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Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Augenblicken brannte das Feuer hell und warm und erleuchtete den Innenraum der Hütte, der sonst nur von dem spärlichen Licht erhellt wurde, das durch ein kleines, schmutziges Fenster drang.
    Außer dem Strohlager und der Feuerstelle, über der ein großer Kessel hing, befanden sich lediglich ein Tisch und ein Stuhl im Raum. Ihr Holz war rissig, fast schon moderig und von Insekten zerfressen. An der Wand neben der Feuerstelle baumelten verbeulte Töpfe und Pfannen. Es roch leicht muffig und an einigen Stellen tropfte Wasser durch die Decke, doch das Stroh, auf dem Moa lag, war trocken und weich und um einiges bequemer als Joesins Rücken.
    Joesin hatte sich neben das Feuer gekniet und machte sich an der Holzwand zu schaffen. Moa konnte nicht sehen was er tat, doch nach wenigen Momenten förderte er eine Art langen Sack zutage. Zum Vorschein kamen ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen darin. Joesin erhob sich und zog etwas aus dem Rucksack, das für Moa aussah wie eine gewöhnliche Schnur.
    Nach kurzem Überlegen warf er ein weiteres Scheit auf das Feuer. „Ich werde nicht lange fort sein“, sagte er knapp.
    Moa richtete sich auf. „Wo gehst du hin?“ Innerlich verfluchte sie sich für die Angst, die in ihrer Stimme mitklang. Sie sollte froh sein, wenn der Mann von den Klippen verschwand.
    Joesin hielt inne. Er löste die eingerollte Decke vom Rucksack und ging neben Moa in die Hocke. Sorgsam breitete er die Decke über sie aus. „Schlaf“, sagte er.
    Die zärtliche Geste überraschte Moa so sehr, dass sie sich nicht einmal wehrte, als Joesin sie zurück auf das Lager drückte. Er sah ausgeruht aus, nicht so, als sei er die letzte Nacht mit ihr auf dem Rücken durchmarschiert. Der warme Schein des Feuers tanzte über sein Gesicht und lies die scharfen Züge sanfter erscheinen. Fast wie von selbst, hob Moa ihre Hand an seine Wange und berührte zögerlich die Stelle, wo er Augenringe hätte haben sollen und weiter unten die Stelle neben seinem Mundwinkeln wo eine feine Falte zurückblieb, wenn er so ernst schaut wie in diesem Moment. Seine Haut war rau von den dunklen Stoppeln, die sich auf seinen Wangen zeigten.
    Joesin war unter ihrer Berührung vollkommen still geworden.
    „Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“, fragte Moa.
    Ein schmerzhafter Ausdruck verdunkelte seine Züge, wie ein plötzliches Gewitter.
    Erschrocken zog Moa ihre Hand zurück. Aus einem ihr unerfindlichen Grund tat es ihr plötzlich Leid, dass sie die Frage gestellt hatte. Sie wollte noch etwas sagen, doch Joesin hatte sich bereits erhoben. Er schnappte sich Bogen und Köcher vom Tisch. „Ich werde bald zurück sein“, sagte er über die Schulter.
    Im nächsten Moment war er im grauen Morgen verschwunden. Die Tür fiel mit einem dumpfen Schlag hinter ihm zu.
    Moa blieb allein zurück, aufgewühlt und verletzt, ohne zu verstehen, was geschehen war. Sie hätte ihre Hand nicht ausstrecken, hätte ihn nicht berühren sollen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
    Das kleine Feuer schaffte es nicht annähernd, die Kälte aus der Hütte, geschweige denn aus ihrem Körper zu vertreiben. Moa wickelte sich enger in den Umhang, den Elora ihr gegeben hatte, und zog die Decke bis an ihr Kinn. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, doch sie drängte es zurück und schloss die Augen fest zu. Die Hände als Kissen unter den Kopf geklemmt, schlief sie dank ihrer Erschöpfung schnell ein.
     
    Sie befand sich auf einer weiten, leeren Fläche. Schnee fiel vom Himmel, bedeckte den Boden und ihre nackten Füße. Alles war von einem bleichen Licht erfüllt, das von überall her durch den Flockenfall zu dringen schien. Träge schwebte der Schnee durch die Luft und landeten auf ihrer Haut. Es fühlte sich seltsam an.
    Moa wollte sie wegwischen, doch als ihre Finger über die Flocken strichen, wurde der Schnee zu Asche. Es regnete kalte, graue Asche. Sie sank vom Himmel und verwandelte die Welt in einen trostlosen Ort.
    Das Gewicht der Asche lastete schwer auf Moa und ihr war, als würde sie in einem Sumpf versinken. Was würde geschehen, wenn die grauen Flocken sie gänzlich bedeckte? Hilfesuchend drehte Moa sich nach allen Seiten um.
    In einiger Entfernung erspähte sie eine Gestalt, die durch den dichter werdenden Ascheregen auf sie zuwankte. Die Gestalt hielt den Kopf gesenkt, doch an den Schultern und dem Haarschopf erkannte sie ihn. Joesin.
    Moa rannte auf ihn zu. Ihre Schritte wirbelten die Asche vom Boden auf und ließen sie in

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