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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Faust. »Für einen Prinzen, der direkter Thronfolger ist, war diese Entscheidung möglicherweise richtig. Nun aber wurdet Ihr hergebracht, den Nebelgeist zu bekämpfen, und das verändert die Perspektiven ein wenig.«
    Lysaer aber war noch immer verletzt. Wie ein tief sitzender Dorn peinigte ihn dieser Kummer. »Warum hat Asandir das nicht erwähnt?«
    Traithe kicherte. »Denkt Ihr denn, auch nur einer von uns sei omnipotent? Asandir hat Dakar als seinen Schüler, und diesem Wirrkopf irgend etwas beizubringen, dürfte selbst die Geduld eines Felsens überfordern.« Der Zauberer erhob sich von seinem Sitzplatz am Fenster. »Ich habe noch etwas im Lager zu erledigen. Vielleicht mögt Ihr mich begleiten?«
    Lysaers Miene hellte sich auf, und er erhob sich ebenfalls. »Ich freue mich über ein wenig Abwechslung.« Er folgte Traithe durch die Speisekammer, während sich hinter ihnen der Rabe auf dem Tisch niederließ, die Schwingen wie ein heimlichtuerischer Gelehrter zusammenfaltete, auf die Teller hüpfte und sich an den Krümeln gütlich tat.
    »Bei Sethvir wird die Butter so oder so im Schrank ranzig«, vertraute Traithe dem Prinzen an, als er ins Treppenhaus hinaustrat. »Essen hält er für eine lästige Bürde, aber wenn er keinen Tee hat, dann jammert er.«
    Keineswegs erleichtert über die Erkenntnis, daß offenbar auch Magier menschliche Schwächen kannten, folgte Lysaer seinem Gastgeber hinab in die unteren Stockwerke des Turmes. Auch ohne die geheimnisvolle Wahrnehmung der Zauberer konnte Lysaer angesichts der schmucklosen Bauweise und des grob behauenen Granitgesteins erkennen, daß der Althainturm in aller Eile als Notbehelf erbaut worden war.
    Der Geruch von alten Büchern und feuchtem Holz vermischte sich in der Luft mit dem undefinierbaren Hauch der Magie. Irgendwo weit über ihnen ließ der Wind einen Fensterladen in seinen Angeln klappern. Lysaer fragte sich unwillkürlich, wessen Füße die Kanten dieser Stufen rundgetreten hatten, welche Hände gekrönter Häupter das mit einer Axt behauene Eichengeländer poliert hatten. Er hatte Asandirs Ehrfurcht vor den alten Rassen erfahren; dennoch empfand er an diesem Ort unter den niedrigen, gewölbten Deckenbalken, die von den Fackeln vieler Jahrhunderte geschwärzt waren, nur einen verlorenen Hauch des Todes. Jede Vergangenheit, die der Althainturm bewahrt haben mochte, schien in Trostlosigkeit und die schauerliche Resonanz zerstörter Hoffnungen zerfallen zu sein.
    Der Nebel jenseits der Schießscharten verhüllte den Blick nach draußen. Der Zauberer öffnete eine mächtige Tür und verschwand in absoluter Finsternis. »Nutzt Eure Gabe des Lichtes, um Euren Weg zu beleuchten«, schlug er vor, als der Prinz hinter ihm zögerte. »Sethvir verschlampt stets seine Kerzen. Es kann einen Augenblick dauern, bis ich eine finde.« Befangen, wie er es nicht gewesen war, seit er vollkommen nackt aus dem Bett gestiegen war, rief Lysaer seine Kraft herbei. Mühevoll und nicht frei von Angst gelang es ihm, einen silbrigen Funken zu erzeugen; auch wenn der Zauberer seine Vorgehensweise für unzulänglich halten mochte, so enthielt er sich dennoch jeglichen Kommentars.
    Der Raum, der in dem Hexenlicht erkennbar wurde, war größer, als es die Tür vermuten ließ. Holzregale zogen sich an den Wänden entlang in den tiefen Schatten. Kisten lagen hochgestapelt in Reihen auf dem Boden, und das Licht spiegelte sich in den groben Nägeln, mit denen die Bänder aus Leder oder Messing befestigt waren. Es roch nach Öl und altem Staub, doch als der Zauberer endlich die Fackel im Wandhalter entzündete, enthüllte das Licht der pechgetränkten Lappen einen sauberen Steinboden und Regalbretter, die frei von Staub und Spinnweben waren. Das Lager war offenbar liebevoll gepflegt worden, wenn es auch an Signaturen fehlte. Die wenigen Plaketten an Regalen und Kisten jedoch waren mit antiken Lettern beschriftet, die im Laufe der Zeit bis zur Unleserlichkeit verblaßt waren.
    Traithe blieb inmitten des Raumes stehen. In seiner Verzückung erinnerte er stark an seinen Raben. »Ich bezweifle, daß sich hier viel verändert hat, seit die Paravianer fort sind.«
    Neugierig jenseits aller guten Sitten fragte Lysaer: »Was suchen wir hier?«
    »Sethvir hätte mir wenigstens sagen können, welchen der zwanzig alten Kästen auf dem dritten Regalbrett an der Nordmauer er meint«, murmelte Traithe. Dann, aus seinem Verdruß erwacht, schenkte er Lysaer ein bedauerndes Lächeln. »Wir suchen Rubine

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