Der Fluch des Koenigs
Wand und versuchte ihrer Panik Herr zu werden. Sie zitterte am ganzen Leib, überall stachen Dornen in ihren Körper.
Doch dann hörte sie wieder den Ruf des Greifen und sah auf. Die Schwingen des mächtigen Tieres füllten für einen Moment ihr Blickfeld, dann landete der Greif elegant auf dem breiten Rücken der Mauer. Seine Pranken fanden nur eine Armlänge von Moas Fingern Halt. Kluge, gelbe Augen blickten sie wild an.
Moa zog sich hoch, griff nach dem Rand und hievte sich mit letzter Kraft auf den Rücken der Mauer. Für mehrere Atemzüge konnte sie nur still daliegen. Der Geruch von Blut und Rosenblüten stieg ihr in die Nase. Ihre Lungen fühlten sich wund an und sie musste husten.
Mit einem Zischen flogen mehrere Armbrustbolzen über die Mauer hinweg. Der Greif antwortete mit einem wütenden Kreischen und schlug aufgebracht mit den Flügeln.
Übelkeit überkam Moa, doch sie schluckte das Gefühl runter und stemmte sich auf Händen und Knien hoch. Rachs gewaltiger Kopf erschien neben ihrem Gesicht. Dankbar langte Moa nach seinem Hals und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Ein Windstoß erfasste sie und blies sie beinahe von der Mauer. Angstvoll klammerte sie sich am Hals des Greifen fest. Aeshin hatte Recht gehabt, es war ein Sturm im Anmarsch.
Rachs sah sie durch seine ockerfarbenen Augen erwartungsvoll und drängend an. Er senkte den Kopf tiefer und ging mit den Vorderpranken in die Knie.
Moa verstand. Ihre schmerzenden Muskeln ignorierend, griff sie nach Rachs Nackenfedern und kletterte mühsam auf seinen Rücken. Kaum dass ihre Beine links und rechts von seinen Flügeln lagen und ihre Hände an seinem Hals Halt gefunden hatten, duckte Rach sich tiefer und stieß sich kraftvoll von der Mauer ab.
Das letzte, was Moa sah, bevor sie vor Schwindel die Augen fest zukniff, war Aeshin weit unter ihr. Ein Aschejäger lag ausgestreckt zu ihren Füßen, der andere nährte sich ihr mit gezücktem Schwert.
Teil 3
Kapitel 19
Blut tropfte aus Moteks Nase und floss über sein Kinn. In seinen Augen brannte die Mordlust. „Diesmal kommt dir der Bär nicht zur Hilfe“, nuschelte er, spuckte Blut und einen Zahn aus.
Innerlich beglückwünschte Aeshin sich für ihren hervorragenden Tritt in Moteks Gesicht. Doch tatsächlich hatte sie ein Problem. Ihr Dolch steckte im Arm des anderen Aschejägers, den sie zu Boden geschlagen hatte, und ohne die Klinge sahen ihre Chancen gegen den wütenden, bewaffneten Motek nicht gut aus.
Ein grelles Kreischen schallte aus dem Himmel. Motek riss den Kopf hoch, Erstaunen auf den zerschlagenen Zügen. Aeshin konnte nicht anders. Sie hob den Blick.
Ein Wesen aus alten Geschichten war lebendig geworden. Von Ehrfurcht ergriffen beobachtete Aeshin gebannt, wie der Greif auf dem Rücken der Mauer landete und mit den mächtigen Schwingen schlug wie ein rachsüchtiger Sturmgott.
Die Erleichterung, die Aeshin empfand, ließ ihr die Knie weich werden. Sie hatte so sehr gehofft, dass es wahr war, was Moa über ihren Bruder erzählte, hatte es mit aller Macht glauben wollen, doch bis zu diesem Moment hatten Zweifel in ihrem Herzen gelauert. Bis zu diesem Moment.
Unter größter Anstrengung riss Aeshin den Blick von dem majestätischen Geschöpf los. Die Prinzessin hatte es auf die Mauer geschafft, sie selbst hatte eigene Probleme zu bewältigen.
Motek stand noch immer unter dem Bann des Greifen und starrte mit offenem, blutigem Mund in den Himmel.
Aeshin raffte ihr Gewand, spannte sich und trat nach seinem Schwertarm. Sie traf. Die Waffe wurde aus Moteks Hand geschleudert und landete im Gras. Der Aschejäger brüllte vor Wut und warf sich auf sie.
Aeshin wirbelte zur Seite und versetzte Motek einen Schlag ins Genick. Doch sie hatte schlecht gezielt und verletzte sich mehr die Hand, als Moteks Stiernacken.
Der Aschejäger rollte sich ab und kam erschreckend schnell auf die Beine. Aeshin fluchte. Das Schwert lag zu weit weg, ebenso, wie der andere Aschejäger. Vorsichtig zog sie sich zurück.
Motek grinste breit. „Jetzt fällt dir nichts mehr, kleine Hure. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, Caruss hätte dich zu Asche gemacht.“
Aeshin wurde eiskalt. Bisher hatte sie kaum über die Konsequenzen ihres Handelns nachgedacht. Sie hatte der Prinzessin zur Flucht verholfen, einen Aschejäger niedergeschlagen und einen weiteren verletzt. Caruss Zorn würde unermesslich sein und selbst Balgar würden sie nicht vor ihm schützen können.
Aeshin ballte die Hand zur
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