der tausend Flüsse, dem Reich von König Mahn, dem - “
„Ich kenne den Kerl“, unterbrach Caruss ihn unwirsch. Mit seiner rechten Hand klopfte er ungeduldig auf die Armlehne des Throns. „Komm zum Punkt, Wurm. Sonst mache ich dich zu Asche.“
Aeshin konnte sehen, wie der junge Alchemist vor Schreck erstarrte.
Caruss lehnte sich genüsslich in seine roten Decken zurück. Mit dünnen Fingern zupfte und zog er an seinem weißen Bart, die wässrigen Augen auf den Boten zu seinen Füßen gerichtet. Für einen Moment herrschte Stille.
„Die Prinzessin ist entführt worden“, platzte es aus dem jungen Alchemisten heraus. „Man hat sie von ihrer Terrasse geraubt, in der Nacht vor der Hochzeit.“
Aeshins Knie gaben nach. Sie zog sich hinter die Säule zurück und lehnte sich schwer dagegen. Das waren schreckliche Nachrichten.
„Wieso, wieso, wieso, wieso ... ?“ Caruss Stimme taumelte durch den Saal wie ein verirrtes Kind. Dann, plötzlich, erschütterte sein Brüllen den Raum. „WIESO?“
Aeshin zuckte zusammen. Ihr Herz schlug mit einem Mal so laut, dass es ihr schwerfiel, die nächsten Worte des Aschejägers zu hören. So schnell sie konnte, schlich sie zwei Säulen weiter auf den Thron zu.
Die Worte des jungen Alchemisten überschlugen sich. „... suchen König Mahns Soldaten das gesamte Tal ab und auch die Berge dahinter, aber sie konnten bisher keine Spur von der Prinzessin finden.“
Der König kämpfte mit den Samtdecken. Er hatte sich darin verstrickt und kam nicht mehr frei. „Wieso, wieso, wieso ...“, murmelte er immerfort, während seine Augen trübe wurden.
Die Alchemisten standen ratlos daneben. Einige warfen sich nervöse Blicke zu, doch keiner von ihnen wagte, sich zu rühren.
„Wieso, wieso, wieso ...“ Caruss Stimme klang so weinerlich, dass Aeshin befürchtete, er würde in Tränen ausbrechen.
Da trat ein Schatten hinter dem Thron hervor. Die Alchemisten machten ihm umgehend Platz. Ein Tropfen heißen Wachses fiel auf Aeshins Hand. Es brannte, doch sie biss die Zähne zusammen, den Blick starr auf die Person gerichtet, die den König aus seinen Decken befreite.
„Mein König, beruhigt Euch.“
Caruss sah zu dem Mann auf, der aus den Schatten getreten war. Er war in eine schwarze Uniform gekleidet, auf deren Brust drei dunkelrote, gezackte Streifen prangten.
Der König begann zu lächeln. „Dargaros“, sagte er, wie ein altes Giftweib, dem eine besonders tödliche Mischung gelungen war.
Der Aschejäger senkte den Kopf, sein Gesicht lag halb in Dunkelheit gehüllt. „Zu Euren Diensten, mein König.“
Aeshin schauderte. Dargaros hatte eine Stimme, die sich unter ihre Haut fraß, wie ein Reibeisen.
Der König hob eine Hand und legte sie auf die Seite von Dargaros Gesicht die im Schatten lag.
Aeshin schaute zu dem blonden Alchemisten in goldenen Roben. Yhenn Vendaris hatte sich gut unter Kontrolle, doch als ihre Blicke sich trafen, entglitten auch ihm für einen Lidschlag die Züge und Aeshin sah den Schrecken in seinen Augen.
„Sie haben sie entführt“, jammerte der König.
Dargaros drehte sich langsam zu dem jungen Alchemisten um, der zitternd vor den Stufen der Thronplattform kauerte. Die entstellte Seite seines Gesichts leuchtete rot im Kerzenlicht. Aeshin wandte rasch den Blick von ihm ab.
„Wer hat die Prinzessin entführt?“,
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