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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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verräucherten Luft. Kharadmons Farben waren blasser geworden und Luhaines Gestalt verschwommen. Keiner der Männer konnte sich dem Dilemma entziehen, das ihnen das Netz gezeigt hatte. Dakar klopfte die Asche aus der Pfeife in den Deckel der Tienelle-Schatulle, und der Hüter von Althain ergriff das Wort, als hätte ihn das Geräusch aus der Versenkung geweckt.
    »Niemals zuvor haben uns die Stränge einen so schmalen Pfad gewiesen. Wir sind zu einer unerfreulichen Wahl gezwungen.«
    Das Netz hatte unmißverständlich darauf hingewiesen, daß Lysaer und Arithon Gegner werden würden, mit allen bitteren Konsequenzen. Sie zur Abschreckung ihrer Fähigkeiten zu berauben, würde in allen Fällen zu einer Fortsetzung der Herrschaft Desh-Thieres führen. Das wiederum versprach schon von sich aus Veränderungen großen Ausmaßes, doch keine von ihnen gab Anlaß zur Hoffnung, und den verschwundenen Paravianern die Möglichkeit zur Rückkehr zu nehmen, bedeutete, die Rolle des Henkers zu übernehmen. Mochten die Menschen auch Krieg und Leiden hervorbringen, so mußte doch im Verlauf der Zeitalter selbst der fanatischste Haß irgendwann schwinden. Würden sie hingegen im Sinne eines sofortigen Friedens handeln, so hieße das, den Untergang eines Mysteriums zu besiegeln, den Menschen nie wieder würden rückgängig machen können.
    »Wenn wir nur wüßten, wohin sie geflohen sind, dann könnten wir sie vielleicht beschützen«, sagte Traithe mit gequälter Stimme.
    »Desh-Thiere war der Grund für ihr Verschwinden von unserem Kontinent«, erklärte Luhaine. »Wenn die alten Rassen also zulassen sollen, daß sie gefunden werden können, dann muß zuerst der Nebelgeist vernichtet werden.«
    Das letzte Thema der Debatte war das königliche Erbe Arithons. Nicht mehr länger fähig, dem Gespräch zu folgen, sackte Dakar benommen auf seinem Stuhl zusammen. In seinem Kopf begann es zu hämmern, und sein Magen verkrampfte sich unter den ersten Symptomen der Nebenwirkungen des Tienellekrautes. Durch den Nebel gesteigerten Unwohlseins, erkannte er, daß die Bruderschaft dazu neigte, Arithon von seiner Verpflichtung gegenüber dem Thron von Rathain freizusprechen. Wenn es zum Streit zwischen den beiden Halbbrüdern kommen mußte, so war es das Beste, wenn die Herrschaftsverhältnisse davon nicht betroffen würden. Dakar war nicht fähig, sich zu konzentrieren, und verlor den Faden. Worte wirbelten durch seine gepeinigten Gedanken. Unter dem Ansturm der zunehmenden Übelkeit und der giftinduzierten Schweißausbrüche war ihm bewußt, daß er aufstehen und etwas trinken mußte. Sein Gaumen schmeckte bitter vom verbrannten Aroma der Tienelleblätter; wie ein Schiff auf öligen Wogen schwankte seine Wahrnehmung, übriggebliebene Visionen rüttelten an seinem verwirrten Geist. Keiner der Magier in dem Zimmer konnte erstaunter sein als er selbst, als plötzlich der Name jenes ausgestoßenen Zauberers durch seine Gedanken hallte, dessen Taten einst die Rebellion verursacht hatten.
    Davien.
    Dakar fuhr auf seinem Sitz hoch, als die Blockade vor seiner Wahrnehmung plötzlich einer kalten Woge der Voraussicht wich. Prophetie beanspruchte seine Zunge. Trotz der heftigen Übelkeit, die an seinen Eingeweiden zerrte, erklangen seine Worte laut und deutlich in der plötzlich eingetretenen Stille.
    »Keine Einsicht wird Davien der Verräter zeigen, noch sich dem Gesetz des Grundlegenden Gleichgewichts beugen, noch wird die Bruderschaft je ihre vollständige Zahl wieder erlangen, ehe die Schwarze Rose wild in den Tälern von Daon Ramon wachsen wird.«
    »Schwarze Rose?« Sethvir schoß von seinem Stuhl hoch, und sein Blick war so bohrend wie der eines Falken während der Jagd. »Aber es gibt keine Schwarze Rose mehr.«
    »Es wird eine geben«, keuchte Dakar, von einer zweiten Prophezeiung übermannt, die ihn durchdrang wie ein Blitz die finstere Nacht. »Die wilde Rose wird an dem Tag wurzeln, an dem Arithon s’Ffalenn die Bürde seines Thrones annimmt.«
    Bestürzte Blicke machten die Runde an dem Tisch, denn in einem Punkt war die Aussage des Netzes klar und deutlich gewesen: Wenn Arithon frei entscheiden konnte, so würde er als Barde leben und sterben. Nur unter Zwang würde er die Herrschaft über Rathain auf sich nehmen, und nicht einmal dann würde er wirklich zu dieser großen Aufgabe stehen können.
    »Arithons Freiheit muß geopfert werden«, sagte Traithe. »Wir wissen, wie er selbst entscheiden würde.«
    In diesem Moment der Unsicherheit und

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