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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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etarranischer Würdenträger damit einverstanden sein konnte, von Euch Befehle entgegenzunehmen.«
    Nun ruckten Lysaers Augenbrauen hoch. »Stellt Euch ganz einfach vor, daß es ein paar Vorzüge gibt, wenn man als Thronerbe geboren und erzogen wird.« Einen Herzschlag später lächelte er. »Die niederträchtige Arroganz, die jeden Widerspruch im Keim erstickt, ist einer davon.«
    »Hah!« Pesquil schlug sich verächtlich auf die Schenkel; um ihn herum jedoch mußten die Männer, die ihn am besten kannten, ihr Grinsen verbergen. Lysaer sah es trotzdem und wußte, daß sie einander nun verstanden. Also ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen, als Pesquil erklärte: »Na schön, Prinz. Ihr werdet nicht mehr viele Vorteile ausspielen können, wenn ihr weiterhin blutet und bäuchlings auf dem Rücken des geforderten Pferdes festgebunden werden müßt.«
    Steif, da eine Berührung in aller Öffentlichkeit seiner Würde widerstrebte, streckte Lysaer den schlecht verbundenen Arm aus, von dem nun scharlachrote Tropfen herabfielen. Der Mann, den Pesquil herbeiwinkte, trat vor und nahm sich nach einem raschen, prüfenden Blick der Wunde an. Verband und zerbrochener Unterarmpanzer wurden entfernt, die Verletzung untersucht und ordentlich bandagiert.
    Von all den Männern wagte nur Pesquil einen Kommentar abzugeben. »Ihr habt Glück gehabt. Der Schnitt ist tief, verläuft aber parallel zum Muskel. Ihr werdet eine Narbe zurückbehalten, doch keine Behinderung.«
    Weder dankbar noch erleichtert wandte Lysaer den Kopf ein wenig zur Seite, als auch sein Schlüsselbein untersucht und der Arm, den er nicht für den Schwertkampf brauchte, mit Hilfe einer Schlinge stillgelegt wurde.
    Unter dem Kettenpanzer an seinem Hals wurde seine Halsschlagader sichtbar, nachdem die störende Wattierung mit einem Messer entfernt worden war. Sein Puls schlug heftig und rasch vor Zorn. In fast gleichmütigem Ton sagte er: »Wie viele Männer, denkt Ihr, haben das überlebt?«
    »Keiner.« Pesquil blickte mit zusammengekniffenen Augen über das schmutzige Wasser, während ein wildes Durcheinander aus Strauchwerk vorbeigetrieben wurde, gefolgt von einem Leichnam, der sich in einem Netzwerk zerrissener Geschirre verfangen hatte. »Es wird sicher auch Fallen gegeben haben. Gruben, Fallstricke und gespannte Speere, die den Männern die Bäuche aufschlitzen. So arbeiten die Clans von Steiven, gegen die Ihr aufmarschiert seid.«
    Als Lysaer seine Worte noch immer stillschweigend ertrug, verzog Pesquil die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »Ach, Gnudsog, denkt Ihr. Warum sagt Ihr das nicht gleich? Der altgediente Kämpfer, der es für angebracht hielt zu schweigen, trotz seiner Jahre und all seiner Erfahrung …« Mitleidig studierte der Offizier, der die Kopfjäger Etarras durch ihre Laufbahn teuflischer Besessenheit geführt hatte, Lysaers Miene. »Ihr solltet etwas über Gnudsog wissen: Sein Bruder und sein kleiner Sohn sind von den Barbaren getötet worden. Sie sind gemeinsam mit einem Händlerzug gefallen, als sie unterwegs zu der Hochzeit eines Cousins in Oststadt waren. Etarras großer Hauptmann hat seine Karriere als Kopfjäger begonnen, wie Euch jedermann bereitwillig erzählen wird. Er hat aufgehört, weil es ihm zu viel Freude bereitet hat. Einmal hat er mir erzählt, daß er die Jagd mehr liebte als sein eigenes Leben.« Verdrossen und widerborstig, da ihm der Prinz keinen weiteren Angriffspunkt bot, sondern ernsthaft lauschte, wozu sich kein anderer hochwohlgeborener Sproß herabgelassen hätte, schürzte Pesquil die Lippen. »Wenn er gehofft hat, er könnte ein paar Barbaren umbringen, dann war das für Gnudsog Grund genug, jeden einzelnen Soldaten Daelion und den Gruben von Sithaer auszuliefern.«
    »Ich war der Mann, der das getan hat«, korrigierte Lysaer mit einem Anflug der Verbitterung; der Kundschafter war mit den Verbänden fertig und zog sich zurück, peinlich berührt ob der Tatsache, daß die beiden Männer sich unterhielten, als wären sie vollkommen allein. »Ich dachte, wir könnten auf Euch warten und Euch erzählen, was noch zu tun übrig ist. Aber noch haben wir die Kompanien an unseren Flanken.«
    Pesquil lachte leise.
    »Haben wir die?«
    Und vor ihm verschleierte sich Lysaers Blick, als eine eisige Erinnerung ihn überkam: Der Fluß mochte schlimm gewesen sein, doch noch stand ihnen die Begegnung mit den Schatten bevor. Er atmete tief durch, um sich zu sammeln. »Fürchtet Ihr Euch davor, es herauszufinden?«
    »Nein.«

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