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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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ihre Lage amüsant oder traurig finden sollte.
    Moas Zähne mahlten knirschend aufeinander. „Mach mich los!“, rief sie und hielt den gefesselten Arm anklagend hoch. Das Band war so eng geworden, dass es in ihr Fleisch schnitt und das Blut abschnürte. Die Spitzen ihrer Finger waren bereits taub.
    Joesin trat langsam aus dem Schilf hervor und kam mit steifen Schritten auf sie zu. Auf halbem Weg ließ er die Rebhühner und Pflanzen achtlos fallen, bis er kurz vor ihr zum stehen kam. Sein Gesicht wirkte hart und abweisend und in seinen grünen Augen lag ein kalter Glanz.
    Moa hatte sich unmerklich geduckt, als sein Schatten auf sie fiel, doch sobald es ihr bewusst wurde, stellte sich gerade hin und schob trotzig ihr Kinn vor.
    „Meine Name“, sagte er, „ist Joesin.“ Blitzschnell griff er nach ihrer gefesselten Hand.
    Moa zuckte erschrocken zurück, doch er hielt ihr Handgelenk in eisernem Griff. Seine Finger fuhren direkt vor ihren Augen die verwobenen Muster des Seidenbandes nach, fast so, als hielten sie ein stummes Zwiegespräch mit dem Netz. Sein Gesicht hatte einen konzentrierten Ausdruck angenommen, während er an der Seide zupfte und zog.
    Moa hielt den Atem an und beobachtete, wie sich die kompliziert verknüpften Bänder unter Joesins Berührungen lockerten. Als sie weit genug waren, um nicht mehr zu schmerzen, nahm Joesin ihre Hand in seine und massierte sie sanft. Moa wollte sie ihm gerade entreißen, da führte er sie an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf ihre Knöchel. Ein boshaftes Glimmen lag in seinen Augen.
    Moa stockt der Atem. Rasch zog sie ihre Hand weg. „Was sollte das?“, zischte sie.
    Ein betroffener Ausdruck zuckte über Joesins Züge, doch er hatte sich sofort wieder in der Gewalt. „Ich wollte sichergehen, dass das Gefühl zurück ist.“ Er bückte sich nach seiner Hirschlederjacke zu ihren Füßen und legte sie sich um die Schultern. „Es sieht ganz danach aus.“
    Moa machte einen Schritt von ihm weg. „Ich meinte das hier“, rief sie und hielt sie das grüne Seidenband hoch.
    Joesin schlenderte zu seinem Bündel im Gras und begann die Knollenpflanzen, die er dort hatte fallenlassen, von ihren langen Blättern zu befreien. „Ich hielt es für eine gute Idee, dich nicht an das Schilfmeer zu verlieren, während ich jage.“
    Moa wollte etwas Bissiges entgegnen, doch ihr fielen keine passenden Worte ein. Sie sollte ihn täuschen, überlegte sie, ihn davon überzeugen, dass sie niemals an Flucht denken würde, damit er sie wieder losband.
    „Ich“, begann sie und hoffte, dass ihre Stimme aufrichtig klang. „Ich würde niemals versuchen zu fliehen.“
    „Natürlich nicht, Prinzessin.“ Der Hohn in Joesins Stimme trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. „Wohin solltest du auch gehen?“
    Moa starrte ihn an. „Einfach nur weg.“
    Joesin zuckte mit den Schultern und machte sich daran den toten Rebhühnern die Federn auszureißen. Angewidert wandte Moa sich ab.
    Es dauerte nicht lange, bis die Rebhühner, geköpft, gerupft und entbeint waren. Die gelben Knollen der Pflanzen steckte Joesin in ihre Körper und mit einem großen abgebrochenen Ast und einigen trockenen Schilfrohren gelang es ihm, ein Feuer im Schutz der Baumstämme zu entfachen.
    Moa sprach die ganze Zeit über kein Wort und hielt sich so weit von ihm entfernt, wie es das grüne Band erlaubte. Sie hockte an einen Baum gelehnt da und betrachtete trübselig ihre Umgebung. Von ihrer leicht erhöhten Position konnte sie die Bergkette im Westen sehen, die das Tal der tausend Flüsse umringte. Es sah gar nicht so weit entfernt aus. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie ein Tagesmarsch von dem Gebirge trennt, hätte sie geglaubt, es innerhalb weniger Stunden erreichen zu können. Sie schaute nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen, und ihre Augen erblickten nichts als grünbraunes, wogendes Schilf.
    Aus Erzählungen wusste sie, dass das Schilfmeer so weit reichte, dass man mit einem Boot sechs ganze Tage unterwegs war, bis man an sein Ende gelangte. Die tausend Flüsse, die sich aus dem Tal in die Ebene ergossen, sammelten sich im Schilf zu einem einzigen brausenden Strom zusammen, dem Rugafluss. Dort, wo das Schilf aufhörte und der Ruga hervortrat, begann das Reich von König Ruwah. Wenn es ihr gelänge in sein Reich zu fliehen, würde er sie rückhaltlos unterstützen. Bis dahin musste sie es nur bewerkstelligen, dieses schreckliche Band um ihr Handgelenk loszuwerden.
    Moa seufzte. Sie fuhr mit den Händen

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