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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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konnte, trat Lysaer ihn in die Rippen. Knochen krachten hörbar, während die Luft keuchend seinen Lungen entwich. Arithon richtete sich ruckartig auf, dann, getrieben von verstandeslosen Reflexen, rollte er sich in die weißglühenden Strahlen der Mittagssonne.
    Lysaer folgte ihm, erpicht auf sein Opfer. Endlich bei Bewußtsein, öffnete Arithon die Augen. Sein arroganter Mund verzog sich zu einem Ausdruck der Pein, und Schweiß rann über seine Züge, aus denen nun jegliche Falschheit gewichen war.
    Der Prinz weidete sich an seinem grausamen, überwältigenden Sieg. »Willst du noch ein bißchen schlafen, Bastard?« Er sah zu, wie Arithon sich krümmte, hustete und nach Luft schnappte. »Nun?« Lysaer führte die Spitze des Schwertes an die gemarterte Kehle seines Feindes.
    Keuchend wie ein Fisch an Land schloß Arithon die Augen. Der Stahl setzte scharlachrote Tropfen frei, während er seine letzten Kräfte sammelte und sprach: »Ich hatte etwas Besseres für uns erhofft.«
    Lysaer verstärkte den Druck auf die Waffe und beobachtete, wie der rote Fleck auf Arithons Kragen sich vergrößerte. »Bastard, du wirst sterben, aber nicht als der Märtyrer, den du mir vorspielen wolltest. Sithaer wird dich als Zauberer aufnehmen, der einen Tag zu lange wachgeblieben ist, während er mit dem Schwert in der Hand seine Rache plante.«
    »Ich hatte andere Gründe.« Arithon verzog das Gesicht und unterdrückte einen rasselnden Hustenanfall. »Wenn es mir schon nicht gelungen ist, dein Vertrauen zu wecken, so konnte ich mich doch wenigstens auf mich selbst verlassen. Ich wollte nicht töten.«
    Der nächste Anfall stieg in seiner Kehle auf. Taub für das Gelächter seines Bruders barg Arithon sein Gesicht in den Händen. Nach diesem Hustenanfall war er blutüberströmt, dennoch holte er Luft und sprach weiter: »Halte dich noch ein wenig zurück, und hör mir zu. Nach den Schriften in Rauven sind die Ahnen, die unsere königlichen Geschlechter begründet haben, durch das Verbannungstor nach Dascen Elur gekommen.«
    »Die Geschichte interessiert mich nicht.« Lysaer stützte sich auf das Schwert. »Mach deinen Frieden mit Ath, Bastard, solange du noch Zeit zum Beten hast.«
    Arithon ignorierte den Stahl an seiner Kehle. »Vier Prinzen betraten diese Einöde durch ein anderes Tor, eines, von dem die Schriften sagen, daß es noch immer aktiv sein könnte. Schau nach einer untergegangenen Stadt im Osten … Mearth. Hinter ihr liegt das Tor. Nimm dich vor Mearth in acht. Die Schriften erwähnen etwas von einem Fluch … hat die Bewohner übermannt. Etwas Böses könnte übriggeblieben sein …« Arithons Worte endeten in einem rasselnden Husten. Blut färbte den Sand unter seiner Wange dunkel. Fest preßte er sich den Unterarm in die Seite und setzte zu einem mühevollen Flüstern an. »Du hast eine Chance. Verschwende sie nicht.«
    Obwohl gewappnet, um jedem Flehen um Gnade unter seinem Schwert zu widerstehen, liefen dem Prinzen plötzlich eisige Schauer über den Körper. Was, wenn er sich geirrt hatte? Was, wenn dieser s’Ffalenn, anders als alle vor ihm, ehrliche Absichten hatte? Lysaers Hand lag zögernd auf dem Griff des Schwertes, während seine Gedanken sich in einem Morast unerwarteter Komplikationen verfingen. Eine Frage drängte nach einer Antwort. Warum hatte Arithon ihn nicht gleich bei seinem Erscheinen, als er hilflos vor dem Tor lag, erstochen?
    »Du hast deine Zauberkraft gegen mich benutzt«, klagte Lysaer, wobei er vor dem Klang seiner eigenen Stimme erschrak. Die Nachwirkungen seiner Wut ließen ihn betäubt, ja krank zurück, und er hatte nicht vorgehabt, laut zu sprechen.
    Die Züge des Herrn der Schatten verzogen sich zu einem reuevollen Ausdruck gebrochenen Stolzes. Lysaer wandte sein Gesicht ab, doch Arithons Worte trafen ihn direkt ins Herz.
    »Hätte irgend etwas anderes deinen Willen für die Not der ersten Nacht stärken können? Du hast mir doch nichts gegeben, womit ich arbeiten konnte. Du hast mir nur Haß entgegengebracht.«
    Diese Feststellung war die schreckliche Wahrheit. Lysaer zog die Klinge ein wenig zurück. »Warum solltest du dich um meinetwillen in Gefahr begeben? Ich werde dich noch über den Tod hinaus verachten.«
    Der Prinz wartete auf eine Antwort. Der graue Stahl in seiner Hand schimmerte in der heißen Luft. Wenn Arithon die Stille ein weiteres Mal mit einer seiner klugen Bemerkungen durchbrechen würde, so sollte er für seine Anmaßung sterben. Verärgert bückte sich Lysaer, nur

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