Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
kann.«
    Völlig verwirrt, daß alle ihre Überzeugungen umgestürzt wurden, sagte Elaira: »Dann gibt es keine Garantie dafür, daß Dakars Prophezeiung eintrifft?«
    »Kann es die denn geben? Menschen haben Desh-Thiere geschaffen, und von Menschenhand muß er gestürzt werden. Ein Machtwechsel von solchem Ausmaß ist nie ohne Gefahr zu erreichen. Athera wird den Preis dafür zahlen müssen. Doch deine Frage dürfte damit inzwischen beantwortet sein, denke ich.«
    Angesichts der Endgültigkeit, die in seinen Worten zu hören war, erhob sich Elaira von ihrem Stuhl. Sie griff nach ihrem violetten Umhang, während sich ihr aufbrausendes Temperament in einer ärgerlichen Miene Ausdruck verschaffte.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Asandir: »Dein Orden war stets von Unduldsamkeit geprägt.«
    Elaira wappnete sich, ehe sie in diese beängstigend gelassenen Augen blickte. »Meine Ältesten hassen es, Unzulänglichkeiten einzugestehen.«
    »Geringere Macht ist nicht gleichbedeutend mit Nutzlosigkeit.« Der Zauberer durchquerte das Zimmer.
    Die Zauberin folgte ihm zögernd. »Unsere Erste Zauberin nach der Oberin, Lirenda, würde Euch gewiß widersprechen.«
    Asandir betrachtete sie, während er den Riegel der Tür zurückschob. »Aber du bist anders.«
    Das war eine Warnung, soviel verstand Elaira, während er sie mit der gleichen Sanftheit, mit der er sie begrüßt hatte, zur Tür hinausgeleitete; als wüßten seine Hände selbst um ihre Befähigung, große Veränderungen herbeizuführen, als wären sie darauf bedacht, sich zurückzuhalten. Sie würde gut daran tun, sich an dasselbe Prinzip zu halten und ihr ausgesprochen naßforsches Temperament zu zügeln.
    »Du hast einen klaren Blick, die Wahrheit zu erkennen«, sagte der Zauberer. »Ersetze nicht ein Netz fehlerhafter Prinzipien durch andere, die ebenso engstirnig sind.«
    Elaira erzitterte bei dem Gedanken, welche Weitsicht Asandir ihr zugestanden hatte. Sie war bestimmt nicht unvoreingenommen, soweit es ihre Oberen betraf, doch genau das schien dieser Zauberer von ihr zu erwarten. Sie durchquerte den Vorraum, in dem das Schachbrett aufgeräumt worden war. Niemand saß mehr auf den beiden Stühlen, nur die Seherin Enithen Tuer hatte es sich in ihrem Schaukelstuhl bequem gemacht und blinzelte mit trübem Blick durch die Rauchschwaden ihrer aromatischen Pfeife. Mit keinem Wort verriet die alte Vettel, in welche düstere, verworrene Zukunft sie blickte, während Elaira ihren Schäferumhang überwarf und leise das Haus verließ.
    Es war Nacht, und die Dunkelheit auf der unbeleuchteten Straße war vollkommen. Elaira ging langsam und vorsichtig die moosbewachsenen Stufen hinunter. Sie hatte mehr erreicht, als sie erwartet hatte. Als sie das Gespräch mit ihrem geschulten Geist noch einmal analysierte, erkannte sie, wie leicht es Asandir gefallen war, ihre Einstellung zu verändern, wie sehr er ihr Mißtrauen durch einen Hauch menschlicher Schwäche und aufmerksamer Sorge zerstreut hatte. Nun, da ihr in der Kälte draußen auf der Straße bewußt wurde, mit welcher Feinsinnigkeit er sie dazu gebracht hatte, über ihren Horizont hinauszudenken, schauderte sie. Der Zauberer hatte sie nicht mißbraucht. Aber er hätte es tun können, hätte sie formen können, wie ein Töpfer ein unbearbeitetes Stück Ton auf seiner Töpferscheibe formt.
    Die hartnäckigen Befürchtungen des Kreises der Ältesten waren insofern durchaus nicht unbegründet.
    Elaira riß sich zusammen und schritt mechanisch die Stufen bis zum Fuß der Treppe hinab. Asandir hatte vor Konsequenzen gewarnt. Trotz ihrer überspannten Nerven, erkannte die Zauberin, die das Undenkbare gewagt hatte, was nun wirklich wichtig war. Ein Bruderschaftszauberer hatte ihr sein Vertrauen geschenkt. Warum, blieb ihr ein Rätsel, doch wenn sie berichten würde, was sie erfahren hatte – daß es allein in den Händen zweier Männer von königlichem Blute lag, den Nebelgeist zu bannen und nicht einmal die Bruderschaft selbst sagen konnte, was schließlich dabei herauskommen würde – der Ältestenkreis der Korianizauberinnen würde furchtbar erzürnt sein, schlimmer noch, er könnte sich zu einem schrecklichen Hemmnis entwickeln.
    Elaira trat gegen einen losen Stein. Mit ihren Stiefeln ging sie durch Pfützen, ohne daß sie die Nässe wirklich wahrnahm. Sie konnte sich der Rüge nicht entziehen, und wenn ihre Ältesten sie befragen würden, so mußte sie offenbaren, daß ihr Wissen über die beiden Prinzen einem

Weitere Kostenlose Bücher