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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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teilgenommen hatten, war der absolute Höhepunkt erreicht. Alles, was ihm in den nächsten zwei Wochen zustieß, geschah in Übereinstimmung mit der Legende des Gottes Lono. Daher war es auch kein Wunder, dass sein Empfang  – »diese bemerkenswerte Huldigung«, wie King es nannte  – hier in Hawaii so anders ausgefallen war als auf den übrigen polynesischen Inseln, und dass Cook die Eingeborenen in einen Zustand kurz vor der Hysterie versetzt hatte. Nicht einmal der älteste Insulaner, mit dem am längsten zurückreichenden Gedächtnis, konnte sich daran erinnern, dass einer seiner Vorfahren je Zeuge einer wahrhaftigen Inkarnation des großen Gottes Lono geworden war.
    RICHARD HOUGH
The Last Voyage of Captain James Cook

GEFANGEN AN EINEM IRREN ORT

    Montagabend an der Kona-Küste, und nur noch zwei Tage bis Weihnachten. Drei Uhr morgens. Kein Montagabend-Football mehr. Die Saison ist vorbei. Kein Howard Cosell mehr und nichts mehr von diesem dämlich grinsenden Irren mit seiner regenbogenfarbenen Afroperücke. Den Freak sollte man am besten einschläfern, und zwar ohne jede Begründung. Diese Art Wahnsinn können wir hier draußen auf Hawaii nicht brauchen, nicht mal im Fernsehen … und ganz besonders jetzt nicht, da die Brandung so stark ist, sich wild gewordene Strauchdiebe auf den Straßen von Waikiki herumtreiben und das Wetter schon so lange lausig ist, dass die Leute allmählich auf verrückte Gedanken kommen. Viel mehr Menschen als üblich werden um diese Zeit ausflippen, wenn wir bis Weihnachten nicht die Sonne sehen.
    Man nennt es »Kona-Wetter«: grauer Himmel und raue See, heißer Regen am Morgen und gemeingefährliche Trunkenbolde am Abend, schlechtes Wetter für Koksnasen und Boat People … Eine hässliche Riesenwolke hängt Tag und Nacht über der Insel, und dieses gottverfluchte Meer klatscht unerbittlich gegen die Felsen
vor meiner Veranda … Das Drecksstück rollt immer wieder an, türmt sich auf und kracht dröhnend auf das Gestein, mit einer Gewalt, die alle zwei oder drei Minuten das ganze Haus ins Wanken bringt.
    Ich spüre die schwankende See unter meinen Füßen, während ich hier sitze und tippe, sogar in den Augenblicken der nervösen Stille, die gewöhnlich nur bedeuten, dass sich wieder mal eins von den großen Dingern auf den Weg macht und irgendwo da draußen in der Dunkelheit Kraft sammelt für die nächste frenetische Attacke aufs Festland.
    Mein Hemd ist feucht von Schweiß und salziger Gischt. Meine Zigaretten biegen sich, als wären sie aus Gummi, und das Schreibmaschinenpapier ist so schlaff und feucht, dass wir nur mit wasserfesten Stiften darauf schreiben können … und jetzt kommt dieser bösartige weiße Schaum auf mein Gras gekrochen, gerade mal zwei Meter entfernt von meiner Veranda.
    Der ganze Rasen ist womöglich schon nächste Woche auf halbem Weg nach Fiji. Im letzten Winter riss der große Sturm alle Möbelstücke von allen Veranden an diesem Küstenstück und schleuderte den Leuten Gesteinsbrocken, so groß wie Fernseher, in die Schlafzimmer. Die Hälfte ihres Rasens verschwand über Nacht und ihr Pool füllte sich mit Felsbocken, die so mächtig waren, dass man sie mit einem Kran herausholen musste.
    Unser Pool liegt inzwischen viel näher am Meer. Am Abend unserer Ankunft wäre ich beinahe in den Sog einer Welle geraten, die mich traf, als ich auf dem Sprungbrett stand, und am nächsten Tag überspülte ein noch
größeres Ungetüm den Pool und hätte mich beinahe umgebracht.
    Danach hielten wir uns einige Tage lang vom Pool fern.
    Man zieht schließlich nur ungern seine Bahnen in einem Pool, über den der Ozean jederzeit und ohne Vorwarnung herfallen kann, um menschliche Beute zu reißen. Als würde man von einem Moeter getroffen … Moeter? Meptpr? Meotor? Meteor … ja, das klingt schon besser: Als würde man während der Fahrt zur Arbeit auf dem Freeway von einem Meteor getroffen.
    Ralph hat sich im Zustand heillosen Schreckens im Nachbarhaus verbunkert. Seine Familie schläft auf dem Wohnzimmerfußboden, und da sie um ihr Leben fürchten, haben sie die Koffer bereits gepackt, um von einem Augenblick auf den anderen flüchten zu können. Bei dem Versuch, hineinzuschleichen und Ralphs Fernseher zu stehlen, um das späte Basketballspiel zu sehen, wäre ich beinahe auf der glitschigen Holzveranda ausgerutscht und dem Kind auf den Kopf getreten.
    Warum werden wir belogen?
    Diese Frage lässt mich nicht los; sie ist der sonderbare Widerhaken in

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