Der Fluch des Koenigs
hockte Moa auf einem Sessel vor der Feuerstelle. Die Sonne war gerade aufgegangen, doch der Himmel war von Wolken verdeckt, so dass Moa fürchtete ihren Stand nicht richtig lesen zu können.
Der Staubdiamant lag um ihren Hals, gut verborgen zwischen ihren Brüsten unter dem Stoff. Moa spürte ihn bei jedem Schlag ihres Herzens.
Über ihrem Geheimnis trug sie ein weites Kleid, das einen hohen Kragen und lange, fallende Ärmel hatte. Ihr Haar hatte sie zu einem festen Zopf geflochten.
Sie konnte sich ein Lächeln über die verblüfften Gesichter der Dienerinnen nur schwer verkneifen, als diese in ihr Schlafgemach gekommen waren, um ihr beim Ankleiden zu helfen und sie bereits vollkommen zurechtgemacht vorfanden.
Aeshin hatte Moa versprochen, dass sie sie kurz nach dem Frühstück besuchen würde. Sie hatten kaum mehr ein Wort wechseln können, nachdem Aeshin und Beelen sie zurück zu ihren Gemächern gebracht hatten, während die Wachen noch immer, unter der Überwachung einer Frau von den Klippen, fest schlummerten. Aeshin hatte Moa versichert, dass sie sich an rein gar nichts erinnern würden, nicht einmal daran, dass sie eingeschlafen waren.
Es klopfte an der Tür. Moa war auf den Beinen, noch bevor sie sich öffnete. Das Grinsen auf Aeshins Gesicht ließ sie mitten in ihrer Bewegung inne halten. Es schien ihr so fehl am Platz, bei all ihrer Aufregung.
Ohne Umschweife lief Aeshin auf sie zu. Ihre hellblauen Augen leuchteten vor Begeisterung. „Ich habe gute Neuigkeiten, Prinzessin. Soeben ist ein Bote eingetroffen. Der Prinz wird bereits morgen in der Burg erwartet.“
Der verzückte Ausdruck auf dem Gesicht von Joesins Schwester verunsicherte Moa. Wie sollte sie reagieren? Für Joesin würde es morgen zu spät sein.
Doch Aeshin war noch nicht fertig. „Außerdem hat Herzog Halhan dafür gesorgt, dass Ihr Euch frei in der Burg bewegen könnt. Vorausgesetzt, Ihr werdet von einigen Wachmännern begleitet.“ Als Aeshin Moas Gesichtsausdruck bemerkte, hielt sie inne. „Was habt Ihr, Prinzessin?“
Moa wurde bewusst, dass ihr eine schlaflose Nacht in den Knochen steckte, was ihr sicherlich auch im Gesicht abzulesen war. Sie drückte den Rücken durch und setzte eine entschlossene Miene auf. „Aeshin. Ich brauche deine Hilfe.“
„Was ist geschehen?“ Mildes Erschrecken und Sorge mischten sich in Aeshins Züge, aber auch die Bereitschaft jeder neuen Herausforderung zu begegnen.
Um nicht unkontrolliert mit allem herauszuplatzen, bedeutete Moa Aeshin sich auf einem der Sessel niederzulassen. Nervös spielte sie mit dem langen Ärmel ihres Kleides und verfluchte ihr vor Aufregung pochendes Herz.
„Aeshin“, begann Moa, strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. „Ich brauche deine Hilfe, um aus der Burg zu fliehen.“
Aeshins Unterkiefer klappte herunter. „Um - was?“
Beschwichtigend hob Moa die Hände. „Lass mich erklären.“ Sie schluckte und faltete ihre Hände in ihrem Schoß übereinander, um sich davon abzuhalten an den Rüschen ihres Kleides zu zupfen. „Ich kann dir nicht sagen, wie ich es weiß, aber wenn ich Joesin nicht zur Hilfe komme, wird er in den Wäldern sterben.“
Aeshin sah zutiefst beunruhigt aus. „Prinzessin, wenn ich etwas tun kann, um meinen Bruder zu retten, werde ich es tun. Alles! Aber selbst, wenn ich es schaffe, Euch aus der Burg zu bringen - und das ist beinahe unmöglich bei all den Toren und den Wachen. Wo werdet Ihr hingehen? Was habt Ihr vor?“
Moa grinste verschmitzt. Diesen Teil des Plans mochte sie besonders. „Ich werde nicht durch die Tore aus der Burg fliehen.“
Verwirrung zeigte sich auf Aeshins Gesicht. „Aber wie ...?“
„Ich würde so gerne alles erklären.“ Moa warf einen raschen Blick zum Fenster und erschrak. „Aber ich fürchte uns läuft die Zeit davon. Wirst du mir helfen?“
Sie konnte sehen, wie es hinter Aeshins Stirn arbeitete. Unsicherheit, Zweifel und der Wunsch ihrem Bruder zu helfen kämpften gegeneinander an. Moa wagte kaum zu atmen. Ohne Aeshins Hilfe konnte ihr Vorhaben nicht gelingen.
„Ach, bei den Klippen!“ Aeshin klatschte in die Hände. „Prinzessin, ich denke, Ihr seid ein wenig verrückt!“ Ihre Augen leuchteten. „Was kann ich tun, um Euch zu helfen?“
Vor Erleichterung und Freude sprang Moa auf und umarmte Aeshin überschwänglich. „Oh, ich danke dir.“
Aeshin lachte und umarmt sie ihrerseits. „Wie sagt man bei Euch, Prinzessin?“, scherzte sie. „Bei den Flüssen, lasst uns
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