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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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durch ihr Haar und stellte missmutig fest, dass es von der Nacht auf dem Boden verfilzt und voll Knoten war. Zu allem Überfluss hingen kleine Zweige und Blätter zwischen den blonden Strähnen. So gut sie konnte kämmte sie die Haare mit den Händen durch und flocht sie im Nacken zu einem festen Zopf.
    Kaum war sie fertig, stieg ihr der Duft von gebratenem Fleisch in die Nase. Ihr Magen antwortete mit einem Rumoren wie bei einem kleinen Erdbeben.
    Moa schämte sich dafür, dass sie das Rebhuhn so unsittlich hinunterschlang, doch sie hatte zu großen Hunger und es schmeckte einfach zu köstlich. Die gelben Knollen, die Joesin in die Rebhühner gesteckt hatte, waren süß, aber auch scharf, und das Fleisch war von ihrem Geschmack durchtränkt und herrlich saftig.
    Sobald Joesin fertig gegessen hatte, packte er das Bündel zusammen und ging zu dem Ast, an dem er Moa festgebunden hatte. Sie war noch immer damit beschäftigt den Bratensaft, der an ihren Händen klebte, am Gras abzuwischen und als sie wieder aufschaute, hatte Joesin sich das andere Ende des Seidenbandes um sein eigenes Handgelenk geschlungen. Das Bündel hing über seiner Schulter. Er sagte nichts, sondern wies nur mit dem Kopf in Richtung Osten auf das Schilfmeer.
    Moa erhob sich langsam und stemmte die Hände in die Hüfte. „Du wirst mich nicht wie eine Gefangene gefesselt hinter dir her schleifen.“ Sie hatte entschlossen klingen wollen, doch stattdessen hatte sie sich angehört wie ein trotziges Kind.
    Joesin zerrte hart an dem grünen Band. Moas Arm wurde nach vorne gerissen und sie stolperte gegen ihren Willen einen Schritt auf ihn zu. Seine Mundwinkel waren in der Andeutung eines Lächelns verzogen und die silbernen Splitter in seinen Augen schienen für einen Moment zu funkeln.
    „Heute Nacht werden wir fliegen.“
    Moas Gesichtszüge entglitten ihr. Sie fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. „Ich will nicht fliegen“, flüsterte sie matt.
    Joesins Lächeln wurde eine Spur breiter. „Es wird dir gefallen.“ Dann drehte er sich um und zog sie mit sich in das Schilf, das sie umgehend verschluckte.
    Moa taumelte hinter ihm her und versuchte so weit Abstand zu lassen, wie es das Band erlaubte. Drei Schritte trennten sie von Joesin, der die Schilfrohre in ihrem Weg auseinander bog.
    Nachdem sie eine Weile ertragen hatte, dass die Rohre direkt vor ihrem Gesicht wieder zurückschnappten, bemühte sie sich dichter hinter ihm zu bleiben und im Schutz seines Rückens weiterzulaufen.
    Geistesabwesend nestelten ihre Finger an dem Band um ihr Handgelenk. Ihre Haut juckte unter der grünen Seide. Von einer drängenden Unruhe erfasst, schob und zog sie das kunstvoll geflochtene Band vor und zurück. Die Erniedrigung, die es ihr beibrachte, brannte wie eine Wunde in ihrer Brust und das Gefühl war weit schlimmer als hinter den Flügeltüren einer Terrasse von der Welt weggesperrt zu sein. In hilfloser Wut zerrte sie an der grünen Seide, doch die Schlingen wurden nur enger und kniffen in ihre Haut.
    Plötzlich hielt Joesin mitten im Schritt inne und drehte sich zu ihr um. Vollkommen überrumpelt stieß Moa gegen seine Brust.
    Joesin griff wortlos nach ihrem Handgelenk und lockerte das Band mit geschickten Fingern. Dann drehte er sich um und stapfte weiter.
    Moa starrte auf ihre Hand. Der sanfte Druck seiner Finger war noch immer wie ein Kribbeln auf ihrer Haut zu spüren. Entgeistert strich sie darüber, als sei es ein Schwarm lästiger Mücken, den es zu vertreiben galt.
     
    Gegen die Mittagszeit wurde der Boden feuchter, bis Moas Schuhe schließlich vollkommen durchnässt waren. Joesin ging langsamer und sie musste sehr auf ihre Füße achten, die immer mehr in dem nun schlammigen Untergrund versanken. Schlingpflanzen breiteten sich fächerartig über den Boden aus, wanden sich um Moas Knöchel und versuchten sie festzuhalten.
    Sie nahm das Seidenband über ihrem Handgelenk in ihre Faust, um zu verhindern, dass es sich erneut zuzog, und hob die Füße geflissentlich, so dass keine Gefahr bestand, dass sie fallen und Joesin versehentlich berühren würde. Wenigstens standen die Schilfrohre weniger dicht, so dass sie sie nicht länger zur Seite biegen musste.
    Dann, ganz plötzlich, hörte das Schilf auf und sie standen am schlammigen Ufer eines breiten Flussarms. Am südlichen Ende verschwand er hinter einer scharfen Biegung, in nördlicher Richtung wand er sich dahin, bis das Schilf sein Wasser verschluckte. Moa machte einen Schritt rückwärts.
    Der

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