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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Tänzer niemals Frauen gewesen. Überdies waren die Tanzschritte, die in Camris zu seiner Erbauung aufgeführt wurden, weitaus schwieriger und von beängstigender Geschwindigkeit.
    Erfreut über des Prinzen Interesse, entschuldigte sich Maenalle, daß sie ihm keine feineren Künste vorführen konnten. »Wir wollen unsere Barden nicht der Gefahr der Berge aussetzen. Die Meister der Lyranthe bleiben bei den Familien im Vorgebirge, damit unsere Kinder erst die Künste kennenlernen, ehe das Leben ihnen seine Härte aufzwingen wird.«
    Die Dienerin von Tysan konnte Lysaer seine Verwunderung wohl ansehen.
    »Ich vergaß, Ihr seid nicht unter uns aufgewachsen«, entschuldigte sich Maenalle. »Wir sind nicht die Barbaren, die die Städter in uns sehen wollen. Unsere Frauen dienen nur bis zu ihrer Hochzeit als Kundschafter, es sei denn, sie wollen auch später weitermachen. Die Ausbildung an der Waffe ist notwendig, denn im Falle eines Angriffs müssen einige der Mütter das Lager verteidigen, während die Familien sich in Sicherheit bringen.«
    Befangen in Gegenwart seiner Dienerin, tat Lysaer sein Bestes, ihr höflich zu begegnen. »Euer Fest muß in dieser Nacht nicht auf musikalische Erbauung verzichten. Mein Halbbruder ist ein wunderbarer Lyranthespieler.«
    »Aber ich habe kein Instrument«, protestierte Arithon, als hätte er ihrem Gespräch schon die ganze Zeit über gelauscht. Gewissermaßen hatte er sich seinen zeremoniellen Pflichten als Halbbruder eines Prinzen entzogen, und so trug er noch immer seine schlichte Tunika und die abgenutzte Schwertscheide. Zwar war sein mangelnder Putz kaum zu übersehen, doch war sein Aufzug widerspruchslos hingenommen worden, zumal Maenalle daran keinen Anstoß zu nehmen schien.
    »Ihr sollt eine ganze Auswahl verschiedener Instrumente bekommen«, erklärte Maenalle und winkte einem ihrer Offiziere zu. »Geleite den Halbbruder des Prinzen in die Gewölbe und laßt ihn die Lyranthe seiner Wahl suchen.« Diener schoben einen der kleineren Wandteppiche zur Seite und brachten einen Schlüssel, der zu dem Gittertor hinter dem Teppich paßte. Gemeinsam mit dem in Leder gekleideten Offizier verschwand Arithon mit Kerzen bewaffnet durch die Tür, während Lysaer, dem nicht entgangen war, daß seine Vermutung bezüglich der Lagerräume für die reiche Beute zutreffend war, sich darauf konzentrierte, die Leistungen der Schwerttänzerinnen zu loben.
    Kurz darauf kehrte Arithon zurück. In seinem Arm hielt er eine Lyranthe, die derart schmucklos und mitgenommen aussah, daß man sie eigentlich längst hätte ausrangieren müssen. Die Wirbel waren gebrochen, und keine einzige Saite war noch intakt.
    »Er wollte keines der schmuckvollen Stücke haben«, erklärte der Offizier, der ihn begleitet hatte, eilends.
    Maenalles Blick verfinsterte sich. »Wollt Ihr uns verspotten?« Ihr Tonfall reichte aus, die Tänzer zu vertreiben. Die Gäste in der näheren Umgebung brachen ihre Gespräche ab und waren plötzlich ganz still. Arithon blickte von dem Instrument in seinen Armen auf.
    »Ich habe die Beste ausgewählt«, sagte er so gedankenverloren, daß kein Zweifel an seiner Aussage aufkommen konnte. »Hört nur, gnädige Frau.« Kurz über dem Steg pfiff er leise über das Instrument hinweg, und das Holz fing den Ton und antwortete ihm mit einer vollkommen reinen, dunklen Schwingung.
    Das Geräusch veranlaßte Asandir, seine Unterhaltung mit Lord Tashan abzubrechen, sich umzudrehen und das Instrument starren Blickes zu betrachten. »Aths Gnade«, rief der Zauberer. »Gestattet mir, die Lyranthe zu untersuchen.«
    Die Gäste traten zur Seite, als der Zauberer sich näherte und das unscheinbare alte Instrument aus Arithons Händen entgegennahm. Er strich mit den Fingern über das Holz, kratzte den Schmutz von einem verborgenen Bund ab und drehte dann den Hals in seiner Hand, um den Rücken des Instrumentes zu betrachten. Dort, kaum zu erkennen unter dem gelben Lack, entdeckte er eine einzelne paravianische Rune, eine Intarsie aus Perlmutt, die die Jahre unbeschadet überstanden hatte.
    »Wer hätte das gedacht«, murmelte der Zauberer. Mit dem Fingernagel kratzte er die Rune frei, und das edle Perlmutt schimmerte in allen Farben des Regenbogens. »Es stimmt also doch, daß eine zweite Lyranthe aus den Händen Elshians auf dem Kontinent verblieben ist.« Er reichte Arithon ehrfürchtig das Instrument. »Eine besitzt Atheras Meisterbarde Halliron zu treuen Händen. Die andere gehört nun Euch, dank der

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