Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
gefährlichen Gift entgegenzuwirken.«
»Nun, seine Hoheit hat sich schließlich freiwillig geopfert«, schnappte Caolle. »Fordert mich nur nicht auf, ihn wachzurütteln. Ich bin wütend genug, ihm das Genick zu brechen.«
Niemand beachtete seinen Ausbruch. Dania stand mit dem Zündholz in Händen bewegungslos da. Halliron stützte des Prinzen Kopf, während Steiven die Karaffe hob und begann, Wein in die königliche Kehle des bewußtlosen Mannes rinnen zu lassen.
Arithon erwachte, klappte beinahe unter heftigem Husten zusammen, der sich sogleich zu einem Brechreiz steigerte. Während seiner Hustenanfälle keuchte er um Wasser.
Eine Schale wurde herbeigebracht. Er trank, und ihm wurde übel. Er trank wieder, seine Hände ineinander verkrampft, und er zitterte so sehr, daß Dania voller Verzweiflung leise weinte.
Diesmal blieb die Flüssigkeit in seinem Leib. Als der Herr der Schatten seine grünen Augen öffnete, ausdruckslos unter der gewaltigen Anstrengung, seine Reflexe zu kontrollieren, konnte niemand der Anwesenden sich noch länger der Tapferkeit verschließen, die der Prinz so lange hinter Faulheit zu verbergen gesucht hatte.
Arithon wußte das ebenfalls. Trotz seiner Schmerzen deutete seine Miene Enttäuschung über eine unterlassene Spitze an, als er Caolle direkt in die Augen blickte.
Solchermaßen neben einem Krankenbett kniend, schwieg der Hauptmann der Verteidigungslinien Deshirs; er umfaßte lediglich mit festem Griff die Schale, als könnte ihrem Metall ein Bein erwachsen und ihn in den Leib treten.
Kein Flackern berührte die Tiefe der s’Ffalenn-Augen, doch seine Lippen zuckten in einem verhärmten, doch frivolen Lächeln. »Ich stelle mich dann morgen zum Kampf«, erklärte Arithon herausfordernd und bereitete sich darauf vor, Schläge für sein Vorspiel falscher Tatsachen einzustecken.
Widerwillig erkannte Caolle, daß er seine Ansichten über den s’Ffalenn-Prinzen noch weiter würde revidieren müssen. »Spart Euch Eure Waffe für das Herzblut der Stadtgarde Etarras«, knurrte er.
Die Arbeit an den Verteidigungsanlagen ging ohne Unterlaß weiter, während Arithon sich von seinem entkräftenden Ringen mit dem Tienellekraut erholte. Er erhob sich nicht, um mit dem Hauptmann die Klingen zu kreuzen, sondern blieb auf Steivens dringende Anweisung hin im Bett. Mit zusammengepreßten Lippen nahm er zur Kenntnis, daß die Beteiligung der Knaben an der Schlacht eine Frage war, die jenseits königlichen Urteils lag.
Wenn seine erste Reaktion auch unangemessen still gewesen war, so war seine Antwort doch von typischem Eigensinn geprägt.
Er wartete, bis Dania ihm den Rücken kehrte, rief Jieret zu sich und fügte sich mit dem Schnitzmesser des Knaben eine Wunde am Handgelenk zu. Sodann, noch im Bett, schwor er einen Blutpakt der Freundschaft mit dem einzigen Sohn seines Caithdeins.
Nur Minuten später mit dem Zorn des Vaters konfrontiert, blickte Arithon mit kummervoller Zuwendung von seinen Kissen auf.
»Das ist das Beste, was ich für Euch, den ich wie einen Bruder liebe, tun kann. Ich kann versuchen, dafür zu sorgen, daß Euer Erbe lebt, um Euer Geschlecht und Euren Titel weiterzuführen.«
Sprachlos vor Emotionen wirbelte Steiven auf dem Absatz herum und flüchtete aus der Nähe des Prinzen. Da sein eigener Tod bereits besiegelt war, konnte sich der Fürst des Nordens keinen besseren Abschied von seinem Leben wünschen, außer vielleicht, diesen Mann, der ihm seine Gunst erwiesen hatte, besser kennenzulernen.
»Ath möge Euch Eure Bürde erleichtern, mein Prinz«, murmelte er. Dann stolperte er blindlings quer durch das Wohnzelt in die Arme seiner Gattin.
Dania beantwortete seinen Kuß mit einem bestürzten Aufschrei, schmeckte sie doch das Salz auf Steivens Lippen.
Beinahe erwürgt unter seiner festen Umarmung, löste sie sich von ihm, packte seine Hand und führte sie an, die Verschnürung ihres Leibchens zu lösen.
Steiven nahm ihre Einladung an. In ihrem, von der Sonne erwärmten, Schlafgemach gestattete er ihrer sanften Berührung und ihrem heißen Körper, ihn aus seinen Sorgen zu erlösen. Und doch wurde die Freude der Erlösung durch das Wissen getrübt, daß dieser Augenblick einer der letzten seiner Art sein würde.
Verwahrung
Dakar, der Wahnsinnige Prophet, blieb abrupt stehen und wischte sich über die Stirn. Fragend blickte er die kahlen Felsen hinunter ins Tal. Geschwächt und müde von der Anstrengung und der gewaltigen Höhe, sprach er zu einem Punkt
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