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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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ausfechten würde, besonders nicht mit
einer Bande ketzerischer Perverslinge, die ausgestattet mit tragbaren Fernsehern, Strandschirmen, kistenweise Bier und Whisky, lauter Musik und wilden Weibern am Rande der Laufstrecke kampierten und Zigaretten rauchten.
    Es regnete  – ein leichter, warmer Regen, der jedoch beharrlich genug war, die Straßen nass zu halten, und daher konnten wir vom Bordstein aus jeden Schritt der Läufer auf dem Pflaster hören.
    Die Champions an der Spitze des Feldes passierten uns ungefähr 30 Sekunden, nachdem wir vom fahrenden Übertragungswagen gesprungen waren, und das Geräusch ihrer Laufschuhe auf dem nassen Asphalt war nicht viel lauter als der Regen. Das Klatschen harter Gummisohlen auf dem Straßenbelag war noch nicht zu vernehmen; das würde erst später ertönen, wenn die Renner vorbei waren und die erste Welle der Läufer auftauchte.
    Die Könner laufen geschmeidig, mit fein abgestimmtem Schrittrhythmus, ähnlich wie ein Wankelmotor. Keine Energieverschwendung, kein Zweikampf mit der Straße, kein Joggerhoppeln. Diese Menschen gleiten , und sie gleiten sehr schnell.
    Die Läufer sind da anders. Nur sehr wenige von ihnen schweben, und noch weniger laufen schnell. Und je langsamer sie sind, desto mehr Krach machen sie. Als die Vierstelligen vorbeikamen, wurde der Sound des Marathons bestürzend laut und konfus. Das sanfte Sausen der federnd vorübergleitenden Könner war zum brodelnden Höllengetöse klatschender und stampfender Füße entartet.
    Während der nächsten Stunde verfolgten wir den Lauf im Radio. Inzwischen regnete es zu stark, um am Straßenrand auszuharren, daher machten wir es uns im Wohnzimmer bequem, um im Fernsehen Football anzuschauen und das fette Frühstück zu vertilgen, das Carol Wilbur »für die Trunkenbolde« angerichtet hatte, bevor sie um vier Uhr in der Frühe losgezogen war, um den Marathon mitzulaufen. (Sie kam, alle Achtung, gegen 15 Uhr 50 ins Ziel.) Es war kurz vor acht, als wir einen Anruf von Kardong aus dem Radiowagen erhielten, uns am Straßenrand bereitzuhalten und auf einen fahrenden Pick-up aufzuspringen, der sich auf dem Weg zum Ziel befand.
    Duncan MacDonald, Lokalmatador und zweimaliger Sieger, hatte ungefähr an der 15-Meilen-Marke die Führung übernommen und besaß inzwischen so viel Vorsprung, dass er den Lauf nur noch verlieren konnte, wenn er plötzlich ausfiel  – was trotz seines Rufs als unberechenbarer Einzelgänger und seiner gelassenen Verachtung für althergebrachte Trainingsgewohnheiten recht unwahrscheinlich war. Selbst betrunken war er noch ein Langstreckenläufer von Weltklasse, und wenn er erst einmal in Führung lag, war er kaum mehr von jemandem einzuholen.
    Er hatte das Feld weit hinter sich gelassen, als er die 24-Meilen-Marke vor Wilburs Haus passierte, und wir fuhren  – ungefähr zehn Meter vor ihm  – die letzten beiden Meilen bis zum Ziel auf der Heckklappe des Ü-Wagens mit … und als er den langen Weg von Diamond Head herunterkam, umringt von Motorradpolizisten und pfeilschnell wie das legendäre Rennpferd Secretariat
auf der Zielgeraden in Churchill Downs, wirkte er überlebensgroß.
    »Großer Gott«, murmelte Skinner. »Sieh sich einer an, wie der Mistkerl rennt.«
    Sogar Ralph war beeindruckt. »Wirklich sehr schön«, sagte er leise. »Der Mann ist wahrhaftig ein Athlet .«
    Was wohl stimmte. Es war, als sähe man Magic Johnson bei einem schnellen Konterlauf zu oder würde Zeuge, wie Walter Payton beim Football einen Gegenspieler »stehen ließ«. Ein Könner in vollem Lauf ist ein Bild der Eleganz. Zum ersten Mal in dieser Woche leuchtete mir ein, was es mit dieser Rennerei auf sich hatte. Es war nur schwer vorstellbar, dass irgendwer oder irgendwas Duncan MacDonald jetzt noch einholen konnte, und er atmete noch nicht mal schwer.
    Wir trieben uns noch eine Weile am Ziel herum und verfolgten, wie die anderen Renner eintrafen. Dann fuhren wir zurück zu Wilbur, um uns die Läufer anzusehen. Die schleppten sich den ganzen restlichen Morgen bis in den Nachmittag hinein an uns vorbei, mehr tot als lebendig. Die letzten »Zieleinläufer« trudelten ein paar Minuten nach 18 Uhr ein, gerade früh genug, um den Sonnenuntergang mitzubekommen und sich eine Runde Applaus von den wenigen Rikschafahrern abzuholen, die noch immer an der Ziellinie im Park herumlungerten.
    Marathonlauf ist wie Golf ein Sport, bei dem vor allem die Teilnahme zählt, nicht das Siegen. Deswegen verkauft Wilson so viele

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