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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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perfekte Lettern auf ein Pergament. Plötzlich richtete er sich auf. Vollkommen vergessen zerbrach die Feder in seiner Hand, und seine Stulpe verschmierte die Tinte des unterbrochenen Satzes.
    Ich bringe Nachricht über den Fluch des Nebelgeistes. Asandirs Botschaft überbrückte die vielen Wegestunden zwischen dem Althainturm und den Wäldern Korias’ nahe dem Westtor.
    »Nur eine Nachricht?« Sethvir kicherte. Er stellte den Kontakt her und sah ein Bild von einer Lichtung, auf der Asandir dick eingehüllt im Nebel stand. Ganz in der Nähe wartete Dakar mit zwei anderen, die unzweifelhaft von königlicher Herkunft waren. Der blonde Prinz hob einen Arm. Licht, so grell wie ein Blitz, brach aus seiner Hand hervor, und der Nebel über ihren Köpfen begann wild zu wallen. Nun schuf sein schwarzhaariger Freund Dunkelheit. Der Nebel erstarrte in des Schatten tödlicher Kälte. Schneeflocken tanzten über der sanften Brise.
    Der Nebelgeist schrak zurück. Düstere Nebelschwaden drifteten auseinander und enthüllten einen Himmel, über den Federwolken zogen. Sonnenlicht traf auf die Gesichter des Zauberers, des Propheten und der Prinzen, und für einen winzigen Augenblick leuchtete der feuchte Farn zu ihren Füßen auf, als hinge er voller Juwelen.
    Dann überzog der Nebelgeist die Öffnung erneut. Das Licht erstarb, vernichtet von den elendigen Fingern des Nebels.
    Sethvir löste sich von dem Bild und entdeckte geistesabwesend die Überreste der Feder in seiner Hand. »Hast du etwas von dem Erbe erwähnt, das den s’Ffalenn und den s’Ilessid erwartet?«
    Nein. Dakar hatte eine Vorahnung. Die Prinzen kommen aus einer kriegerischen Umgebung, und das konnte zu Schwierigkeiten bei der Thronfolge führen.
    »Nun, dieses Problem können wir nicht aus der Ferne lösen.« Sethvir stand bereits wegen anderer Probleme unter Druck, da mußte dieses eben warten. Er bohrte seine tintenverschmierten Finger in seinen Bart. »Dann seid ihr nun unterwegs nach Althain?«
    Ja. Der Kontakt zu Asandir wurde schwächer, während er sich darauf vorbereitete, die Verbindung abzubrechen. Wir werden über Erdane reisen. Die Gefahren einer solchen Reise werden den Prinzen einen Eindruck von den Problemen vermitteln, die sie erben werden, ehe die Macht ihr Urteilsvermögen trübt.
    Sethvir verstärkte den Kontakt wieder. »Dann denkst du also, daß sie der Königswürde wert sind?«
    Asandir bestätigte ihm dies ohne Einschränkungen. Mit feierlichem Ernst fügte er hinzu: Zwar haben sich Schwierigkeiten ergeben, die einer bedachtsamen Behandlung bedürfen, aber dennoch, wenn es uns gelingt, sie mit ihrer Vergangenheit auszusöhnen, dann könnten diese Prinzen die Kluft zwischen der Stadtbevölkerung und den Barbaren schließen.
    Besorgt, daß irgendeine frühere Rivalität die Zerstörung des Nebelgeistes gefährden könnte, nahm Sethvir den Wortschwall aus Fakten und Spekulationen zur Kenntnis, den ihm sein Kollege übermittelt hatte. Hinter seinen sanften, weltentrückten, türkisfarbenen Augen durchwanderten seine Gedanken eine Vielzahl von Tälern der Verzweiflung. »Bedenke das Risiko.«
    Die Worte verhallten in weiter Ferne, als Asandir den Kontakt löste.

 
Schlußstrophen
     
    Die Oberste Zauberin von Koriathain ruft nach einem Boten, um ihn nach Erdane im Norden zu schicken, und da der Spätherbst eine wenig erfreuliche Reise verspricht, schlägt Lirenda ihre Schülerin Elaira vor, in der Hoffnung, diese Reise würde ihre Überheblichkeit lindern …
     
    Ein Rabe wird auf dem Althainturm freigelassen und fliegt nach Südosten, über die Wasser der Instrellbucht, und mit jedem Flügelschlag verstärkt sich die Macht, die ihm die Richtung weist …
     
    In tiefer Nacht fegt ein eisiger Luftzug durch die Hütte, in der Asandir noch wacht, und in dem Luftzug verbirgt sich die körperlose Präsenz eines Freundes aus der Bruderschaft, der gekommen ist, eine Warnung zu überbringen: »Wollt ihr die Tornirgipfel auf der Straße überqueren, so wisset, daß die Khadrim rastlos umherfliegen. Die alten Wards, die sie in Schach gehalten hatten, sind schwach geworden. Ich werde den Bruch reparieren, aber eine Meute ist bereits entkommen …«

 
5
REISE AUS WESTENDE
     
    Die von Asandir angekündigte Reise über das Land begann am nächsten Morgen, doch sie verlief vollkommen anders, als die Männer aus Dascen Elur erwartet haben mochten. Nachdem Asandir sie noch vor Tagesanbruch unsanft geweckt und mit frischen Tuniken und Stiefeln ausgestattet

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