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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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und kämpften gegen den Sand und den Wind an, die eine Rast unmöglich machten. In der Morgendämmerung teilten sie dann ihre Feindschaft unter der erstickenden Wolle des Fischermantels. Die Luft roch unbarmherzig nach brennenden Steinen, und die Landschaft veränderte sich bis zum vierten Morgen nicht, als sie am östlichen Horizont die Erhebung eines schlummernden Vulkans entdeckten.
    Lysaer würdigte ihn kaum eines Blickes. Die Not hatte ihn gelehrt, sparsam mit seinen Kräften umzugehen. Sein Haß verbarg sich im Stillen wie eine zusammengerollte Riesenschlange. Gehen, Essen, Träumen, alles in der Vorhölle endloser Geduld, doch der Prinz bemerkte jedes Zeichen fortschreitender Schwäche an seinem Feind.
    Arithon war schon vor diesem Exil mager gewesen. Nun traten seine Knochen unter dem Einfluß des Durstes und der Entbehrungen spitz unter der wunden Haut hervor. Sein Puls schlug sichtbar an den Venen in Schläfen und Hals, und Ermattung lähmte seine flinken Hände. Die Mißhandlung durch Sonne und Wind hatte tiefe Furchen um seine geröteten, eingesunkenen Augen gemeißelt. Selbst nicht minder zerlumpt und ausgemergelt, erkannte Lysaer, daß die Disziplin des Zauberers, die seine unheimliche Wachsamkeit nährte, ihn von innen heraus verzehrte. Seine Aufmerksamkeit konnte nicht ewig währen. Doch beim Erwachen unter dem fiebrigen, intensiven Blick aus den Augen seines Feindes, ergriff den Prinzen mörderische Besessenheit. Rauven und Karthan hatten eine unmenschliche Kombination aus Zauberei und Bösartigkeit geschaffen, über die der Herr des Schicksals zu Gericht sitzen würde.
     
    Am fünften Tag des Exils erhob sich Lysaer in der glühenden Hitze des Mittags. Das Bein und der Arm, die außerhalb des Schattens von dem Mantel gelegen hatten, schmerzten ihn. Scharlachrot hatte ein Sonnenbrand seine Haut verfärbt. Lysaer leckte sich die aufgesprungenen Lippen. Zum ersten Mal war es Arithon nicht gelungen, den Schutz des Mantels durch seine Schatten zu verlängern. Vermischt mit Unbehagen nahm der Prinz die Spannung einer Vorahnung war, während er seine verbrannten Glieder aus der Sonne zog. Ein mißtrauischer Blick offenbarte ihm, daß die Hand des Bastards schlaff auf dem Schwertknauf lag. Endlich und schicksalhaft hatte die Erschöpfung Arithon übermannt.
    Räuberisch leise erhob sich Lysaer, die Augen fest auf seinen Feind gerichtet. Arithon rührte sich nicht. Der Prinz blieb stehen und genoß einen Augenblick wilden Triumphes. Niemand würde ihn dieses Mal um seine Befriedigung bringen. Mit einer Beherrschung, die ihn der Herr der Schatten persönlich gelehrt hatte, bückte sich Lysaer und legte verstohlen eine Hand auf das Schwert. Seine Berührung weckte keinen Widerstand. Arithon schlief, taub gegenüber seinen ermatteten Sinnen, und er erwachte auch nicht, als Lysaer ihm das Schwert vom Schoß riß.
    Das Gelächter des Prinzen durchbrach die Stille der Wüste. »Bastard!« Stahl blitzte auf, so strahlend wie eine Flamme, als er das Schwert hob. Arithon rührte sich noch immer nicht. Lysaer trat mit dem Fuß zu. Der verhaßte Leib gab nach, und der Herr der Schatten stürzte wenig elegant zu Boden. Sein Kopf fiel zurück. Ausgestreckt wie ein bereitwilliges Opfer, lud sein Nacken dazu ein, ihm ein schnelles, sauberes Ende zu bereiten.
    Mitten im Schwung blieb Lysaers Arm in der Luft hängen. Statt Mitleid erzeugte der Anblick seines nun vollkommen hilflosen Feindes einen Ausbruch wilden Triumphes. Lysaers Hieb spaltete den Fischermantel vom Kragen bis zum Saum. Sonnenlicht fiel nun auf das Gesicht des s’Ffalenns und ließ es wie eine Münze aufleuchten. Ein siegesgewisses Lächeln umspielte die bebenden Lippen des Prinzen. Fast hätte er gehandelt, ohne sich der Befriedigung zu versichern, seinen Feind noch vor dem Tode leiden zu sehen.
    »Müde, Bastard?« Lysaer drehte den schlaffen Körper auf den Rücken. Grob schüttelte er die Schulter des Mannes und fühlte unter seinen Fingern die Muskeln, die unter dem Einfluß des Flüssigkeitsmangels wie gespannte Drähte hervorstachen. Trotz der Mißhandlungen im Kerker von Amroth hatte Arithon den Proviant gewissenhaft mit ihm geteilt. Dieser Gedanke verwirrte Lysaer, also konzentrierte er sich auf das Schwert in seinen Händen.
    Stahl fuhr über die Brust des Feindes. Eine dünne rote Linie trat durch die zerteilten Kleider hervor, und der Herr der Schatten bewegte sich. Eine Hand schloß sich um den Staub der Wüste. Noch ehe Arithon sich erheben

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