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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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verlassen.«

 
    Die Seenwelt Dascen Elur,
    unbewacht, fünfhundert lange Jahre,
    soll Gestalt annehmen durch der Menschen Hohekönige,
    unerprobte Künste in ungeborenen Händen.
    Dem Nebelgeist sollen sie das Verderben bringen,
    und die Sonne von Athera befreien.
     
     
Vorspiel
     
    Auf einer hochgelegen, windigen Terrasse von Rauven erwachte ein Mann in einer Robe aus seiner Trance und öffnete seine sorgenvollen Augen.
     
    In einer Welt nebelgebundener Lüfte stand ein Zauberer in einer kastanienbraunen Robe vor langen Reihen von Büchern. Bis dahin vernebelte, unruhige Augen blickten plötzlich so scharf wie die eines Falken. Sethvir aus der Bruderschaft hatte die Berichte im Althainturm gehütet, seit der Nebelgeist vor fünf Jahrhunderten die Ordnung vernichtet und die Sonne verbannt hatte. Die Ereignisse zogen an seiner Isolation vorbei, wie Schneeflocken vor einem Fenster. Sobald sie ihn berührten, schrieb er sie nieder und katalogisierte sie für die Archive. Wenngleich die Worte des Lauschers nur eine von den Tausenden von Phrasen waren, die in einer jeden Stunde in seine Gedanken drangen, konzentrierte der Zauberer doch sofort seine Aufmerksamkeit darauf, ihre Herkunft zu erforschen.
    Eine Macht, stark genug, Gebirge zu zerschmettern, antwortete Sethvirs Bemühungen. Auf direktem Wege schlug die Macht eine Brücke über den unvorstellbaren Abgrund zwischen den Welten und brachte ihm die Vision eines Magiers, der ein Schwert von überirdischer Schönheit fest in Händen hielt. Auf der Klinge waren silberne Intarsien zu sehen, und von dem Edelstein im Heft ging ein grüner Lichtwirbel aus. Mit einem Ausdruck tiefsten Kummers betrachtete der Magier die Waffe, während der Hellseher ihn vergeblich zu beruhigen suchte. Sethvir erkannte die Klinge. Erinnerungen von vergangenen Ereignissen fügten sich zusammen, verbanden Fakten mit äußeren Umständen, deren Wirkung eine legendäre Ruhe zerstörten. Sethvir aus der Bruderschaft jauchzte wie ein Knabe. In der Zeit vor dem Fluch des Nebelgeistes, hatte eben diese Waffe einen atherianischen Prinzen durch das Verbannungstor in den Westen begleitet. Drei andere königliche Erben waren gemeinsam mit ihm geflohen, um der Rebellion zu entgehen, die ihr Leben bedrohte. Dann bannte die Eroberung des Nebelgeistes das Sonnenlicht; die Tore wurden wegen der Prophezeiung eines Wahnsinnigen verschlossen, und das Exil wurde zur ständigen Heimat für die Prinzen. Und waren die Prinzen auch ihrem Schicksal untreu geworden, vergessen waren sie nicht. Nun, endlich, erhielt Sethvir zum ersten Mal ein Zeichen, daß der Treuebruch der Prinzen nicht vergebens gewesen war.
    Der Zauberer löste sich aus der Vision. Blaugrüne Augen verloren ihre Härte, und ihr träumerischer Blick verbarg die scharfen Gedanken. Der Magier, der das Schwert in Händen gehalten hatte, schien ebenfalls kein Fremder zu sein; Sethvir selbst hatte einen Ahnen dieses Mannes in der Kunst der Beherrschung der Macht ausgebildet. Ein solcher Zufall ließ nur eine Schlußfolgerung zu: Der Zauberer hatte den Geburtswehen der Erfüllung der großen Westtor-Prophezeiung beigewohnt, in der die Vernichtung des Nebelgeistes und die Rückkehr des gebannten Sonnenlichtes über Athera geweissagt wurde.
    Sethvir war so aufgeregt und ausgelassen, daß er die Bibliothek im Laufschritt verließ. Aufgewirbelte Luft wehte den Staub von den Regalen, als er durch die Tür stürzte und die dahinterliegende Treppe hinaufrannte; noch schneller aber rasten seine Gedanken, umspannten die ganze Weite der Liga und berichteten seinen Freunden aus der Brüderschaft der Sieben von den Neuigkeiten.

 
Zwischenspiel
     
    An einem anderen Ort tropfte inmitten eines nebelverhangenen Feldes Wasser von den Stengeln des Farnes aus dem vergangenen Sommer.
    »Ich bringe Nachricht aus Dascen Elur«, sagte eine ebenso störende wie vertraute Stimme.
    Dakar, der verrückte Prophet, schrak überrascht von dem Platz auf, an dem er saß, betrunken und naß bis auf die Haut. Ein Seufzen entrang sich seinen Lippen unter dem wuchernden Bart. Das Glück war eine Hexe, die ihn verlassen hatte, kaum daß der Bierkrug geleert war. Dakar verdrehte verbittert die Augen, während er dem Zauberer entgegensah, der sich ihm näherte. Er versuchte, dem Unvermeidlichen zuvorzukommen. »Der Prinz, der zurückkehrt, wird der s’Ilessid sein, oder ich werde die nächsten fünf Jahre nur noch Wasser trinken«, erklärte er undeutlich, aber bestimmt.
    Der Zauberer in

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