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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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sagte ich zu ihm, als er mit der riesigen IBM Selectric, die er im Hotel hatte mitgehen lassen, ins Flughafengebäude taumelte.
    »Ich bin krank«, schrie er. »Langsam aber sicher verrottet
mein ganzer Körper. Gott sei Dank geht es nach Kona. Ich brauche Ruhe . Und ich muss die Sonne sehen.«
    »Keine Angst, Ralph«, sagte ich. »Wilbur hat sich um alles gekümmert.«
    Davon war ich jedenfalls überzeugt. Schließlich hatte er keinen Grund, mich zu belügen, zumindest keinen, den ich zu jenem Zeitpunkt hätte erahnen können.
    Doch ich hatte mich getäuscht. Fast alles, was er gesagt hatte, war gelogen. Unser Leben sollte zur Hölle auf Erden werden. Unser Weihnachten ein Alptraum. Angst und Einsamkeit sollten unser Leben beherrschen, das schrittweise außer Kontrolle geriet. Und wir alle sollten uns von Tag zu Tag kränker und kränker fühlen. Es würde keine Rettung kommen, kein Lachen erklingen, nur Wahnsinn, Verzweiflung und Chaos.
    Mr. Heem, der Makler, wartete bei unserer Ankunft im Kailua-Kona Airport, einer kleinen Palmenoase am Ufer des Ozeans, ungefähr zehn Meilen außerhalb der Stadt. Die Sonne stand schon recht tief, und auf der Landebahn breiteten sich Pfützen aus, aber Mr. Heem versicherte uns, das Wetter sei bestens. »Manchmal gibt es hier am Spätnachmittag einen kleinen Schauer«, sagte er. »Aber ich denke, diese Erfrischung wird Ihnen willkommen sein.«
    Er hatte in seinem Wagen nicht genügend Platz für unser gesamtes Gepäck, und deswegen fuhr ich mit einem einheimischen Fischer in die Stadt, der sich Captain Steve nannte. Er sagte, er sei am Strand unser Nachbar. Wir luden das Gepäck auf seinen El-Camino-Pick-up, und ich schickte die anderen mit Mr. Heem los.
    Man konnte den Eindruck gewinnen … als wären die Schiffe zufällig an einem Kulminationspunkt im Leben dieser Gemeinschaft eingetroffen; das Ganze wirkte wie ein Höhepunkt, der für ihr weiteres Schicksal ausschlaggebend war. Polynesische Begeisterungsfähigkeit mochte ihren Teil dazu beitragen, aber damit war die Mannschaft ja bereits vertraut. In dieser Bucht jedoch schien die gesamte Bevölkerung kurz vor einem Ausbruch kollektiven Wahnsinns zu stehen …
    Die Kanus dirigierten Cooks Boot zur Ortschaft Kealakekua im östlichen Ausläufer der Bucht. Sobald sie den Strand betreten hatten, bemerkten Cook, King und Bayly die große Stille, die einen deutlichen Kontrast zu dem aberwitzigen Tumult rund um die Schiffe bildete. Weiterhin fiel ihnen auf, dass sich die Atmosphäre dieser Zeremonie deutlich von jeder anderen unterschied, die man bisher miterlebt hatte  – so, als würden sie verehrt und zugleich bewacht: halb Gott, halb Gefangener. Kanina packte Cook fest bei der Hand, kaum dass sie auf dem vulkanischen Steinstrand gelandet waren, und führte ihn davon wie einen Inhaftierten. Ein Eingeborener marschierte vor ihnen her und stimmte einen Trauergesang an, den er beständig wiederholte. Darin dominierte das Wort Lono; und als die Eingeborenen, die aus ihren Hütten getreten waren, um sie zu begrüßen, dieses vernahmen, warfen sie sich vor ihnen auf den Boden.
    Der Zug marschierte an einer Mauer aus Lavagestein entlang durch die Ortschaft in Richtung des Morai , den sie hier Heiau nannten. Es war eine große,
rechteckige Plattform aus schwarzem Stein, zwischen schwankenden Kokospalmen gelegen, deren Umfang wohl 20 auf 40 Yards betragen mochte. Umgeben war der Platz von einem reparaturbedürftigen Zaun, auf den 20 menschliche Schädel aufgespießt waren. Grob geschnitzte groteske Holzfratzen grinsten von Pfählen herab und trugen zum bedrohlichen Charakter dieses heiligen Ortes bei. Im inneren Bezirk erhob sich ein halbkreisförmiges, mit kunstvollen Bildnissen geschmücktes, aber gefährlich aussehendes Gerüst sowie ein Altar, auf dem einige Opfergaben lagen, unter anderem Früchte und ein halbverwestes Schwein.
    Inzwischen waren vier weitere Eingeborene eingetroffen, die zeremonielle Gewänder und aus Hundehaar geflochtene Zauberstäbe trugen und beständig das Wort Lono 1 sangen.
    RICHARD HOUGH
The Last Voyage of Captain James Cook
    Ralph war nervös und ließ mich höchst ungern mit einem Fremden allein. »Ich seh es doch in seinen Augen«, sagte er. »Der ist garantiert süchtig. Und es ist bestimmt kein Zufall, dass er wie ein arglistiger Troll hier rumhockte, als wir aus dem Flugzeug stiegen.«
    »Lächerlich«, widersprach ich. »Er holt seine Freundin ab. Die Leute hier sind freundlich, Ralph. Wir haben

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