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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Luftblasen mit güldenem Schimmer aus dem Schlamm in der Tiefe aufsteigen, doch keine gefangene Luft durchbrach die Oberfläche des Tümpels. Varrain schürzte die Lippen, die vor langer Zeit einmal dem Vergnügen der Barmädchen von Daenfal dienlich gewesen waren. Nun löste er eine seiner Hände von dem Stab und streckte sie vorsichtig über dem Tümpel aus.
    Er sprach mit einem Akzent, der so alt war wie die Dirnen, die nun schon seit sechs Jahrhunderten tot waren. »Zeige dich, Brut der Methuri.«
    Dann schloß er seine Finger zur Faust, und das Band seiner Macht drang bereitwillig in die lichtlose Tiefe hinab.
    Die schaumige Oberfläche des Tümpels kräuselte sich, als sich der peitschendünne Schweif durch sie bohrte und mit einem leisen Plätschern verschwand.
    Schmutz stieg aus der Tiefe auf. Dann begann das torfhaltige Wasser zu brodeln und spritzte auf, als sich eine gekrümmte Gestalt aus ihm emporhob. Die Schlange war schmal, und ihr Kopf wies die charakteristische Keilform auf, wie sie Vipern zu eigen ist. Die Augen, die ihren Peiniger fixierten, waren scharlachrot wie Edelsteine. Bösartigkeit lag in ihrem starren Blick.
    Der Zauberer mußte sich zwingen, nicht nachzugeben. Obwohl er wußte, daß die zuckende, lebendige Kurvengestalt jeden Augenblick zustoßen konnte, zeichnete er mit den Fingern ein Symbol in die Luft, und ein sanfter Schimmer folgte all seinen Bewegungen.
    Wie erstarrt blickte die Schlange auf das Schutzzeichen, während Verrain auf den Hacken seiner abgetragenen Stiefel kauerte und seine Gedanken ohne einen Talisman oder irgendein Hilfsmittel in reine Macht verwandelte. Ein schwaches Glimmen erschien auf seinen Handinnenflächen. Er behandelte die pure Energie, als wäre sie zu einem soliden Seil gesponnen worden. Die Schlange zischte, kämpfte gegen den Schutzbann, der sie gefangenhielt, und ihr Schwanz zuckte wie eine silberne Flosse durch das Reetgras.
    Schweiß lief über Verrains Stirn. Immer schneller woben seine Finger an den magischen Fäden, die sich gleich einer Schlinge um den peitschenden Leib der Kreatur im Wasser legten. Der Tümpel explodierte zu einem Sprühregen schmutzigen Wassers. Ungewöhnlich stimmgewaltig für seine Art, stieß die Kreatur einen Schrei gleich dem Todesschrei eines Hasen aus, als der Bann sie umklammerte.
    Verrains Nackenhaare stellten sich auf, als die Schlange zu entkommen versuchte, und er blockierte ihren Weg, als sie hinabzutauchen drohte. Wieder schrie die Kreatur. Die Nasenflügel des Banners flatterten in dem Dampf, der von dem kochenden Wasser aufstieg. Mit grimmiger Konzentration, abgestützt, als wäre er einer steifen Brise ausgesetzt, ließ der Zauberer die restlichen Energien frei, die er während der vielen Stunden reglosen Wartens angesammelt hatte.
    Licht pulsierte über den feinverwobenen Bannzaubern, bis das Netz sich in einem Blitz auflöste und der Schrei der Schlange wie abgeschnitten endete. Ein letzter Reflex schleuderte die Kreatur in voller Länge aus dem Schlamm heraus, ehe sie bewegungslos wieder herabfiel.
    Verrain ergriff seinen Stab. So flink wie ein Schwertkämpfer fing er eine erschlaffte Windung ein, ehe sie seinem Blick in die Tiefe entschwinden konnte. Mit einer geübten Bewegung seines Handgelenks zog er die Schlange aus dem Tümpel heraus und schleuderte ihren vier Fuß langen Leib auf den moosüberwucherten, schlüpfrigen Stein der alten Mauer.
    In ihrer vollen Größe erkennbar, glänzte sie tiefschwarz zu seinen Füßen. Eine ganze Reihe Stacheln zog sich an ihrer Wirbelsäule entlang. Verrain hielt ihren Kopf seitlich vor sich. Die roten Augen waren geschlitzt wie die einer Katze. Auf der Kehle zeigte sich ein weißer Fleck, doch der Rest der Vorderseite war ebenfalls dunkel. Verrain riß ihr das Maul auf. Lange Fänge ragten aus dem Zahnfleisch hervor, aus denen geruchloses, kristallklares Gift heraustropfte, das auf dem Stein einen verätzten, rauchenden Fleck hinterließ.
    Verrain wich zurück, bis er sich außerhalb der Reichweite der Rauchfahne befand. Seine breiten Lippen verloren jegliches Anzeichen dafür, daß er je in seinem Leben eines Lächelns fähig gewesen wäre. Er hatte damit gerechnet, daß es sich bei dieser Kreatur um eine neue Art handeln mochte, hatte sich doch diese Gattung in den vergangenen Zeitaltern vielerlei Mutationen hingegeben, um den Methuri oder auch Haßgeistern als Wirt zu dienen. Gemeinsam bildeten sie eine Brut von stetem Überlebenserfolg. Obwohl die Bruderschaft der

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