Der Fluch des Koenigs
König.“
Caruss raffte die Decken um seine Schultern. Er drehte sich um und tappte die Stufe zum Thron hinauf. Wie in Trance hielt er inne und glotzte auf die Blutlache, die aus der zerbrochenen Schüssel sickerte. Ein einfältiges, doch zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er drehte sich zu Dargaros um und starrte ihm mit der Intensität eines Irren ins Gesicht. „Ich will ihn haben“, flüsterte der König. „Er ist meine Kreatur. Ich habe ihn gemacht. Ob tot oder lebendig, ich will ihn wiederhaben!“
Dargaros lächelte boshaft. „Nichts lieber als das.“ Er machte einen Schritt auf den Thron zu und beugte das Knie. „Gebt mir den Oberbefehl über Eure Truppen, mein König, damit ich den Verräter Joesin und seine hinterhältige Sippe ein für alle Mal die Macht ihres Königs spüren lassen kann. Das Klippenvolk sträubt sich schon viel zu lange gegen Eure rechtmäßige Herrschaft.“
Caruss blinzelte irritiert. Was der Aschejägers verlangte, schien den alten Mann zu überfordern. „Die Truppen“, jammerte er. „Ich weiß nicht. Es sind meine Truppen. Balgar passt auf sie auf.“
Dargaros Stimme klang angespannt. „Natürlich sind es Eure Truppen, mein König. Wenn Ihr mich ließet, würde ich sie zu Eurem Sieg führen.“
Der König kaute auf seiner Unterlippe und starrte von Moa zu Dargaros und wieder zurück zu Moa, als erwarte er eine Antwort von ihr. Vollkommen hilflos überlegte sie, ob es etwas gab, das sie sagen konnte, doch ihr wollte nichts einfallen.
„Wo ist der Verbrecher?“, verlangte eine unbekannte tiefe Stimme zu wissen.
Mit wutverzerrtem Gesicht wirbelte Dargaros herum. „Wer wagt es zu sprechen?“, zischte er.
Ein Mann trat zwischen den Kerzenleuchtern hindurch. Er war in edle, reich verzierte Gewänder gekleidet. Langes, braunes Haar, das er in der Art des Adels von Cinann offen trug, fiel ihm bis auf die Schultern. Sein Bart schimmerte rötlich im Kerzenlicht und seine bernsteinfarbenen Augen blickten klug und freundlich.
„Herzog Halhan von Golin Dur.“ Unbeeindruckt von Dargaros Wut, schritt der Herzog bis zu Moa heran und verbeugte sich vor ihr. „Prinzessin Moa. Zu Euren Diensten.“
Nach einem Moment der Sprachlosigkeit, fand Moa ihre Stimme wieder. „Ich danke Euch, Herzog“, hauchte sie.
Herzog Halhan richtete sich auf und lächelte. Dann wandte er sich an Dargaros. „Euer Ehrgeiz und Euer Tatendrang sind legendär, Aschejäger. Aber Ihr werdet doch nicht ohne Beweise in den Krieg gegen ein ganzes Volk ziehen wollen?“
Dargaros musste seine Wut gewaltsam unterdrücken. „Meine Worte sind Beweis genug, Herzog. Mir scheint Euer Posten als Grenzwächter der Klippen hat Euren Blick für die Hinterhältigkeit ihrer Bewohner getrübt. Ich frage mich schon seit längerem, ob Ihr der Position dort noch gewachsen seid.“
Halhan wischte Dargaros Worte mit einer lässigen Geste beiseite. „Meine Fähigkeiten als Grenzwächter stehen nicht zur Debatte. Ich bitte lediglich um einen unumstößlichen Beweis über die Identität des Entführers.“ Er hielt kurz inne. „Damit ich meinen Männern sagen kann, wofür sie ihr Leben riskieren. Ihr versteht.“
Dargaros Stimme klang wie Fingernägel, die über glatten Schieferstein kratzten. „Sagt ihnen, sie riskieren ihr Leben für ihren König.“
Halhan nickte freundlich, als habe Dargaros ihm ein Kompliment gemacht. „Ich nehme an, der Entführer, dieser Joesin, befindet sich noch auf freiem Fuß?“ Er sah zu Moa hinüber. „Müssen wir uns um die Sicherheit der Prinzessin sorgen? Ich könnte durchaus ein paar Männer abstellen, die sich der Verfolgung annehmen, um - “
„Unsinn!“, fiel Dargaros ihm ins Wort. „Ich werde ihn persönlich jagen und vor den König schleifen.“
Halhan lächelte. „Das freut mich zu hören, Dargaros. Dann wird es mir eine Ehre sein, mich während Eurer Abwesenheit um das Wohl der Prinzessin zu kümmern.“ Er wandte sich dem Thron zu. „Mit Eurer Erlaubnis natürlich, mein König.“
Caruss betrachtete das Blut an seinen Füßen, als könne er sich nicht erklären, wie es dort hingekommen war. Beim Klag seines Namens blickte er auf und blinzelte verwirrt, bis seine Augen die des Herzogs fanden.
„Ja, ja“, murmelte er in seinen ungepflegten Bart. „Kümmern.“ Für einen kurzen Moment wurden sein Blick klar und suchte den von Dargaros, der stocksteif vor unterdrückter Wut dastand. „Bringt mir den Verräter, Dargaros. Bringt ihn mir
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