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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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zerstört. Ein Versuch meinerseits, seinen Schmerz zu lindern, ist fehlgeschlagen und hätte mir fast seine Feindschaft eingebracht.«
    Nachdenklich legte Sethvir die Hände übereinander. »Fürwahr, dann sollten wir ihn freigeben. Mag er seiner musikalischen Begabung nachgehen, und wir werden den Prinzen von Rathain unter seinen Nachfahren suchen. Was bedeutet schon eine weitere Generation, da schon fünf Jahrhunderte vergangen sind?«
    »Ich bitte, das noch einmal zu überdenken«, unterbrach Traithe. Bedauern schwang in seiner leisen Stimme mit. »Wenn die Bevölkerung von Etarra nicht bald mit hellem Sonnenlicht beschwichtigt wird, dann könnten ihre Machenschaften sich zu einem unlösbaren Geflecht verfestigen.«
    Stille senkte sich über den Raum. Jeder der drei Bruderschaftsmagier grübelte über die Handelsstadt nach, die Macht über sämtliche Handelsstraßen Rathains ausübte. Dort war der alte Haß am tiefsten verwurzelt, und dort hatte die fehlgeleitete Justiz einen Sumpf aus blutigen Auseinandersetzungen und Dekadenz hervorgebracht. Für Etarra konnte es keine Gnade geben. Der Prinz, der einmal den Thron von Rathain besteigen sollte, würde sich der schweren Aufgabe stellen müssen, dieses Nest der Korruption auszuheben, und dafür konnte es keinen besseren Zeitpunkt geben, als den, wenn das Sonnenlicht die Ordnung der Gouverneure und Gilden nach dem Sieg über Desh-Thiere verwirren würde.
    »Die dauerhaften Auswirkungen erfordern genaueste Überlegungen«, erklärte nun Sethvir. »Wir sollten das Netz befragen, sobald wir die Sache mit den Methschlangen erledigt haben.« Da die Niederschlagung der Schlangen schon für sich Problem genug war, wandte er sich konzentriert den Quellen der Macht zu.
    Zwei andere Bruderschaftszauberer waren bereits zum Ort der Gefahr gereist und hatten eine Barriere errichtet, die den Sumpf eindämmen sollte. Doch auch ihre gemeinsamen Anstrengungen reichten kaum, die Verbreitung der Schlangen einzudämmen. Allein in der Festung auf der Methinsel kämpfte nun der Banner Verrain und Hüter von Mirthlvain gegen das Übel. Obschon die Festung seit dem Kampf gegen üblere Bedrohungen in der Vergangenheit mit der Macht des Fünften Weges verbunden war, würde ein Schüler allein nichts ausrichten können, wollte er nicht zu einem Häufchen Asche verbrennen.
    »Ich sehe keine andere Möglichkeit, als die Macht von hier aus zu formen und zu leiten«, seufzte Sethvir bedauernd. »Wir können kaum etwas anderes tun, als den Energiestrom des Dritten Weges mit einer reduzierten Vibration über den Kontinent zu schicken, auf daß Verrain ihn dazu nutzen kann, die Barriere zu verstärken.«
    Derart resignierte Worte aus dem Mund des Hüters von Althain waren Grund genug, Furcht zu empfinden. Nun in direkter Verbindung zu der Macht, die Arithon ihm zur Verfügung stellte, blickte sich Dakar am Tisch um. Traithe schwitzte unübersehbar, und Asandir hatte furchtsam die Hände zu Fäusten geballt. In dieser Schweigsamkeit, die vielsagender war, als es Worte je sein könnten, stand einem jeden der Zauberer die Wahrheit ins Gesicht geschrieben: niemals in ihrer fünftausendjährigen Geschichte war die Bruderschaft so gefährlich geschwächt gewesen, wie in diesem Moment. Die Kette, die sie bilden mußten, um Shand zu retten, würde nur so stark sein, wie ihr schwächstes Glied. Dakar war sich seiner Unzulänglichkeit schmerzhaft bewußt, und er verfluchte Arithon s’Ffalenn für seine Arroganz. Es kümmerte ihn dabei nicht, daß der Magie des Herrn der Schatten nichts von der Verschlagenheit anhaftete, die sein bewußter Geist so gern zur Schau trug; ganz gleich, wie sehr er Dakar auch für seine Schlamperei verachten mochte, das Vertrauen, das er ihm in seiner Trance erwies, war aufrichtig wie seine Musik.
    Allerdings wäre es auch ohne Zweifel paradox gewesen, anzunehmen, daß ein so kontrollierter Geist sich selbst aus reiner Rachsucht solcher Gefahr ausliefern würde.
    Soweit Sethvir ihn informiert hatte, würde Dakar die Zügel halten, um den furchteinflößenden Fluß der Macht zu Verrain zu dirigieren, der sich Tausende von Meilen von ihnen entfernt befand. Würde der Banner auf der Methinsel versagen, würde Dakar nur einen Augenblick nicht wachsam genug sein, so würde sich der Zustrom aus dem Althainturm unkontrolliert mit der Macht des Fünften Weges vermischen, und diese Überladung würde das Kernland dreier Königreiche zu einer unfruchtbaren Einöde verbrennen, während die

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