Der Fluch des Koenigs
Aschejägern, die im Gang Aufstellung genommen hatten, dann verschloss er die Tür.
Er nährte sich ihr mit der Langsamkeit eines überlegenen Raubtiers, das seine Beute in die Enge getrieben glaubt. Die Wut über die Ereignisse im Thronsaal sprach aus jeder seiner Bewegungen.
Moa musste all ihre Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht von dem Sessel aufzuspringen und vor ihm zurückzuweichen. Sie saß so steif, dass ihr Rücken schmerzte.
„Was führt Euch in meine Gemächer?“, fragte sie eisig.
Dargaros durchschritt den Raum als gehöre er ihm. Vor dem Feuer verharrte er und bedachte Moa mit einem durchdringenden Blick. Unfähig, länger sitzen zu bleiben, erhob Moa sich und ging um den Sessel herum. Mochte der Aschejäger denken, was er wollte, sie fühlte sich sicherer mit dem schweren Objekt zwischen ihnen.
„Scheu wie ein Reh“, murmelte Dargaros. Die dünnen Strähnen seines fettigen, schwarzen Haares verbargen die entstellte Gesichtshälfte nur spärlich. Die Narbenwülste zuckten unkontrolliert, als bereite es ihm Mühe, einen inneren Dämon zurückzuhalten. Lichtleeren Augen wanderten über Moas Körper. Es war als würden Heuschrecken über ihre Haut kriechen.
„Ihr seid eine würdige Jagdbeute, Prinzessin“, sagte Dargaros mit einer Stimme wie zertrümmertes Glas.
Moas Finger gruben sich in die Rückenlehne des Sessels. „Was wollt Ihr?“
Dargaros schlenderte zu ihr herüber. Blitzschnell schoss seine Hand vor. Bevor Moa ausweichen konnte, hatten seine Finger sich in ihr Haar gekrallt und rissen sie daran nach vorne. Moa schrie auf und prallte gegen die Rückenlehne des Sessels. Schmerz schoss durch ihre Kopfhaut.
„Still“, zischte Dargaros und zerrte brutal an ihrem Haar.
Moa unterdrückte einen Schmerzenslaut und fasste mit ihrer Hand nach den Haaren, die sich in Dargaros Griff befanden.
Mit einem Schritt stand er direkt vor ihr. Kalte Angst stieg in ihr auf, als Dargaros Gesicht sich dem ihren bis auf Zentimeter näherte. „Eure Blutergüsse sind verschwunden, Prinzessin.“ Sein saurer Atem streifte ihre Wange. „Es wäre doch schade, wenn ich neue hinzufügen müsste, nicht wahr?“
Moa versteifte sich und starrte in seine schwarzen Augen. „Weshalb solltet Ihr das tun?“
Dargaros grinste boshaft. „Es gibt ein paar Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte. Und Ihr, Prinzessin“, er wickelte ihre blonden Strähnen fester um seine Hand, „könntet mir dabei behilflich sein, die Antworten zu finden.“
Moa versuchte den Kopf zu schütteln. „Ich weiß nicht, was Ihr meint.“
Dargaros Augen leuchteten spöttisch auf, doch dahinter lauerte eine Drohung. „Wagt nicht, mich zu belügen“, flüsterte er mit einer Stimme, die wie Sandkörner über wunde Haut rieb. „Versucht nicht, mich zu täuschen.“
Moas Herz schlug wie wild, doch sie traf Dargaros Blick mit Verachtung. „Lasst. Mich. Los!“
Stahlharte Hände umklammerten plötzlich ihre Oberarme und drückten zu. „Ich stelle die Forderungen, Prinzessin“, fauchte Dargaros. „Wo verbirgt sich der Verräter Joesin?“
Moa unterdrückte ein Wimmern. „Woher soll ich das wissen?“, rief sie. „Ihr sollt mich loslassen!“
Wie ein Schraubstock drückten Dargaros Hände fester zu. Moa sog scharf die Luft ein. Der Aschejäger bemerkte ihre Reaktion mit grimmiger Zufriedenheit und seine Finger gruben sich noch tiefer in ihre Arme.
„Wie konnte er so schnell fliehen?“, kratzte seine Stimme. „Wie konnte er den Aschewesen ausweichen?“
Erst in diesem Moment begriff Moa. Dargaros wusste nichts von dem Greifen.
„Ich weiß es nicht“, stieß sie hervor. Es erforderte all ihre Kraft, nicht vor Schmerzen aufzuschreien.
Dargaros schüttelte sie, bis ihre Zähne aufeinanderschlugen. „Du lügst!“
Moa trat nach ihm. „Nein.“ Zu ihrer Überraschung ließ Dargaros sie tatsächlich los. Sie taumelte zwei Schritte zurück. „Ich lüge nicht“, wiederholte sie fest und rieb ihre wunden Arme. „Ich - “ Fieberhaft überlegte sie. Sie wollte Joesin auf keinen Fall an den Aschejäger verraten. Der Preis, den sie dafür zahlen müsste, wäre zu hoch.
„Ich war betäubt“, brach es schließlich aus ihr hervor. „Er... er hat mir die Augen verbunden und mich etwas trinken lassen. Danach kann ich mich an kaum etwas erinnern.“ Moa war sich ihrer Lüge so sehr bewusst, dass sie all ihre Angst und ohnmächtige Wut über ihre Lage aufbringen musste, um ihren Worten die nötige Glaubwürdigkeit zu
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