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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ausgebildet worden und fähig, sich seiner verfeinerten Wahrnehmung zu bedienen; verstärkt um die Macht der Kronjuwelen, konnte seine Gabe durchaus unbeherrschbar werden.
    Doch es kam nicht in Frage, die Macht der Steine durch eine Veränderung im Schliff zu zerstören. Spätere Generationen würden sie brauchen. Folglich suchten Sethvir und Asandir nach einem Bann, der die geheimnisvolle Natur der Steine vor dem Zugriff des s’Ffalenn verbergen würde, mußte er sie doch während seiner Regierungszeit tragen.
    Diese Aufgabe nahm den Rest des Tages in Anspruch.
    Die Blicke der Zauberer trafen sich, als sie, schweißnaß und grün in dem Licht, das von dem unordentlichen Haufen Smaragde zurückgeworfen wurde, gleichzeitig aus ihrer Trance erwachten.
    »Ath, mein Schöpfer«, murmelte der Hüter von Althain unwirsch. »Ist dir bewußt, in welch verdammt schwierige Lage uns der Teir’s’Ffalenn mit seiner erstaunlich feinen Wahrnehmungsfähigkeit gebracht hat?«
    Asandir strich das silbrige Haar von seinen Schläfen zurück. »Daran mußt du mich heute gewiß nicht erinnern. Ich kann nur hoffen, daß wir den Bann tief genug verankert haben.«
    Sethvir erhob sich und legte die Juwelen zurück in ihre angeschlagene Kassette. »Wir dürfen kein Risiko eingehen. Besser, wir machen uns darauf gefaßt, daß er die Steine untersuchen wird, sobald er sie zum ersten Mal in Händen hält. Wenn ich nicht vollkommen falsch liege, dann wird er die Resonanz des Zaubers spüren.«
    »Das befürchte ich auch«, stimmte Asandir zu. »Ich bin wirklich besorgt. Dieser Mann ist nicht gerade eitel. Die Smaragde allein werden ihn kaum beeindrucken. Willst du ihn dann davon überzeugen, daß diese Juwelen nicht zu einem scheinbar größeren Nutzen verkauft werden sollten?«
    Sethvir lachte. »Als wir beschlossen haben, die Gaben der s’Ahelas zu fördern, hätte ich mir eigentlich denken sollen, daß uns die Nachkommen der Prinzessin Dari noch einiges Kopfzerbrechen bereiten würden. Sie hat sich während ihrer ganzen Lehrzeit mit mir gestritten.« Der Hüter von Althain legte die Kassette mit dem unersetzbaren Inhalt inmitten eines unordentlichen Bücherhaufens ab, ehe er sich wieder ihrem eigentlichen Thema zuwandte. »Ich würde wirklich lieber Tee aufsetzen und dich zu einer Schachpartie drängen, als einen Prinzen derer zu s’Ffalenn zu überreden, seinen natürlichen Neigungen zuwider zu handeln.«

 
Artefakte
     
    Lysaer wühlte sich aus einem gemütlichen Haufen Bettwäsche hervor und fand sich in einem Raum wieder, der in der einsetzenden Abenddämmerung von Lampen beleuchtet wurde. Ein Geruch von Siegelwachs und Pergament lag in der Luft. Erleichtert, nicht mehr im Freien lagern zu müssen und der Gastfreundschaft barbarischer Clans ausgeliefert zu sein, betrachtete er das Durcheinander aus Büchern und Federn, den scharlachroten Teppich und die edlen Möbel, die nicht zusammenpaßten und schloß, daß sich dieser Raum im Althainturm befinden mußte. Er war nicht allein.
    Auf einer Sitzbank hockte ein schwarzgekleideter Fremder und war dabei, mit Ahle und gewachstem Zwirn altes Zaumzeug zu flicken. Auf seiner Schulter thronte ein Rabe, der seine keilförmigen Augen sogleich auf Lysaer richtete, als dieser sich bewegte. Mit intelligentem, scharfem Blick fixierte er den Prinzen. Als sei er gerufen worden, ließ der Fremde sein Nähzeug sinken und blickte auf.
    Lysaer stockte der Atem.
    Die Augen des Fremden strahlten in einem sanften Braun, und sein kurzgeschnittenes Haar war zu einem silbrigen Ton ergraut, doch seine Züge und die überwältigende Ruhe, die in seiner Präsenz lag, wiesen ihn unmißverständlich als Zauberer der Bruderschaft aus. »Ihr müßt halb verhungert sein«, sagte er freundlich. »Mein Name ist Traithe, und ich heiße Euch an Sethvirs Stelle im Althainturm herzlich willkommen.«
    Lysaer zwang sich, den verkrampften Griff seiner Finger aus der Bettdecke zu lösen. »Wie lange bin ich schon hier?«
    Der Rabe legte den Kopf auf die Seite. Traithe vernähte seinen letzten Stich wie eine Bauersfrau und biß den Faden mit den Zähnen ab. »Seit gestern abend.« Als Lysaer ungläubig die Brauen hochzog, fügte er hinzu: »Ihr wart sehr müde.«
    Unbehagen befiel Lysaer, und das lag nicht allein an der vom Sattel wundgeriebenen Haut. Er betrachtete die schlaffe Gestalt seines Halbbruders, der in tiefem Schlaf auf der gegenüberliegenden Pritsche lag. Mit Schrecken erkannte Lysaer, daß Arithons Pose nicht so

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