Der Fluch des Lono (German Edition)
dieser Story, der mich davon abhält, Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen, mich mit einem Panthersprung an eine Feuerwehrrutschstange aus glanzpoliertem Messing zu hechten … und hurra, ab geht die Post.
Zoom … halt dich fest an der Stange, durch den Fußboden, außer Sichtweite, eine große schwarze Gummimatte am unteren Ende. Und anschließend, renn davon wie verrückt und blick nicht zurück … denn wer immer
dich verfolgt, ist wahrscheinlich besser in Form als du, und die Puste wird ihm wahrscheinlich nicht so schnell ausgehen.
Diese Wichser laufen 26 Ein-Meilen-Spurts hintereinander weg. Aber nicht einmal das ist schnell genug, um den Vorsprung zu halten vor dem, was immer näher kommt …
Warum fahren sie nicht auf Motorrädern?
Ja, warum eigentlich nicht?
Damit müssen wir uns wohl oder übel später auseinandersetzen. Im Moment wissen wir nur – und mehr brauchen wir auch nicht zu wissen –, dass die gottverdammte Scheißbrandung morgens um fünf immer noch über den Rasen tost und der grausame hawaiianische Alptraum nun schon 13 Tage andauert, und zwar ohne Pause.
BOMBENFIEBER
Nach zwei Wochen an der Kona-Küste hielt ich auf dem Weg in die Stadt jedes Mal nach streunenden Hunden Ausschau, die ich überfahren konnte … und je betrunkener ich war, desto mehr Hunde wollte ich plattmachen.
Ansonsten blieb nur noch eins: der Einsatz von Bomben . Zu diesem Fazit kamen wir amm Weihnachtsabend in Kona. Hier folgt entfesseltes Gekritzel, das ich auf einer Seite meines Notizbuchs fand, datiert auf den 25. Dezember:
Das gottverfluchte Meer wütet weiter und malträtiert die Felsen vor meiner Veranda. Irgendwo im Westen tobt ein Monstersturm mit Windgeschwindigkeiten von 40 Knoten und über zehn Meter hohen Wellen. Ich denke, es handelt sich um einen Taifun. Wir bezahlen 1000 Dollar die Woche, um hier draußen am Rand dieses brutalen schwarzen Felsens im Regen sitzen und der Ankunft des jährlichen Taifuns harren zu dürfen – wie die Vollidioten, für die sie uns zu Recht halten.
Scheiß auf diese Typen. Sie haben uns belogen, und wegen ihrer Lügen müssen wir leiden … was nur eins bedeuten kann: Wir müssen jetzt mit ihnen in den Ring steigen und sie in den Ozean hinausbomben. Nass wie dämliche Pudel haben wir uns
jetzt seit 15 Tagen an diesem Ort verkrochen, und das sind mindestens zehn Tage zu viel. Wir wohnen am Meeresufer, aber in die Nähe des Wassers dürfen wir uns nicht wagen. Von den Felsen vor den Häusern ins Wasser zu springen würde den sofortigen Tod bedeuten. Fünfzehn Meter von meiner Schreibmaschine entfernt brodelt eine bedrohliche Hölle aus weißem Schaum, Brandungsströmungen und mächtigen Gischtexplosionen, in denen nicht einmal ein Hai überleben könnte. Die Zeit ist gekommen, Rache zu nehmen.
Gestern war die Zeit tatsächlich gekommen. Am Weihnachtsabend gegen Mitternacht tickten wir endlich genug aus, um eine riesige Chinabombe auf der Veranda eines einheimischen Bootsvermieters hochgehen zu lassen. Mit wahrhaft furchterregendem Krach detonierte das Ding, ungefähr drei Zehntelsekunden nachdem ich Feuer an die Lunte gelegt hatte.
Ich habe schon reichlich Feuerwerkskörper abgebrannt, aber keiner, den ich je hab krachen lassen, ging so mächtig los wie dieser Knaller. Ich wollte flüchten, aber die Zündschnur war so schnell verglüht, dass ich erst anderthalb Schritte weg war, als plötzlich die ganze Welt in grellgelben Flammen stand und ich ungefähr drei Meter jenseits der Auffahrt ins Gebüsch taumelte. Schließlich landete ich auf den Knien, alle Haare an den Beinen weggesengt, und sah entgeistert, wie das Haus im Auge eines glühenden Feuerballs verschwand, dessen Anblick ich in jenem Moment für den letzten hielt, der mir auf Erden zuteilwürde.
Das Ding war kein Feuerwerkskörper, sondern eine ausgewachsene Bombe – 2490 feuerrote Chinaböller, zusammengeschnürt
zu einem Fünf-Kilo-Klumpen, hübsch eingepackt und mit einem Verzögerungszünder versehen, der dafür sorgte, dass die Detonationen scheinbar ewig andauern. Die meisten Kracher explodieren und sind gleich danach tot, aber dieses Ding lärmte markerschütternd wie Gottes ureigner Trommelwirbel … und es knallte immer wieder aufs Neue und wurde auch immer lauter, bis mich schließlich das große Bangen packte. Der Lärm war zu gellend, und der Feuerball wurde immer größer; die Veranda schien in Zeitlupe aus den Fugen zu brechen, und von drinnen hörte ich einen
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