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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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des Begreifens, der alle Zauberer der Bruderschaft erfaßt hatte, ergab sich Dakar dem Leiden, das der Rauch der Tienelleblätter verursachte. Zuckend kippte er nach vorn und wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Als seine Krämpfe sich endlich wieder legten, hatte er keinerlei Erinnerung an seine Prophezeiung zurückbehalten, nur die Enttäuschung über den Ausgang ihrer Bemühungen war ihm geblieben. Mühevoll rang er sich eine verbissene Entschuldigung ab, ehe ihm die Übelkeit die Sprache raubte.
    Erstaunlicherweise war es ausgerechnet Kharadmon, der sich dem Wahnsinnigen Propheten zur Seite stellte und ihm half, sein Leid zu mildern. Als dann Asandir schließlich seinen kränkelnden Schüler nach unten zu Bett brachte, rangen die verbliebenen Zauberer mit der neuen Prophezeiung wie ein Rudel verhungernder Hunde um einen Markknochen. Die Verurteilung und Verbannung Daviens war ihre tragischste Entscheidung gewesen, und das Verschwinden ihres siebten Bruders, Ciladis, war zu dem Verlust geworden, den sie am meisten beklagten. Dakars Prophezeiung über die Schwarze Rose bildete die erste greifbare Hoffnung, daß die Schicksalsschläge, die dieses dritte Zeitalter zerrüttet hatten, eines Tages berichtigt werden konnten.
    Traithe, der wohl der Letzte war, der sich für die Opferung eines Mannes stark machen konnte, hatte die Wahrheit gesprochen. Selbst ungeachtet des Schicksals der beiden fehlenden Zauberer und der Gefahren, denen sie ausgesetzt sein mochten, durften sie nicht riskieren, die alten Rassen für immer zu verlieren. Als Asandir zurückkehrte, nachdem er Dakar sicher zu Bett gebracht hatte, waren einige unerfreuliche Entscheidungen bereits gefallen.
    Um des Überlebens der Paravianer willen sollten die Prinzen, die die Verbannung des Nebelgeistes zu bewirken vermochten, das Sonnenlicht mit Hilfe ihrer angeborenen Gaben zurückbringen, ungeachtet der Kriege, die folgen würden. Und Arithon würde in der Handelsstadt Etarra zum Hohekönig von Rathain gekrönt werden, um jenen Kanal zu öffnen, der Dakars Prophezeiung der Schwarzen Rose den Weg ebnen sollte.
    Damit blieb ihnen nur, hier und dort beschützend einzugreifen, um das Ausmaß der Zerstörung einzudämmen. Wenn Lysaer die Herrschaft in Tysan einfordern würde, dann mußte er auf die Unterstützung der Bruderschaft verzichten. Er mochte die Loyalität der Städter aus eigener Kraft erringen, doch die Clans würden als stille Reserve zurückbleiben, und die Dienerin Tysans, Maenalle, bliebe frei, ihre Leute nach Kräften zu beschützen. Und sollten auch vier Reiche durch gewalttätige Konflikte zerrissen werden, so mußte doch das fünfte noch immer von starker Hand geführt werden.
    »Wir müssen den Thronerben von Havish aus seinem Versteck holen«, sagte Sethvir. »Er muß unterrichtet werden, damit wir ihn auf den Thron setzen können, wenn er alt genug ist.« Wenigstens in einem Königreich sollten die Städter und die barbarischen Clans nicht der Zwietracht ausgesetzt werden.
    Viel mehr wurde nun nicht mehr besprochen, ehe die Zauberer die Aufgaben untereinander aufteilten. So düster die Zukunft sich auch gestalten mochte, das Land würde nicht völlig in dem blutigen Krieg untergehen, der an die Vernichtung Desh-Thieres gebunden war.
    Erst am späten Nachmittag beendete die Bruderschaft die Konferenz. Kharadmon war der erste von ihnen, der den Althainturm verließ, und sein wildes Gelächter verhallte jenseits des Fensters, als er sich auf einem Wüstenwind nach Süden aufmachte. Gleich darauf verschwand auch Luhaines Bild, als er seinem Bruder zum Fenster hinaus folgte.
    Traithe erhob sich. Durch die Erschöpfung noch stärker humpelnd, schlich er die Treppe hinab, um über Dakars Tienelleentzug zu wachen und Lysaer bei dessen Erwachen die Gastlichkeit zu bieten, die einem Prinzen zustand.
    Nunmehr allein mit Asandir stand Sethvir am offenen Fenster. Ein Schleier der Nachdenklichkeit hatte sich über seine Augen gelegt. Die Teetassen, die er gerade erst hervorgeholt hatte, blieben leer, als er sagte: »Wir haben ein ganz akutes Problem. Die Kronjuwelen von Rathain.«
    Asandir seufzte. »Ich habe sie nicht vergessen.«
    Die Juwelen aus der Erbschaft der früheren Könige waren von den paravianischen Kunsthandwerkern zu Imarn Adaer geschliffen worden. Einem jeden Stein wohnte die magische Kraft inne, die den Gaben der Abkömmlinge jener königlichen Linie entsprach. Der Herr der Schatten jedoch war bereits durch die Magier von Dascen Elur

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