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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Ruhelosigkeit, die die Methschlangen hinaus aus dem Sumpf in das schutzlose Bauernland trieb. Er sah die Dorfbewohner, sah Kinder und Frauen, deren Leben in Gefahr war, und erhielt Kenntnis von der Macht, die am Werk war, die Verbreitung der Schlangen zu verhindern. Dann zeigte sich ihm das erschreckende, entmutigende Maß an Energie, das notwendig war, die Gefahr auszulöschen.
    »Nun gut«, sagte Sethvir dann laut. »Es steht Euch frei, wieder hinunterzugehen und zu ruhen. Wir können einen Bann über Euch legen, um Eure Wahrnehmung zu isolieren, falls Ihr es wünscht.«
    Arithon maß den Zauberer mit seinen Blicken. Hinter der Freundlichkeit des Mannes verbarg sich eine messerscharfe Wahrnehmungsfähigkeit. Nachdem er tief durchgeatmet hatte, sagte er: »Selbst wenn ich ruhen wollte, würde ich nicht um einen Zauber bitten, wenn keine Energie übrig ist.«
    Als er keine Anstalten machte, sich zu erheben, legte Sethvir seine mit feinen blauen Venen durchzogenen Finger aneinander. »Sehr schön, mein junger Herr. Unsere Bruderschaft wäre die letzte, die leugnen würde, daß wir im Kampf gegen die Methschlangen von Mirthlvain jede Kraftquelle brauchen können.« Sein Blick lag schonungslos auf Arithon. »Ihr mögt bleiben, doch Ihr müßt unseren Regeln folgen. Ihr werdet dem Banner, in diesem ungewöhnlichen Fall Dakar, Stütze sein, doch dazu müßt Ihr in Trance sein. Ihr werdet den Geschehnissen nicht folgen und Euch später nicht erinnern können.«
    Angesichts der strengen Regeln verstand Arithon ohne Zweifel, daß, falls diese Beschwörung fehlschlagen sollte, das Leben aus seinem Leib gewrungen werden würde, wie Feuchtigkeit aus einem Putzlappen. Es würde keine Vorwarnung geben, keine Kontrolle und nicht den Funken freien Willens. Von der anderen Seite des Tisches betrachtete der schwarzgekleidete Zauberer ihn voller Mitgefühl. Arithon war unentschlossen. Seine Anwartschaft auf den Thron von Rathain schien kein Hindernis für diese gefahrvolle Entscheidung darzustellen. Doch neuer Widerstand erwachte in ihm, als er sich Dakar zuwandte, in dessen Gesicht er dümmliche Geringschätzung las. Warum, so fragte er sich, sollte ein ausgebildeter Magier einem Schüler, der sich an Bier hielt, um der Disziplin zu entgehen, sein Vertrauen schenken?
    Mit einem Anflug schwarzen Humors wandte er sich schließlich wieder Sethvir zu. »Ich bin einverstanden.« Eine besondere Herausforderung begleitete seine Entscheidung: Er war bereit, sein Leben zu riskieren, um herauszufinden, ob sein freier Wille, über den er nach Asandirs Worten vollends verfügen sollte, doch Beschränkungen unterlag.
    Der Hüter von Althain betrachtete den Herrn der Schatten mit einem trüben sanftmütigen Blick. »Wie Ihr meint. So macht Euren Geist sogleich bereit, denn die Methschlangen warten nicht.«
    Arithon beugte den Kopf vor. Trotz seiner geschlossenen Augen entging ihm Dakars blankes Entsetzen nicht. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des s’Ffalenn. Gleich darauf verschwand es, als er seine Selbstdisziplin nutzte, sein Bewußtsein der Trance zu unterwerfen.
    Weitaus weniger elegant sammelte Dakar seine eigenen, unsteteren Kräfte, wobei er ein gemartertes Seufzen von sich gab, das der Herr der Schatten jedoch längst nicht mehr zu hören vermochte.
    Während der Wahnsinnige Prophet sich darauf konzentrierte, Anschluß an die Verbindung zu bekommen, die Arithon aufgebaut hatte, wandte sich Sethvir mit einem Ausdruck bohrenden Entsetzens an Asandir.
    »Schwierigkeiten mit der Erbfolge klingt nach einer Untertreibung, mein Freund.« Aufgebracht winkte der Hüter von Althain mit der Hand in Richtung des nun bewußtlosen Prinzen von Rathain. »Du hast etwas über die Vergangenheit und einen blutigen Erbstreit erzählt, aber das hier …!«
    Auf Traithes fragenden Blick hin fuhr sich Sethvir mit den Fingern durch seinen wirren Bart. »Unser Teir’s’Ffalenn verfügt über die Empfindsamkeit seiner Vorväter, doch fehlt ihm der Schutz. Das Erbe seiner Mutter, die Weitsicht, lädt bei jedem Schritt, den er tut, neue Schuld auf seine Seele, denn er sieht die Konsequenzen seiner Handlungen nicht nur, er fühlt sie auch.«
    »Das erklärt jedoch nicht seine Unbekümmertheit«, entgegnete Traithe. »Und auch nicht seinen verborgenen Groll.«
    »Nein«, stimmte Asandir seinem Bruder zu. »Ein früherer Konflikt zwischen den Pflichten eines Regenten und der geschulten Wahrnehmung der Mysterien hat den Frieden seines Geistes bereits

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