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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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die sich als Feuerholz eigneten.
    Elaira hörte nur die Wellen und die Schreie der Seemöwen, die hier und da in das Wasser eintauchten und gleich darauf wieder davonflogen. Besorgt, wie sie war, empfand sie es ermüdend, etwas anderes vorgeben zu müssen. Sie würde nicht zum gemeinsamen Mahl mit Morriels Gefolge in die Herberge zurückkehren und essen, obwohl sie keinerlei Appetit verspürte. Sie weigerte sich sogar zu ruhen und sich voller Kummer unter Decken zu legen, die von dem salzigen Nebel durchfeuchtet waren, der des Abends über Narms aufstieg. In dieser einen Nacht würde sie ihrem Bedürfnis nach Schlaf nicht nachgeben, würde nicht die Augen schließen, nur um wieder von den feingemeißelten Zügen eines s’Ffalenn zu träumen, die sie in kummervoller Klage tadelten.
    Sie hatte etwas getan, was nie vergeben werden konnte. Es war unmöglich, die Wirkung ihres Handelns rückgängig zu machen. Der Kreis der Ältesten hatte eine endgültige Entscheidung getroffen. Das formelle Urteil würde zur Mitternachtszeit versandt werden, wenn die Energieströme der Wege von der statischen Aufladung durch das Sonnenlicht am wenigsten gestört wurden. Der Beschluß der Obersten Zauberin über die latente Gefahr, die Arithon für die Gesellschaft darstellte, ließ keine mildernden Umstände gelten. Seine Taten würden in allen Einzelheiten verfolgt werden, und wann immer seine Pläne gehemmt werden konnten, sollten Korianizauberinnen handeln, um ihn zu behindern.
    Elaira wich einem Haufen Tang aus, der wirr auf dem hellen Sand lag. Vor ihr hatte der Bettler innegehalten, um auf einem Felsen zu ruhen. Die Lumpen, die seine Kapuze hielten, flatterten im Wind. Grußlos ging sie an ihm vorüber, was ganz und gar nicht ihre Art war, hatten doch Menschen wie er ihr in frühester Kindheit die Familie ersetzt.
    Sie umrundete einige Felsbrocken und suchte sich dann einen Weg über die Flutmauern, die den Hafen von Narms vor den Tücken der See schützten. Dort lagen die Langboote der Kaufleute und die Fischerboote geschützt vor Anker oder sicher an den Pollern am Kai vertäut im seichten Wasser. Schiffslaternen verbreiteten ihr schmutziggelbes Licht auf der vom Regen aufgewühlten See. An der Heckreling des nächstgelegenen Schiffes hockte eine Frau mit Ölzeug über den Beinen und schälte Gemüse für das Abendessen, wobei sie leise vor sich hin summte. Weiter hinten an den Docks schob ein gebeugter Großvater einen Schubkarren mit Kabeljau die Straße hinunter, während ein Knabe gemeinsam mit seinem Bruder Netze ausbesserte. Der Gestank der Fischabfälle und das Gezänk der Möwen, die zwischen feuchten Stützpfeilern hindurchflogen, trafen Elaira mit solcher Wucht, als wäre sie vor eine Mauer gelaufen.
    Sie dachte darüber nach, daß der sicherere Weg vor ihr lag, doch stand ihr der Sinn mehr nach Abgeschiedenheit und einer Salzwasserpfütze, die die letzte Flut zurückgelassen hatte und mit deren Hilfe sie sich an einer verbotenen Erkundung versuchen konnte.
    Sie zitterte unter ihrem feuchten Umhang. Das Vorhaben, das am Rande ihres Bewußtseins lauerte, war gefährlich, ja, sogar dumm. Trotzdem machte sie kehrt und wandte sich erneut dem Strand zu.
    Nun war sie allein mit ihrer Versuchung. Der Bettler war fort, die Felsen, auf denen er gesessen hatte, waren mit Muscheln überzogen, die im Licht der Straßenbeleuchtung glänzten. Großer Lärm überlagerte die Brandung, als zwei Burschen Fässer von einem Bierrollwagen vor einer Taverne rollten. Lachend zechten Matrosen in einer Seitenstraße, während eine Hure mit schriller Stimme höhnte, sie sollten ihre Kühnheit in ihrem Bett beweisen. Vage nur drangen die Geräusche alltäglicher Verrichtungen an ihre Ohren, und sie vermochten sie nicht zu beruhigen. Im Bewußtsein, daß sie sich in den Monaten, während derer sie im Marschland von Korias die Kräuterkunde erlernt hatte, daran gewöhnt hatte, Stille vorzuziehen, seufzte Elaira. Seit ihrem unglücklichen Ausflug, um Asandir zu treffen, hatten sich die Dinge gar zu schnell verändert. Sie suchte sich eine Stelle aus, an der der Wind ungehindert von der See herüberwehte, hockte sich nieder und stützte den Kopf auf die Hände. Dort beobachtete sie die Brandung, doch in dieser Nacht ritten die Iyats nicht auf den Wellen, um ihre Energien an der Kraft der Winde und der Flut aufzuladen.
    Feucht und finster brach die Nacht herein. Direkt vor ihren Füßen kräuselte sich zinnfarben die Flutlache, die sie herbeigesehnt

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