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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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auf wie eine Bombe, aber er konnte nichts machen  – keine Ausfahrt, nicht mal eine Stelle, an der er parken konnte, um dann zu fliehen. Die Samoaner machten sich einen Spaß daraus, ihm die Scheinwerfer kaputt zu treten und auf die Motorhaube zu pissen, aber er hielt fast zwei Stunden durch  – mit verriegelten Türen und hochgekurbelten Scheiben  –, bis er schließlich, vor Hitze entkräftet, die Besinnung verlor und auf seine Hupe fiel …«
    »Die Samoaner rasteten augenblicklich aus«, fuhr er fort. »Mit Montiereisen schlugen sie ihm die Scheiben ein, zerrten ihn ins Freie und kastrierten ihn. Fünf von ihnen hielten ihn auf der Motorhaube nieder, während ihm der sechste die Eier abschnitt  – mitten auf dem Pali Highway an einem Sonntagnachmittag.«
    Ich beobachtete den Barkeeper inzwischen sehr genau. Die Muskeln in seinem Nacken schienen anzuschwellen. Skinner hing noch immer auf seinem Hocker und war offensichtlich nicht darauf gefasst, rasch die Flucht antreten zu müssen. Die Treppe zur Lobby war ungefähr sechs Meter entfernt, und ich konnte es problemlos bis zu den Stufen schaffen, bevor das Monster mich in die Klauen bekam.
    Aber noch war er friedlich. Skinner orderte die nächste Runde Margaritas und verlangte die Rechnung, die er mit einer goldenen Kreditkarte von American Express bezahlte.
    Plötzlich spie das Telefon hinter der Bar eine Kaskade greller Klingeltöne. Es war meine Verlobte, die sich von oben aus dem Zimmer meldete.
    Ständig riefen Sportjournalisten an, erklärte sie. Es ginge das Gerücht um, dass Ralph und ich beim Marathon mitliefen.
    »Kein Wort zu diesen Mistkerlen«, ermahnte ich sie. »Alles, was du sagst, bringt uns in Schwierigkeiten.«
    »Mit einem von ihnen hab ich aber schon gesprochen«, sagte sie. »Er hat an der Tür geklopft und behauptet, er sei Bob Arum.«
    »Gut. Bob ist okay.«
    »Es war aber nicht Arum. Es war der Laffe, den wir in Vegas getroffen haben, der Typ von der New York Post .«
    »Schließ die Tür ab«, forderte ich. »Das ist Marley. Sag ihm, ich bin krank. Man hätte mich in Hilo aus dem Flugzeug geholt. Und den Namen von dem Arzt kennst du nicht.«
    »Und was ist mit dem Lauf ?«, fragte sie. »Was soll ich sagen?«
    »Steht absolut nicht mehr zur Debatte«, sagte ich. »Wir sind beide krank. Sag ihnen, sie sollen uns zufrieden lassen. Wir wurden Opfer eines miesen Werbegags.«
    »Du Blödmann«, fauchte sie. »Was hast du diesen Leuten bloß erzählt?«
    »Nichts. Wilbur war’s. Der kann seine Zunge nie im Zaum halten.«
    »Er hat angerufen. Er wird um neun mit einer Limo hier aufkreuzen, um uns zur Party abzuholen.«
    »Welche Party?« Ich winkte, um Skinners Aufmerksamkeit zu wecken. »Findet heute Abend eine Marathon-Party statt?«, fragte ich ihn.
    Er zog ein Stück weißes Papier aus einer der Taschen seiner Safarijacke. »Hier ist das Programm«, sagte er.
»Ja, ist was Privates im Haus von Doc Scaff. Cocktails und Dinner für die Läufer. Wir sind eingeladen.«
    Ich widmete mich wieder dem Telefonhörer. »Wie ist die Zimmernummer? Ich bin gleich oben. Es steigt tatsächlich eine Party. Lass die Limo nicht wegfahren.«
    »Du solltest lieber mal mit Ralph reden«, sagte sie. »Er ist kreuzunglücklich.«
    »Na und?«, sagte ich. »Er ist Künstler.«
    »Du Mistkerl! Sei nett zu Ralph. Er ist extra aus England gekommen und hat seine Frau und seine Tochter mitgebracht  – auf dein Anraten.«
    »Keine Sorge. Er kriegt schon noch, weswegen er hergekommen ist.«
    »Was?«, schrie sie. »Du elender Suffkopf! Mach, dass du deinen irren Freund da unten loswirst, und kümmere dich um Ralph  – er ist verletzt!«
    »Nicht lange. Er wird schon wieder, bevor die Sache hier vorüber ist.«
    Sie legte auf, und ich wandte mich an den Barkeeper. »Wie alt sind Sie?«, fragte ich ihn.
    Er verkrampfte sich, sagte aber nichts.
    Ich lächelte ihm zu. »Sie werden sich wahrscheinlich nicht an mich erinnern«, sagte ich, »aber ich war mal der Gouverneur.« Ich bot ihm eine Dunhill an, die er ablehnte.
    »Gouverneur von was?«, fragte er, ließ die Hände fallen und drehte sich zu uns um.
    Skinner sprang auf. »Trinken wir auf die alten Zeiten«, sagte er zu dem Barkeeper. »Der Gentleman hier war zehn Jahre, vielleicht sogar 20 Jahre lang Gouverneur von Amerikanisch Samoa.«
    »Ich kann mich nicht an ihn erinnern«, sagte der Barkeeper. »Hier kommen so viele Leute rein.«
    Skinner lachte und klatschte einen 20-Dollar-Schein auf die Theke.

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