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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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der grünen Tunika und dem blauen Umhang, es war Asandir aus der Bruderschaft der Sieben, blieb stehen. Wind zerzauste sein silbernes Haar über den Zügen, denen das Amüsement deutlich anzusehen war. »Du sprichst von der Westtor-Prophezeiung?« fragte er in trügerisch freundlichem Ton.
    Dakar fühlte einen Druck auf seinem Magen und fluchte leise. Entweder war er zu nüchtern, um die Angst vor der bevorstehenden Maßregelung zu meistern, oder zu betrunken, um sein dringendes Bedürfnis, krank zu sein, unter Kontrolle zu halten. Asandir übte nur selten Nachsicht mit seinen Schülern. Nichtsdestotrotz gelang es Dakar, ein nachlässiges Grinsen hervorzubringen. »›Die Seenwelt Dascen Elur, unbewacht, fünfhundert lange Jahre …‹«, zitierte er zuvorkommend seine eigenen Worte.
    Forsch bemächtigte sich Asandir der folgenden Zeilen. »›… soll Gestalt annehmen durch der Menschen Hohekönige, unerprobte Künste in ungeborenen Händen.‹« Hände, die fähig sein sollten, einer Welt die Ordnung zurückzubringen, die für ein halbes Zeitalter in barbarischer Zersetzung, in Dekadenz und Verwahrlosung und nebeligem Wetter versunken war. Asandir lächelte noch immer. »Aber die vorherbestimmten Hände sind nicht länger ungeboren, mein lieber Prophet. Die Zeit der Befreiung ist gekommen.«
    Dieser Hinweis erforderte einen Augenblick, um zu ihm durchzudringen. Als Dakar schließlich begriff, krähte er freudig und ließ sich rücklings in das Dickicht aus Wolfsmilchgewächsen fallen. Hülsen krachten und gaben ihren davonschwirrenden Samen frei. Dieser Samen war nicht weiß und von reiner Güte, sondern vermodert und mit dem Mehltau überzogen, den diese feuchte, sonnenlose Zeit großzügig genährt hatte. »Wo?« wollte Dakar erfahren, und gleich darauf setzte er nach: »Wer? s’Ahelas, s’Ellestrion, s’Ffalenn oder noch besser, jedenfalls für meine Wette, s’Ilessid?«
    Doch Asandirs Abgleiten in leichtfertige Gefilde hatte bereits ein Ende. »Auf mit dir. Wir werden sofort zum Westtor aufbrechen.«
    Dakar atmete die Wolfsmilchsamen ein und nieste. »Wer? Ich habe ein Recht, das zu erfahren. Schließlich ist das meine Prophezeiung.« Dann grunzte er, als sich Asandirs Stiefel in seine Rippen bohrte.
    »Komm mit und sieh selbst, mein versoffener Seher. Ich habe es eben von Sethvir erfahren. Das Verbannungstor aus Dascen Elur ist erst heute morgen aufgebrochen worden. Wenn dein s’Ilessid unterwegs ist, dann erleidet er jetzt gerade die neunundneunzig Verdrusse der Roten Wüste. Nehmen wir an, daß er das überlebt, dann bleiben uns noch fünf Tage, um das Westtor zu erreichen.«
    Dakar stöhnte. »Kein Wein, kein Weib, aber ein langer, übler Ritt mit Kopfschmerzen.« Ungeschickt kam er auf die Füße, ein kurzer, fülliger Mann mit einem klugen Gesicht und Wolfsmilchsamen, die wie Federn in seinem steifen, roten Bart steckten.
    Asandir bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick, der ihm den Schweiß auf Stirn und Wangen trieb. »Kein s’Ilessid, und du sitzt fünf Jahre lang auf dem Trockenen.«
    »Erinnere mich daran, mit meinem nächsten Bier auch gleich meine Zunge zu verschlucken«, murrte Dakar ohne Groll. Unter seinen schweren Lidern funkelten seine zimtfarbenen Augen voller Aufregung. Endlich hatte die Warterei ein Ende. Ein Abkömmling aus Atheras Königshäusern würde durch das Westtor kommen und wilde, unbekannte Gaben mit sich bringen. »›Dem Nebelgeist sollen sie das Verderben bringen, und die Sonne von Athera befreien.‹« Die Trauben würden wieder süß unter klarem Himmel reifen, die Fässer der Weinhändler würden keinen verdorbenen, sauren Wein mehr bergen … Dakar kicherte und hastete zu der tropfenden Traufe des Stalles der Taverne.
    Sicher schritt Asandir neben ihm her. Die strenge Linie seines Umhanges und der umsäumten Tunika bildete einen krassen Kontrast zu dem fleckigen, grobgewebten Tuch, das Dakar sich um den rundlichen Leib gewickelt hatte.
    »Besonnenheit, mein lieber Prophet«, tadelte der Zauberer. »Die Ergebnisse einer Prophezeiung verändern sich oftmals durch sonderbar verzerrte Umstände.« Sollte Asandir schon zu diesem Zeitpunkt gewußt haben, daß die versprochenen Gaben auf zwei Prinzen verteilt waren, deren Familien seit sieben Generationen Todfeinde waren, so verschwieg er das.

 
Drei Welten
     
    Auf dem Schloß von Amroth feiert ein König das Exil seines ärgsten Feindes und übersieht dabei die Abwesenheit seines eigenen Nachfahren, bis es zu spät

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