Der Fluch des Koenigs
auf. Bei dem Anblick der vielen Speisen lief Moa augenblicklich das Wasser im Mund zusammen.
Die ältere Frau bemerkte sie und lächelte ihr zu. „Guten Mittag, Prinzessin.“
Mao rieb sich die Augen und sah sich aufmerksam in der Hütte um. Durch die Fenster neben der Tür drang ein trübes Licht. Der Himmel dahinter war mit einem dichten Teppich aus hellgrauen Wolken bedeckt, durch die die Sonne nur spärlich leuchtete. Um die Rahmen der Fenster konnte sie verschiedene Laubbäumen erkennen. Ihre langen Zweige schwangen im Wind und kratzten über das Glas der Scheiben, als bäten sie um Einlass vor einem nahenden Sturm.
„Wo ist Joesin?“
Elora strich sich die Schürze glatt und wies mit dem Kopf zur Tür. „Er sieht nach den Fallen“, sagte sie und schnitt dicke Scheiben vom Brot ab.
„Hm“, machte Moa und starrte auf das Essen. Der Duft lockte sie zu sich. Sie schwang die Beine aus dem Bett, griff nach dem dunkelgrünen Kleid, das Elora ihr auf die Decken gelegt hatte, und streifte es über. Es war nur ein bisschen zu groß, aber es fühlte sich gut an auf ihrer Haut. Viel besser als der raue Stoff der Kleidung, die Joesin ihr gegeben hatte.
Sie schlüpfte in die Stiefel, die Elora ihr ebenfalls vor das Bett gestellt hatte, und ging zum Tisch. Nur mit Mühe konnte sie sich zurückhalten nicht sofort zuzugreifen. Stattdessen setzte sie sich auf den Stuhl der der Tür gegenüber stand und starrte wie hypnotisiert auf die Speisen.
„Lebst du allein?“, fragte sie, um sich von dem überwältigenden Hungergefühl abzulenken.
Elora holte einen flachen Teller aus dem Regal und stellte ihn vor sie hin. „Manchmal kommt es mir so vor.“
Moa sah verwirrt auf.
„Mein Mann ist häufig unterwegs“, erklärte Elora. „Er bringt gerade die Felle in die Stadt. Und meine Töchter sind beide schon erwachsen und haben eigene Kinder. Wie das so schnell passiere konnte, ist mir noch immer ein Rätsel.“ Sie seufzte und wies auf die Speisen. „Greif zu.“
Das ließ Moa sich nicht zweimal sagen. Doch dieses Mal nahm sie sich Zeit und genoss jeden Bissen, den sie sich in den Mund steckte.
Sie schluckte gerade das letzte Stück Brot herunter, da öffnete sich die Tür mit einem Knarren und Joesins Gestalt erschien im Rahmen. Er blieb stehen und sah still zu ihnen hinüber. Über seiner Schulter hingen zwei tote Biber und ein Hase.
„Bist du ausgeruht?“, fragt er, ohne jegliche Begrüßung.
Moa schwieg.
Elora, die in ihrer Bewegung inne gehalten hatte, musterte ihren Neffen aus zusammengekniffenen Augen. „Höflichkeit“, sagte sie und schüttelte den Kopf, „war noch nie eine deiner Stärken.“
Joesin blinzelte. „Könnte sein“, sagte er unbeeindruckt. Dann legte er die toten Tiere mitten auf den Tisch. Elora verdrehte die Augen.
„Bist du fertig?“, fragte er Moa.
„Wenn ich jetzt nein sage“, fragte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, „darf ich dann bleiben?“
In Joesins Augen blitzte es. „Es ist noch etwas Seide über.“ Er lächelte gefährlich. „Ich könnte ein neues Band knüpfen.“
Moa sprang auf. Sie hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. Innerlich schalt sie sich eine Närrin, dass sie nicht zuvor versucht hatte zu fliehen. Es wäre ihr bestimmt gelungen Elora zu entkommen.
Joesin betrachtete ihre mühsam unterdrückte Wut mit milder Belustigung. „Gut.“ Er schlenderte zur Tür und lehnte sich lässig an den Rahmen. „Dann lass uns gehen.“
Elora hatte begonnen das restliche Brot und den Käse in ein Tuch einzuschlagen und legte sie beiseite. „Ich will sichergehen, dass du nicht hungern musst“, erklärte sie Moa und fuhr fort, das Fleisch in ein Öltuch zu wickeln, „wenn er dich wie ein Verrückter durch die Lande schleppt.“ Der mahnende Ton in der Stimme richtete sie sich an Joesin. „Mittlerweile hat sich die Nachricht der Entführung weit genug verbreitet, um euch sämtliche Soldaten und Aschewesen auf den Hals zu hetzten. Von den Gesetzlosen, die in den Wäldern ihr Unwesen treiben, einmal abgesehen.“
Elora schüttelte den Kopf, hob einen Rucksack vom Boden auf den Tisch und verstaute das eingeschlagene Essen darin. „Dieser Wald ist kein Ort für eine Prinzessin, Joesin.“ Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. „Gib gut auf sie acht.“
Zu Moas Überraschung sah Joesin auf. „Ihr wird nichts geschehen“, sagte er leise und sah Moa auf eine Art an, die sie zutiefst verwirrte.
Elora nickte zufrieden und fuhr fort den Rucksack mit
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