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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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geregelt«, beruhigte ich ihn. »Du bist im Nu wieder auf den Beinen. Unser Mann aus dem Souvenirshop kommt gleich mit einer Aloepflanze und einer teuflischen samoanischen Kriegskeule.«
    »Großer Gott!«, stöhnte er. »Noch einer!«
    »Ja«, sagte ich und schenkte mir ein weiteres Becherglas Glenfiddich ein. »Er hatte diesen bestimmten Tonfall. Wahrscheinlich müssen wir ihn erst mal aufheitern.« Ich lächelte versonnen. »Früher oder später gehen wir ja doch an deinen Stoff ran, Ralph. Warum nicht jetzt gleich?«
    »Welcher Stoff ?«, rief er. »Du weißt genau, dass ich keine Drogen nehme.«
    »Komm schon, Ralph«, sagte ich. »Ich hab deine ewigen Lügen satt. Wo ist er?«
    Bevor er mir antworten konnte, klopfte es an der Tür und ein gigantischer Samoaner stürzte ins Zimmer, brüllte »Aloha! Aloha!« und schwenkte ein mörderisch großes Negerschienbein. »Willkommen auf den Inseln!«, dröhnte er. »Ich heiße Maurice. Hier ist Ihre Waffe.«
    Es war ein Ding zum Niederknien, fraglos spielend in der Lage, ein Toilettenbecken aus Marmor zu zerschmettern.
    »Und hier ist ein Geschenk«, sagte Maurice und zog grinsend eine fette Marihuanablüte aus der Tasche. »Wo das herkommt, gibt’s noch massig mehr.«
    »Anna!«, schrie Ralph. »Anna! Ruf den Manager!«
    Ich tippte Maurice auf die Schulter und führte ihn hinaus auf den Flur. »Mister Steadman ist heute nicht er selbst«, erklärte ich ihm. »Er war Schnorcheln und hat sich den Rücken an einer Korallenbank verletzt.«
    Maurice nickte. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie Hilfe brauchen. Ich habe viele Verwandte in Honolulu. Ich kenne viele Ärzte.«
    »Ich auch«, erwiderte ich. »Ich bin selbst Arzt.«
    Wir packten einander zum Abschied an den Unterarmen, und er eilte zum Fahrstuhl. Ich kehrte ins Schlafzimmer zurück und zerkleinerte die Aloe-Pflanze. Die senilen Kommentare von Ralph ignorierte ich einfach. Seine Frau schaute nervös zu, wie ich die Wunde sorgfältig mit dem grünen Brei abdeckte. »Es ist nichts Schlimmes«, sagte ich ihr. »Der Rücken ist nur geschwollen. An den Feuerkorallen ist er mit Gift in Berührung gekommen, aber der Aloebrei wird die Reizung heilen.«
     
     
    Unmittelbar nach der Aloe-Behandlung wurde Ralph ohnmächtig. Aber 20 Minuten später krakeelte er schon wieder wie gehabt, und ich überredete ihn, einen Beutel Baldrianwurzeln zu kauen, wodurch er prompt seine Nerven beruhigte. Die krampfartigen Schmerzattacken ließen nach, und er konnte sich im Bett aufsetzen, um auf die Abendnachrichten im Fernsehen zu starren, völlig unbeeindruckt von Bildern, die zeigten, wie Halbstarke an einem öffentlichen Strand in der Nähe von Pearl Harbor einen Touristen zu Hackfleisch machten. Sein Blick war trübe und sein Gesicht kränklich fahl. Speicheltropfen rannen ihm übers Kinn. Er redete nur stockend, aber als ich ihm von der Limo erzählte, die uns in drei Stunden abholen und zu einer Party bringen sollte, schien er sich sehr zu freuen. »Das gibt uns die Möglichkeit, Kontakte zu machen«, sagte er. »Ich will einen Deal mit Budweiser aushandeln.«
    Darauf ging ich nicht weiter ein. Ist nur Baldriangebrabbel, dachte ich. Vielleicht hab ich ihm zu viel gegeben.
    Er sabberte schon wieder und verfiel ins Schielen. Dann versuchte er, sich eine Zigarette zu drehen, verstreute aber den Tabak übers Bett, so dass ich ihm die Drehmaschine wegnehmen musste.
    Er schien es gar nicht zu bemerken. »Regnet es noch immer?«, murmelte er. »Ich ertrage dieses schreckliche Wetter nicht mehr. Es bringt mich um.«
    »Keine Bange«, beruhigte ich ihn. »Diese kleine klimatische Laune haben wir bald hinter uns. Wir müssen nur einen Blick auf den Marathonlauf werfen, dann können wir nach Kona verschwinden und uns entspannen. Da drüben ist das Wetter prima.«
    Er nickte und starrte durch den dichten Regenschleier auf einen winzigen roten Golfwagen, der sich langsam und lautlos auf dem Fairway des Wailalee Country Clubs bewegte.
    »Kona?«, fragte er schließlich. »Ich dachte, wir reisen nach Guam. Wegen der Politik.«
    »Was?«
    »Guam«, sagte er. »Irgend so ein Typ aus Oregon hat mich doch angerufen …«
    »Das war Perry«, sagte ich. »Von Running .«
    »Genau. Der Redakteur. Er sagte, wir würden nach Guam reisen, um dort die verfluchten Wahlen zu beobachten.«
    »Was?«
    »Nächsten Sonntag.«
    »Nein, Ralph«, sagte ich schließlich. »Nächsten Sonntag findet der Honolulu-Marathon statt. Und deswegen sind wir

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