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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zusammentreffen mit Asandir entstammte. Elaira beschloß, ihre Tat mit einer anderen Eskapade zu tarnen. Ehe die wachhabende Zauberin auf sie aufmerksam wurde, mußte sie Umstände schaffen, die den oberflächlichen Fakten entsprachen, denn anderenfalls wäre sie nicht in der Lage, das Wissen, um das sie in ihrer naiven Neugier gebeten hatte, geheimzuhalten.
    »Daelion, Herr des Rades!« fluchte sie in der tiefschwarzen Nacht. »Was in Dharkarons Namen kann ich tun, das noch schlimmer ist, als einen Zauberer der Bruderschaft zu treffen?« Sie blieb einen Moment stehen, und ihr Atem stieg in kleinen Wölkchen in der nebelverhangenen Finsternis auf.
    Eine plötzliche Inspiration veranlaßte sie, kehrtzumachen. Sie verließ die Gasse durch einen zweiten Torweg und erkundigte sich nach dem Weg zu der Taverne der Vier Raben. Wenn die Gerüchte zutrafen und ihr das Glück hold war, dann würde sie dort Dakar, den Wahnsinnigen Propheten, finden, der sein Elend im Met ertränkte, denn es hieß, daß sein Lehrer Asandir seine Begleiter durch die Weite von Karmak getrieben hatte, ohne auch nur eine Nacht in einer Taverne zu verbringen.

 
Die Vier Raben
     
    Nach der Schließung der Stadttore Erdanes in der Dämmerstunde war der Gastraum der Vier Raben ein unfreundlicher und gefährlicher Ort für eine Frau ohne Begleitung. Die Taverne lag im verrufenen Mauerviertel der Stadt und war ein nächtlicher Treffpunkt von Kopfgeldjägern, heiseren Arbeitern und einem Kontingent prahlender Soldaten außer Dienst. Der Geruch von Schweiß, verschüttetem Bier und unsauberem Bratfett hing in der Luft. Die Anzahl üppiger Barmädchen und das schmierige Aussehen des Wirtes ließen kaum einen Zweifel daran aufkommen, daß die Räume im Obergeschoß zu anderen Zwecken als dem einfacher Übernachtungen vermietet wurden.
    Die rüpelhaften Gäste der Vier Raben hatten gewohnheitsmäßig viel zu tief in ihre Gläser geblickt, als daß sie noch zwischen Mädchen, die sich bezahlen ließen und solchen, die selbst zahlende Gäste waren, unterscheiden konnten. Eingeklemmt zwischen einem Viehtreiber, der ebenso roch wie seine Maultiere, und einem Wanderschuster, befreite Elaira ihr Haar aus den indigoblauen Fingern eines Färbers, der sich herübergebeugt hatte, um ihr ein unsittliches Angebot zu machen. »Ihr habt wieder verloren«, sagte sie mit einem Blick in die feuchten, braunen Augen Dakars.
    Sie deckte die letzten, arg mitgenommenen Karten in ihrer Hand auf dem Tisch auf.
    Dakar blinzelte, erwachte aus seiner Lähmung und starrte zornig auf die bunten Königsbilder.
    Bewegung kam in die Menge zu Elairas linker Seite, als ihr blaufingriger Bewunderer versuchte, sich durch die Reihen der anderen Gäste näher an sie heranzudrängen. Als würde er gar nicht existieren, beugte sich die Zauberin über den Tisch zu dem Wahnsinnigen Propheten hinüber. »Euer Einsatz. Beantwortet mir meine Frage. Nennt mir den Namen des dunkelhaarigen Mannes, der Euch auf Eurer Reise mit Asandir begleitet.«
    Dakar richtete sich auf. »Ich bin betrunken«, beklagte er schlau. »Kann mich nicht erinnern.«
    Beharrlich entschlossen wartete Elaira. Sie wagte nicht, nach ihrem magischen Juwel zu greifen. Nicht einmal ein völliger Idiot würde es wagen, an diesem Ort Magie anzuwenden, nicht, um Dakars verwirrten Geist zu ordnen und nicht, um sich der unerwünschten männlichen Avancen zu erwehren. Erdanes Bürger neigten zu gewalttätigen Ausbrüchen, wenn sie mit irgendeiner Form von Hexerei konfrontiert wurden, und der Gastraum der Vier Raben war bevölkert von ganz besonders üblen Fanatikern. Dakar war verrückt, überhaupt hierherzukommen, wenngleich seine mitleiderregende Erscheinung nicht zu seinem Stand als Schüler eines Bruderschaftszauberers paßte.
    Er hockte zusammengesunken auf seiner Bank, stützte sich auf seine Fäuste und nuckelte so lange an seiner Unterlippe, bis Elaira den verzweifelten Drang verspürte, ihn zu schütteln. »Arithon«, sagte Dakar schließlich in einem Tonfall gereizten Entgegenkommens.
    Elaira unterdrückte das Gefühl des Triumphes, während sie mit einem wohlplazierten Hieb ihres Ellbogens einen weiteren amourösen Vorstoß des Färbers unterband. Schmerzhaft getroffen grunzte der Mann gepeinigt und stolperte zurück, bis ihn der Zufall in den Armen einer Hure landen ließ. Gelächter und anzügliche Kommentare wurden laut, als daß Paar sich auf den Weg zu der Treppe machte.
    Schwitzend, müde und gereizt von den nervlichen

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