Der Fluch des Koenigs
verleihen. „Es war grauenvoll“, flüsterte sie und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Ich wusste nie, wo ich war. Nur wenn wir rasteten und er mir zu essen gab, war ich bei Bewusstsein.“
Auf Dargaros Gesicht spiegelte sich unverhohlenes Misstrauen. Moa nahm all ihren Mut zusammen. „Ich hoffe, Ihr findet ihn und bringt ihn zur Strecke“, sagte sie mit einem Hass, der in Wahrheit Dargaros galt.
Der zweifelnde Blick des Aschejägers wurde von einem Ausdruck tiefer Verachtung weggespült. „Der Verräter wird leicht zu finden sein. Ich rieche sein Blut über Meilen hinweg.“ Seine Stimme senkte sich zu einem heiseren Flüstern. „Und er blutet viel.“
„Gut“, würgte Moa hervor und wandte sich abrupt ab. Sie floh zum Fenster und legte ihre Hände an das kühle Glas.
Dargaros trat von hinten an sie heran. Moa konnte spüren, wie er mit einer Hand über ihr Haar fuhr. „Ihr und ich“, kratzte seine Stimme. „Wir waren einst verlobt, wusstet Ihr das?“
Moa versteifte sich. Ihr Atem erzeugte feuchte Schleier auf der Fensterscheibe. „Was sagt Ihr da?“
„Es ist wahr, meine Schöne.“
Moa drehte sich langsam um.
Dargaros hielte eine ihrer Haarsträhne in seinen Fingern. Er führte sie an seine wulstigen Lippen und saugte das blonde Haar mit spitzer Zunge in den Mund. Genüsslich langsam zog er die feucht glänzende Strähne wieder zwischen seinen Lippen hervor.
Moa konnte sich vor Ekel kaum regen. Dargaros Gesicht befand sich so nahe vor ihrem, dass sie seinen Atem riechen konnte. Er stank nach Blut und vermoderten Knochen.
Dargaros grinste unverschämt, wobei sich die vernarbte Haut auf seiner linken Wange wie knittriges Papier zusammenzog. „Denkt darüber nach, Prinzessin. Wäre es nicht wunderbar, unsere vergessene Verlobung zu erneuern. Es wäre doch schade, so eine hübsche Zuchtstute an einen Schwachsinnigen zu verschwenden, bloß weil der Verstand seines Vater sich ebenfalls in Asche auflöst.“
Moa fehlten die Worte. Sie konnte nichts tun, als den Aschejäger anzustarren.
„Ich finde Gefallen an Euch“, murmelte Dargaros, der sich an ihrem Entsetzen redlich weidete.
„Das ...“, Moa schluckte und räusperte sich. „Das wird niemals geschehen.“ Sie machte einen Schritt vom Aschejäger weg. „Mein Onkel würde es nicht zulassen. Caruss würde es nicht zulassen.“
Dargaros ließ sich von ihren Worten nicht beeindrucken. „Ich sehe, dass Ihr mir nicht glauben könnt“, sagte er mit gespieltem Bedauern. Dann packte er ihren Arm. „Kommt Prinzessin“, zischte er. „Ihr sollt erfahren, aus welchem Stoff ich gemacht bin.“
Kapitel 13
Niemals hätte er befürchtet, dass es so schwer sein würde zurückzukehren.
Drei Tage hatte er damit verbracht durch Wälder und Berge zu eilen, um falsche Fährten für Dargaros zu legen, um ihn in die Irre zu führen. Der Aschejäger war vorerst gut beschäftigt.
Doch nun stand er bereits seit Stunden hier und blickte auf das Fischerdorfe, ohne den Mut aufzubringen, den Kieferwald zu verlassen und die nassen, salzigen Straßen zu betreten, die zwischen den Steinhäusern in den Fels gehauen waren.
Es herrschte eine bedrückte Stimmung, die von den schweren Gewitterwolken, die über dem Meer hingen, noch verstärkt wurde. Alles schien grau zu sein in den steilen Straßen und auf den Treppen des Fischerdorfes.
Dennoch fühlte es sich gut an zu Hause zu sein. Der Geruch des Salzes, den der Wind vom Meer hinüberwehte, die Schreie der Möwen über ihm und die Geräusche der Wellen, die an die Klippen schlugen, brachten Erinnerungen zurück, die er für immer vergessen geglaubt hatte.
Er drückte sich nahe an einer Hauswand vorbei und stieg vorsichtig eine schmale Treppe hinab, die von Algenresten und Feuchtigkeit glitschig war wie die Haut eines Fisches.
Da es Mittag war, befanden sich die Kinder unten am Strand, um Muscheln und Krabbeln zu sammeln, und die Männer und Frauen waren mit den Fischerbooten auf dem Wasser oder bestiegen die Klippen, wo sie sich abstießen und in die Brandung sprangen.
Das Klippenspringen war lebensgefährlich, es erforderte Mut und Geschick. Doch es wurde ebenso reich belohnt, denn die dicken Perlen der Bogamuscheln fanden sich nur dort an den Felsen, wo die Wellen mit aller Macht aufschlugen. Die Einzigen, die sich um diese Zeit im Dorf aufhielten, waren ältere Menschen, Kranke und die, die sich um die ganz kleinen Kinder kümmerten.
Joesin folgte einer schmalen Treppe aus der natürlichen Senke, in
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