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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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hat.«
    »Sithaer!« Elaira sog scharf die Luft ein. »So schnell geht das?« Sie spielte mit den Schnürbändern ihres Umhangs und erblickte zwei junge Männer, die sie interessiert über ein halb beendetes Schachspiel hinweg beobachteten.
    Elairas Augen weiteten sich voller Staunen. Sie waren hier! Und sie waren zweifellos königlicher Abstammung, Erben eines Geschlechtes, das nach unzähligen Generationen noch immer in ihren Zügen durchschimmerte. Einer der Männer erhob sich und kam auf sie zu. Das Licht der Kerzen offenbarte das leuchtendgoldene Haar derer zu s’Ilessid. Der Prinz besaß eine Eleganz, die weit über seine äußere Erscheinung hinausging. Seine Augen waren blau wie Juwelen, und er bewegte sich mit der Würde eines Mannes, der gelernt hatte, still zu lauschen, und einem Stolz, der ihm so selbstverständlich wie sein Atem war.
    »Darf ich Euch helfen, gnädige Frau?« fragte er höflich, während er mit Händen, deren Haut von einer fremden Sonne gebräunt waren, nach ihrem Schäferumhang griff und ihn von ihren Schultern zog.
    Männliche Galanterie nicht gewöhnt, lief Elaira rot an und mied den Blick des freundlich lächelnden Prinzen. Dabei erkannte sie, daß auch der zweite Mann, dessen schwarzes Haar ihn auf den ersten Blick mit dem Schatten hatte verschmelzen lassen, sie aufmerksam betrachtete.
    Aus seinem Gesicht blickten ihr die grünen Augen derer zu s’Ffalenn entgegen, doch da war noch mehr: ein winziges Beben in der Wahrnehmung, das die Anwesenheit magischer Mächte offenbarte. Elaira unterdrückte ihr Erstaunen, während der s’Ilessid-Prinz eine höfliche Bemerkung machte, die ihr Geist jedoch lediglich als Hintergrundgeräusch wahrnahm.
    Noch ehe sie ihr inneres Gleichgewicht wiederherstellen konnte, um sich ihrer geübten Fertigkeiten intuitiver Schlußfolgerungen zu bedienen, packte sie die Seherin Enithen Tuer am Arm. Unnachgiebige Hände schoben sie auf eine Tür zu, hinter der sie den Bruderschaftszauberer erblickte, dessentwillen sie sich den strikten Geboten des Koriathainzirkels widersetzt hatte.
    Asandir war größer, als Elaira es nach ihren Beobachtungen aus ihrem Wachdienst angenommen hatte. So hager wie wettergegerbtes Leder stand er in seinen schlichten Kleidern vor ihr. In seiner Haltung, die sie bisher für gebieterisch gehalten hatte, erkannte sie nun eine Ruhe, die keinerlei unnötige Bewegung duldete. Auch seine Hände waren vollkommen ruhig und seine geraden, spitzen Finger so weiß wie gebleichte Knochen. Das Gesicht unter dem ordentlich gekämmten, silbernen Haar war von den Jahren und Erfahrungen gezeichnet wie eine Landkarte, und die tief in den Höhlen liegenden Augen betrachteten sie mit einer Gemütsruhe, die so bloßstellend wie nervenraubend auf sie wirkte.
    »Was führt dich hierher, Elaira von Koriathain?« fragte Asandir aus der Bruderschaft der Sieben.
    »Sie ist nicht hergeschickt worden«, mischte sich die Seherin ein, ehe sie die Zauberin mit einem zittrigen Nicken zu der imposanten Gestalt im Türrahmen schickte.
    »Das sehe ich.« Als wüßte er genau, wie sehr seine gezähmte Macht die Zauberin erschreckte, griff Asandir nach Elairas Ellbogen und führte sie in das Zimmer zu einem Stuhl. Seine Berührung, so leicht wie die eines Geistes, war schon Vergangenheit, noch ehe sie sie richtig wahrnehmen konnte. Schon entfernte er sich wieder von ihr, um die Tür zu schließen.
    Elaira lehnte sich auf dem Stuhl zurück, es fehlte ihr an Nerven, irgend etwas anderes zu tun. Die Zauberin kam sich entsetzlich dumm vor, und sie versuchte, ihr Unbehagen zu verbergen, indem sie sich im Zimmer umblickte. Der Raum beherbergte unzählige Regale, einen Arbeitstisch, der nach Kräutern, poliertem Holz und geölter Wolle duftete; in einer Ecke sah sie einen Korb gekämmter Wolle neben einem alten, abgenutzten Spinnrad. Der Webteppich auf dem Boden war über die Jahre fadenscheinig geworden und hatte eine Farbmischung aus Erd- und Grautönen angenommen. An den Wänden stapelte sich Trödel neben allerlei Garnen.
    »Was hat dich hergeführt, junge Dame?« fragte der Zauberer noch einmal. Mit der Bescheidenheit eines Dieners bückte er sich und legte Holz in die Feuerstelle. Helle Flammen warfen harte Linien auf seine Züge, als er die Scheite in Brand setzte.
    Elaira starrte auf ihre Stiefel und den schlammverschmutzten Saum ihres Kleides herab, von dem nun dünne Schwaden Wasserdampf aufstiegen. Alle Ausreden, jede wohlüberlegte vernünftige Erklärung, die

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