Der Fluch des Koenigs
nicht verantworten einen von ihnen an der Macht zu wissen. Die Bedrohung, für alle drei Reiche, wäre zu groß.“
Joesin legte den Kopf schräg in einer Art, die Moa stark an den Greifen erinnerte. Ein Hauch von Belustigung glänzte in seinen Augen. Er machte einen Schritt auf sie zu. „Eure Wangen werden feuerrot, wenn Ihr wütend seid, Hoheit.“
Moa hob eine Hand an ihr Gesicht.
„Nicht“, sagte Joesin und hielt ihre Hand fest. „Es-“
Ein schriller Ruf brach durch die Wolkendecke und hallte von den Klippen wider. Moa erschrak und sah zum Himmel. Der Mond war aufgegangen und schickte einen silbernen Glanz durch die Wolkendecke, der sich auf den Wellen des Meeres spiegelte. Der Schatten eines großen Vogels zeichnete sich vor ihnen ab.
Der Greif spreizte seine Schwingen und landete am Rand der Senke. Für die Dauer eines Herzschlages verdeckte seine große Gestalt den Mond und die Wolken, seine gelben Augen leuchteten hell auf. Die Krallen seiner Löwenpranken schabten über den Fels, als er elegant aufkam und die letzten Schritte auf sie zu trabte. Nur wenige Zentimeter vor ihnen blieb er stehen, schüttelte den Kopf und gab ein leises Krächzen von sich. Joesin lächelte und legte seine Hand auf den rauen Schnabel des Greifen. Rach blinzelte und ein tiefes, zufriedenes Gurren drang aus seiner Kehle.
„Er freut sich, dass du wohlauf bist“, sagte Joesin und trat neben Rach, so dass Moa allein vor ihm stand. „Er hat sich Sorgen um dich gemacht.“
Intelligente, gelbe Augen blickten Moa an und plötzlich hatte sie ein Bild im Kopf, wie sie bewusstlos, auf Rachs Rücken lag, während er sie durch einen verregneten Kiefernwald auf die Küste zutrug. Der Staubdiamant um ihren Hals war warm geworden.
Rach reckte den Kopf vor, stupste sie, ganz leicht, mit dem Schnabel an die Hüfte und schaute erwartungsvoll zu ihr hoch.
„Er möchte eine Antwort“, sagte Joesin mit einem amüsierten Blitzen in den Augen. „Er sagt du seist sehr tapfer gewesen.“
„Oh.“ Plötzlich hatte Moa einen Kloß im Hals. So etwas von einem wilden Geschöpf wie Rach zu hören, war eine Anerkennung, wie sie sie nicht erwartet hatte.
Sie streckte eine Hand nach Rachs Nacken aus und strich über sein Gefieder, das der Wind durcheinander gebracht hatte. „Das war ich nur, weil ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“ Sie blickte in Rachs Augen und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass der Greif sie wirklich verstand.
Er blinzelte träge, scheinbar zufrieden mit ihrer Antwort. Dann reckte er seinen Kopf in Richtung des Mondes und stieß einen kurzen, hellen Ruf aus. Sein langer, federbesetzter Schwanz peitschte ungeduldig durch die Luft und seine Krallen schabten über den Felsboden.
Joesin legte eine Hand auf Rachs Nacken. „Ich weiß“, murmelte er. Rach sah ihn an und legte den Kopf schräg.
„Was ist?“, fragte Moa.
„Es wird Zeit.“
Der Mond brach durch die Wolken und tauchte ihn und den Greifen in silbergraues Licht. In wenigen Tagen würden sie einen Vollmond haben, dachte Moa, während sie die Wolken, die wie Rauchschwaden vor der leuchtenden Kugel am Himmel vorbeizogen, beobachtete.
Joesin legte eine Hand auf Rachs Rücken und strich über das dichte Fell, um den Greifen zu beruhigen. „Du wirst bei meinen Eltern sicher sein“, sagte er an Moa gewandt.
Sie stutzte. „Bei ... was?“
„Prinzessin Moa! Joesin!“
Pavaes Ruf schallte zu ihnen herüber. Moa wirbelte herum. Die Wetterleserin und Adhas eilten von den Häusern her auf sie zu.
Joesin trat seinen Eltern entgegen. „Adhas, Pavae. Ich gehe davon aus, dass ihr der Prinzessin eine sichere Unterkunft bieten werdet.“
Adhas lächelte freundlich unter seinem dichten Bart. „Natürlich.“ Er kam auf Moa zu und deutete eine Verbeugung an. „Es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen Prinzessin“, sagte er.
Pavae blickte von ihr zu Joesin und wieder zurück. Ihren türkisfarbenen Augen entging nichts. „Sie wird bei uns wohl behütet sein“, versicherte sie ihrem Sohn. „Aber was ist mit dir?“
Joesin zuckte lässig mit den Schultern und schwang sich mit einer kraftvollen Bewegung auf Rachs Rücken. „Ich werde die Aschewesen davon abhalten das Dorf zu betreten. Ihr könnt beruhigt schlafen.“
„Das wird eine Hetzjagd geben!“, rief Pavae entsetzt.
Auf Joesins Gesicht erschien ein wölfisches Grinsen. „Darauf hoffe ich.“
Der Greif bäumte sich auf, warf sich in der gleichen Bewegung herum und stieß sich vom
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