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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Großzügigkeit des Volkes von Camris. Hütet sie gut. Das Sonnenkind Elshian war die begabteste Musikerin in der Geschichte, und ein von ihr angefertigtes Instrument wird schöner klingen als alle anderen.«
    Maenalle lachte, als sie Arithons offensichtliches Unbehagen bemerkte. »Dankt es uns, indem Ihr für uns spielt«, sagte sie, ehe sie Maien hinausschickte, Draht zu schneiden.
    Asandir hob die Hand und hielt den Knaben auf. »Wartet, gnädige Frau. Messingsaiten werden auf diesem Instrument doch nur reißen.« Er dachte einen Augenblick nach, ehe er fortfuhr. »Wenn Ihr ein paar Unzen Silber entbehren könntet, dann kann ich sie wieder so herrichten, wie ihre Schöpferin sie gesonnen hatte.«
    Ohne zu zögern, überreichte ihm Maenalle den Reif, der ihren rechten Arm geschmückt hatte. »Ein verbogener Löffel würde reichen«, sagte Asandir freundlich.
    Maenalles Augen blitzten vergnügt. »Es ist mir eine Ehre, Königmacher.«
    Der Zauberer neigte den Kopf. Dann nahm er den schweren, geflochtenen Reif und barg ihn in seinen Händen. Die Clanmitglieder drängten sich dicht um ihn, um zuzusehen, als er, sich seines Publikums überhaupt nicht bewußt, den Kopf noch weiter senkte. Weiter tat er nichts, und dennoch erklang ein magisches Summen in der Luft. Der Armreif in seinen Händen schimmerte und flammte plötzlich weißglühend auf. Die am nächsten stehenden Zuschauer fühlten einen heißen Luftzug auf ihren Gesichtern, und dennoch verbrannte der Zauberer sich nicht. Seine Hände bewegten sich, und das Licht wurde blendendhell. Jene, die es wagten, dennoch hinzuschauen, sahen, daß das Metall in seinen Händen rot erglühte. Als würde er nichts Ungewöhnliches tun, drehte der Zauberer das Schmuckstück zwischen seinen Fingern und zog schließlich einen glühenden Faden hervor. Das ganze Schauspiel dauerte kaum eine Minute, ehe Licht und Magie verloschen und der Zauberer seine unversehrten Hände öffnete. In ihnen hielt er einen halben Armreif und einen schimmernden Silberdraht. Als würde ihn die zerstörte Symmetrie von Maenalles Schmuckstück zu weiteren Taten inspirieren, bedachte er die Dienerin mit einem schelmischen Blick und murmelte: »Es ist wirklich nicht richtig, wenn ein solch großartiges Geschenk so traurig aussehen muß.« Und das Licht der Magie erstrahlte erneut in seinen Händen, während er den Rest des Silberflechtwerks an die schmucklose Griffleiste der Lyranthe heranführte.
    Ein Geräusch wie ein Peitschenschlag schallte durch den Raum. Als der Zauberer das alte Holz wieder losließ, hatte sich das silberne Flechtwerk in das Ebenholz gefügt, als hätte es das Instrument bereits seit dem Tag seiner Herstellung geziert. Arithon strich mit den Fingern über die Verzierung, und er konnte nicht die kleinste Unebenheit entdecken; die silberne Einlage hatte sich makellos in die Oberfläche eingefügt.
    Als die Lyranthe mit den magischen Saiten des Zauberers wieder neu bespannt war und Arithon den ersten Ton zupfte, um sie zu stimmen, wurde die meisterliche Arbeit Elshians sogleich offenbar. Leben erfüllte das zerkratzte Holz in seinen Händen, und der Ton füllte selbst die entlegensten Winkel der höhlenartigen Halle aus. Harmonien schienen die Luft erzittern zu lassen, und jegliche Konversation verstummte. Die Menschen vergaßen, was sie sagen wollten, und ihre Zuhörer hörten nichts mehr, außer dem Tanz von Arithons Fingern auf den Saiten und der trägen, schwebenden Süße der Laute, während er jeden einzelnen Wirbel drehte, bis der Ton stimmte. Als er fertig war und der erste Akkord unter seinen Händen erklang, hielt er den Atem an, senkte den Kopf und ließ den großartigen Klang der Seiten verklingen. »Gnädige Frau Maenalle«, sagte er, »diese Lyranthe ist zu gut für mich. Laßt sie mich in dieser einen Nacht spielen und dann zurückgeben, damit Eure Meisterbarden in den Ebenen sie spielen mögen.«
    Doch die Dienerin tat seine Demutsäußerung ab und reckte gebieterisch ihr Kinn vor. »Ich habe Euch meinen Armreif gern gegeben«, rief sie in die Stille des Saales. »Außerdem hat jeder einzelne von unseren Barden dieses Instrument für eines von schönerem Aussehen liegenlassen. Da sie aber ihre Wahl nach den Augen und nicht nach den Ohren getroffen haben, haben sie auch ihr Recht auf dieses Instrument verwirkt.«
    Arithons Hand hing noch immer wie festgefroren über den glänzenden neuen Saiten. »Wenn das Wort eines Prinzen zählt, so sollst du wissen, daß ich

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