Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
Vom Netzwerk:
Beinen, erhob sich geschmeidig und zog sie auf seinen Rücken.
    „Schlaf“, hörte sie ihn noch sagen. Die Lichtung im Mondlicht verdunkelte sich und verschwand bald ganz hinter ihren Augenlidern. Moa legte ihren Kopf auf Joesins Schulter und ließ sich von seinen Schritten in den Schlaf schaukeln.
     
    Ihr Kopf rollte auf Joesins Schulter hin und her, während er sie sicheren Schrittes den Hang hinauf trug. Moa blinzelte müde. Da waren Nebelschleier und das Klackern von Steinen über schroffem Fels. Ein Bach gurgelte den Abhang neben Joesins Füßen hinunter und glitzerte im hellgrauen Licht des nahenden Tages. Moa öffnete träge ihre Augen und erhaschte einen Blick auf taunasse Bäume, die den schmalen Geröllhang säumten, über den der Bach floss und sprang. Wenn die Herbstregen einsetzten, würde er den gesamten Hang ausfüllen und Kiesel, Felsen und Bäume mit sich ins Tal reißen.
    Moa kannte die Art, wie aus winzigen Rinnsalen gefährliche, unbeherrschbare Wasserfluten werden konnten nur zu gut aus dem Tal der tausend Flüsse. Nachdem die ersten Stürme im Spätsommer im Gebirge wüteten, schwollen die Wasserfälle, die von den Bergen ins Tal flossen, an und speisten die tausend Flussarme mit Regenwasser, bis diese über ihre Ufer traten. Wenn dann die Stürme im Herbst das Tal selbst erreichten, gab es für die Wassermassen kein Halten mehr. Das allgegenwärtige Rauschen, Brausen, Säuseln, Wispern und Gluckern erfüllte dann das Tal wie eine Herbstmelodie, die Moa in so mancher Nacht in den Schlaf gewiegt hatte. Als Kind hatte sie geglaubt die Stimme ihrer Eltern in den Geräuschen fließender Wasser hören zu können, die ihr Geschichten von Geborgenheit und Liebe erzählten. Auch wenn Moa Angst hatte, selbst ins Wasser zu steigen, waren die Laute, die es erzeugte der schönste Klang den sie sich vorstellen konnte.
    Die Laubbäume an den Seiten des Bachlaufes wurden von Lärchen, Tannen und Fichten abgelöst, je höher Joesin sie den Berg hinauftrug. Obwohl die Sonne bereits am Himmel stehen musste, fand kein Strahl einen Weg durch die dichte, graue Wolkendecke, die mit düsteren Versprechen, auf die ersten Spätsommergewitter, über ihren Köpfen hing.
    Der Flusslauf machte eine Biegung um mehrere große Tannen. Sobald Joesin sie erreicht hatte, bedeutete er Moa abzusteigen. Sie fiel mehr von seinem Rücken, als dass sie stieg, ihre Gelenke steif und die Muskeln hart und verkrampft von der unbequemen Schlafposition.
    Joesin legte einen Finger über seine Lippen und zog sie neben sich hinter einen der großen Nadelbäume. Er legte den Rucksack neben sich auf den Boden und spähte zwischen den Tannen hindurch.
    Moas Knie schabten unangenehm über den felsigen Boden, als sie sich neben Joesin in den Schutz der Tannen kauerte. Sie blinzelte den letzten Schlaf aus ihren Augen. „Wo sind wir?“, flüsterte sie ungehalten.
    Joesin sah gar nicht müde aus, nur etwas angespannt. Sein Haar war zerzaust und feucht von Tau. Er wischte es sich mit einer lässigen Geste aus der Stirn. „Die Hütte“, sagte er bloß.
    Moa rappelte sich auf und erkannte ein kleines Haus aus dicken Baumstämmen, das frei auf einem Felsplateau stand. Es sah schäbig aber intakt aus. Hinter der Hütte ragte eine Felswand gleich einer unüberwindlichen Mauer steil in den Himmel hinein. Alle Tannen in einem Umkreis von zwanzig Schritt um die Hütte waren gefällt worden, ihre Stümpfe ragten wie abgebrochene Zähne aus dem Boden.
    „Ich werde näher herangehen“, sagte Joesin und erhob sich. „Warte hier und mach kein Geräusch.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verschwand gebückt zwischen den Tannen.
    Moa blieb frierend zurück und kauerte sich hinter einem der Stämme zusammen. Ohne es zu merken, dämmerte sie kurz darauf ein.
    Eine Hand, ein sanftes Rütteln an ihrer Schulter. „Was?“, fragte Moa fahrig, für den Moment orientierungslos. Sogleich spürte sie, wie sie angehoben wurde, als Joesin sie auf seine Arme nahm und zwischen den Bäumen hindurch zur Hütte trug.
    „Ich kann laufen“, brummte Moa und kämpfte damit, die Augen zu öffnen.
    „Natürlich“, murmelte Joesin, machte jedoch keine Anstalten sie abzusetzen.
    Die Tür der Hütte öffnete sich mit einem Knarren. Kurz darauf spürte Moa, wie sie sanft auf ein Lager aus Stroh gelegt wurde. Sie rollte sich auf die Seite und betrachtete mit halb geschlossenen Augen, wie Joesin Holz in einer Feuerstelle aufschichtete und entzündete.
    Nach wenigen

Weitere Kostenlose Bücher