Der Fluch des Koenigs
beginnen!“
„Oh, Aeshin.“ Moa wischte sich eine Träne von ihrer Wange. Aeshins Zuneigung und Bereitschaft ihr so vorbehaltlos zu helfen, rührten sie.
„Was habt Ihr?“, fragte Aeshin bestürzt. „Prinzessin?“
Moa atmete tief durch und lächelte. „Ich sehe dich als meine Freundin, Aeshin. Bitte, nenn mich einfach nur Moa. Dieses ewige Prinzessin ist unnötig.“
Aeshin stutzte. „Gerne ... Moa.“ Doch dann grinste sie verschmitzt. „Also was ist es, das ich für meine neue Freundin tun kann?“
Moa ging zum Fenster hinüber und betrachtete den Horizont. Wie auf einen Wink der Götter hatten die schweren Wolken sich verschoben. Ein Band Himmel gab den Blick frei auf den runden Sonnenball, der sich etwa einen Fingerbreit über dem Horizont befand. Die Sonnenstrahlen beschienen die dicken, dunkelgrauen Bäuche der Wolken mit orangeroten Leuchten. Sie hingen über dem Land wie unheilverkündende Boten. Moa fröstelte, trotz ihrer zahlreichen Kleiderschichten.
„Es wird Sturm geben.“
Moa fuhr zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, wie Aeshin neben sie getreten war.
„Das Unwetter kommt vom Meer her. Wenn es auf die Gewitter trifft, die sich im Gebirge hinter den Klippen sammeln, wird es wüten wie eine Horde wildgewordener Bestien.“
Besorgt betrachtete Moa den Himmel. Der Sturm, der sich dort zusammenbraute, könnte durchaus zu einem ernsten Problem werden.
„Ich möchte in den Rosengarten.“ Eine von Aeshins Augenbrauen wanderte nach oben. „Ich muss dort auf eine der Mauern klettern.“ Nun hob sich auch die zweite Braue. „Mir ist klar, wie seltsam das klingt“, sagte Moa beschwichtigend. „Aber ich kann schlecht auf einen der Türme steigen. Die Wachen würden es nicht zulassen.“
„Was im Namen der Klippen hast du vor?“
Schmerzhaft wurde Moa bewusst, wie verrückt sie sich anhören musste. Würde sie sich an Aeshins Stelle glauben? Mit einem letzten Blick aus dem Fenster wandte sie sich zur Tür.
„Ich werde fliehen“, sagte sie über die Schulter. In dem Moment, in dem sie die Worte aussprach, merkte sie jedoch, wie unsicher sie sich fühlte. Was, wenn sie Rach nicht richtig verstanden hatte? Was, wenn sie sich in der Zeit geirrt hatte?
Unwillig ihren Ängsten Raum zu geben, ballte Moa die Fäuste und zwang sich ihre Zweifel zu ignorieren und das Pochen ihres Herzens zu ertragen. „Ich werde fliehen“, wiederholte sie noch einmal leise zu sich selbst.
Aeshin trat neben sie. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich Sorge und Zweifel, doch auch die Entschlossenheit Moa beizustehen. „In Ordnung“, sagte sie. „Lass uns gehen.“
Das blasse Licht des frühen Tages verbreitete eine seltsam drückende Stimmung im Rosengarten der Königin. Die schweren, grauen Wolken bedeckten den gesamten Himmel. Sie hingen so tief, dass Moa beinahe glaubte sie berühren zu können, wenn sie nur ihre Hand nach ihnen ausstreckte.
„Was nun?“, fragte Aeshin. Zweifelnd betrachtete sie die rosenbewachsene Mauer vor ihnen.
Moa warf einen kurzen Blick zu den Wachen, die am Eingang des Gartens stehen geblieben waren. Der Junge und der Greis waren hinter den Rosengewächsen, die zwischen ihnen und Moa lagen, kaum zu erkennen.
Vorsichtig streckte sie eine Hand nach den dicken Ranken der wild wachsenden Kletterrose aus. Es war schwierig die Finger zwischen die unzähligen Blätter und Dornen der Äste zu schieben, um einen festen Halt zu bekommen, ohne sich zu verletzen. Moas Hände fühlten sich plötzlich kalt und ungeschickt an und in ihrem Mund sammelte sich ein bitterer Geschmack. „Ich muss da hoch.“
Aeshin sah erst an der Mauer hoch und betrachtete dann Moas Gestalt von oben bis unten. „In dem Kleid?“
„Oh“, in ihrer Aufregung hätte Moa es beinahe selbst vergessen. „Nein, ich werde es ausziehen. Hilfst du mir mit den Knöpfen?“
Aeshin erstarrte. In ihrem Gesicht konnte Moa jenen Blick lesen, den sie selbst einem Freund zugeworfen hätte, dem tragischerweise der Verstand abhandengekommen war. Leicht genervt stemmte sie die Arme in die Hüften. „Ich trage natürlich etwas darunter.“
Aeshin erwachte aus ihrer Erstarrung. „Natürlich, klar.“ Sie fuchtelte mit der Hand und bedeutete Moa sich umzudrehen. „Her mit den Knöpfen.“
Moa drehte ihr den Rücken zu und wartete bis Aeshin die Knopfreihe bis zu ihrer Hüfte geöffnet hatte. Rasch streifte sie das Kleid ab und schob es zur Seite. Dann sah sie an sich herunter und konnte sich ein stolzes Grinsen nicht
Weitere Kostenlose Bücher