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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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in die Richtung des Gastraumes, obwohl er ihn vom Heuboden aus unmöglich sehen konnte. »Gnädige Frau, wie habt ihr es geschafft, den Gastraum zu durchqueren?«
    Elaira dämpfte das Licht ihres Juwels gerade noch rechtzeitig, um ihren Gesichtsausdruck vor ihm zu verbergen. In der Taverne, im Kampfesgetümmel, hatte er ihre Tarnung nicht durchschauen können.
    Ein Lufthauch traf ihr Gesicht in der Dunkelheit. Arithon ging ruhelos auf und ab, und er sprach hektisch: »Asandir wird nicht erwartet haben, daß ich durch seine schwere Blockade dringe. Bei den Qualen von Sithaer, ich versuche schon lange genug, mich aus dieser Blockade zu befreien, doch wenn ich zuviel Kraft aufwendete, verlor ich das Bewußtsein.«
    Elaira erbleichte, als sie erkannte, daß das Banner im Gastraum Arithons plötzliche Verunsicherung ausgelöst hatte. »Ich frage mich, warum Euch der Zauberer nicht all das erzählt hat.«
    Hände umfaßten ihre Unterarme und zogen ihre Finger so trügerisch wie gefährlich sanft von ihrem Kristall. Licht flammte auf und enthüllte ihr, daß Arithon mit deutlich verärgertem Gesichtsausdruck vor ihr kniete. »Weil ich ganz einfach nicht wünsche, die Bürde zu tragen, die mit dem Rang eines Königs einhergeht.«
    Er ließ sie los und wich vor ihr zurück, als fühlte er, daß die Wahrnehmung einer Korianizauberin gestärkt würde, wenn er stillhielt. »Königen werden nur allzu oft die Hände gebunden, und wozu? Um die Hungernden mit Nahrung zu versorgen? Kaum, denn die besorgen sich ihre Nahrung schon selbst, wenn sie alleingelassen werden. Nein, ein schlechter König ergötzt sich an seiner Nutzlosigkeit, ein guter aber haßt sein Amt, denn er muß sich sein Leben lang dafür opfern, heimtückische kleine Pläne zu vereiteln, mit denen gierige Menschen nach der Macht greifen wollen.«
    Elaira blickte in die grünen Augen, deren leidenschaftlicher Ausdruck sie erschaudern ließ. Dennoch konterte sie: »Euer Freund Lysaer würde Euch entgegnen, daß die Zufriedenheit in wahrhaftiger Gerechtigkeit zu finden ist.«
    Arithon winkte ab und erhob sich. »Platitüden helfen da auch nicht weiter, gnädige Frau. Zufriedenheit enthält nur wenig Schönheit, und Gerechtigkeit entlohnt niemanden mit Freude.« Er ließ die Hände sinken, und seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Das würde Felirin, der Scharlachrote, Euch entgegnen.«
    Er sprach von dem Minnesänger in dem Gasthaus, der seine Flucht unterstützt hatte. Ohne sich durch seine oberflächlichen Erklärungen verwirren zu lassen, zog Elaira ihre eigenen Schlüsse. Arithon hatte sich der Obhut des Zauberers entzogen und war, ganz offensichtlich auf Ärger aus, in die Stadt gelaufen. Er mochte nicht gewußt haben, wie tief die Abneigung der Stadtbewohner gegenüber Menschen wie ihm saß, vielleicht hatte es ihn auch einfach nicht interessiert. Seine Wildheit machte es schwer, ihn zu durchschauen.
    So plötzlich, wie es seiner Art entsprach, veränderte sich seine Stimmung. »Ich bin Euch etwas schuldig, gnädige Frau. Ihr habt mir eine eher unfreundliche Behandlung erspart, und dafür ist Euch mein Dank gewiß. Ich hoffe, ich werde mich eines Tages erkenntlich zeigen können.«
    Nette Worte und durchaus nicht falsch, dennoch trafen sie nicht den Punkt. »Ich habe Euer Leben gerettet«, sagte Elaira in dem dürftigen Versuch, ihn in seiner Selbstgefälligkeit zu erschüttern.
    Er sah sie nur an, seine Züge waren ein wenig abgespannt und sein Schweigen angefüllt mit tückischem Tadel. Er war nicht wehrlos gewesen. Der Kesselhaken hatte ihm nur zur Ablenkung gedient, denn schließlich hätte er sich auch seiner Magie oder seiner Schatten bedienen können. Endlich wurde Elaira klar, daß er nicht nur zufällig in der Nähe der Tür gelandet war, sondern sich ganz gezielt dorthin vorgearbeitet hatte.
    Allmählich begann Elaira, seinen Eigensinn zu schätzen, und sie mußte sich zurückhalten, um nicht laut zu lachen. »Dann wart Ihr also so oder so auf dem Weg in den Kompost?«
    Arithon lächelte. »Als sich die Möglichkeit bot, ja. Habt Ihr eine Unterkunft? Ich möchte sichergehen, daß Ihr gut nach Hause kommt.«
    »Oh, Ihr seid wirklich unglaublich«, keuchte Elaira. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie hoffte sehnlichst, daß der Staub dafür verantwortlich war. »Ihr seid doch derjenige, der in dieser Stadt in Gefahr ist.«
    »In jeder Stadt.« Der Herr der Schatten bezeugte Elaira seinen Respekt mit einer Verbeugung. »Ihr solltet Euch nicht um

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