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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Nachdem nun die Entscheidung gefallen war, bedeutete Pesquil seinen Männern durch eine Handbewegung, sich zu zerstreuen. Als sie sich geräuschlos verteilten und verschwanden, um ihrer Pflicht zu gehorchen, trat ihr Anführer rückwärts in das seichte Wasser des Tal Quorin. »Dann kommt, Euer Hoheit«, forderte er den Prinzen auf. »Aber diesmal werden wir die Deshans auf meine Weise jagen.«
    Verstohlen arbeiteten sie sich flußaufwärts, vorbei an den ausgestreckt daliegenden Toten, deren Münder und Augen mit Schlamm bedeckt waren; vorbei an scharlachrot verfärbten Pfützen und zerbrochenen Schwertern und an den Schlachtrossen, deren Leiber sich auftürmten wie die gestrandeter Wale, wären da nicht die Riemen der Brustplatten, die Sattelgurte und verbogenen Steigbügel gewesen. Lysaer scheute nicht vor dem Gemetzel zurück. Als Pesquil verlangte, daß er die Juwelen von seinem Waffenrock abreißen sollte, damit sie nicht in der Sonne glitzern konnten, gehorchte er, denn in diesen Wäldern erwarteten sie die Clankrieger. Stromaufwärts konnten sie Rufe und die hohen, schrillen Todesschreie sterbender Pferde hören, die immer lauter an ihre Ohren drangen, je weiter sie voranschritten.
    Die Barbaren mordeten noch immer.
    Lysaer war nun nicht mehr blaß, sondern kreidebleich. Es kostete ihn jeden Funken Selbstkontrolle und eine Demut, die ihm mehr abverlangte als der Mut, stillzuhalten, bei Pesquil zu bleiben, sich geräuschlos von einem Riedgrasdickicht zu dem schattigen Tümpel hinter einer Baumfalle zu schleichen, vorsichtig bei jedem Schritt, damit ihre Stiefel nicht durch die Wasseroberfläche brachen und Geräusche verursachen konnten.
    Wieder blieben sie stehen. Lysaer mußte die Zähne zusammenbeißen, um dem Schmerz aus seinen Schnittwunden und Quetschungen standzuhalten und die brennenden Stiche zu überstehen, die ihn peinigten, wenn etwas seine Körperseite oder sein Schlüsselbein berührte. Bewegung kam kaum wahrnehmbar in die Weidenwedel am Flußufer. Ein Kundschafter kehrte zurück. Mit gesenktem Kopf nahm Pesquil seinen Bericht entgegen.
    Lysaer konnte die Worte nicht hören, obgleich in den umgebenden Wäldern kein Vogel sang. Auch das Rauschen und Donnern des Hochwassers war längst verstummt, und überall flogen blutgierige Moskitos durch die Luft. Sie schlugen gegen seine Nase und seine Ohren, kreisten wild um ihn herum, und wann immer er einatmete, mußte er gegen einen Niesreiz ankämpfen.
    Auch stromaufwärts war es nun still.
    Knöcheltief im flachen Wasser mußte Lysaer sich heftig zusammenreißen, um nicht krampfartig zu zittern, was nichts mit Kälte oder Schock zu tun hatte. Einige Momente zogen dahin, bis er bemerkte, daß Pesquil ihn aus halbgeschlossenen Augen anstarrte.
    Unter diesem prüfenden Blick rettete ihn nur seine Erziehung bei Hofe davor, in drängendem Ton zu sprechen. »Ihr habt Neuigkeiten?«
    Pesquils Oberlippe zuckte, ehe er den Mund zu einem einseitigen Lächeln verzog, das keinen Funken Humor enthielt. »Schatten«, sagte er klar und deutlich. »Schatten und Fallen im Westen von uns. Noch mehr Fallen und Bogenschützen hinter dem Bergkamm im Osten. Unsere Flanken sind nicht ungeschoren davongekommen. Aber im Gegensatz zu den Männern, die im Tal Quorin ertrunken sind, leben von ihnen noch genug, sich zum Kampf zu stellen.«
    Arithon war hier. Diese Bestätigung seiner Ahnung löste in Lysaer eine wirre Vorfreude aus.
    In einem Gewaltakt der Selbstbeherrschung, schlimmer noch als bisher, gelang es dem Prinzen, sein Schwert nicht in vom Fluch getriebener Mordlust aus der Scheide zu reißen. Noch immer starben Etarras Soldaten wegen seines Fehlers. Ihre Not verlangte vorrangig nach seiner Verantwortung. »Dort in dem Tal waren vor kurzer Zeit noch Überlebende.«
    »Ich weiß.« Pesquil drängte weiter voran und barg seine Bewunderung hinter einer Fassade leichten Hohnes. »Wir werden erst weiter stromaufwärts gehen, wenn es Euch beliebt.«
    Die Sonne brannte auf sie hernieder, und allmählich ließ der Strom herabstürzenden Wassers nach. Hier und dort schob sich Sumpfgras aus dem Boden hervor, der von der Strömung zu einem Fischgratmuster aufgeschwemmt war und dessen schlammige Oberfläche nun langsam wieder trocknete. Still und ruhig war die Luft über dem Wald. Lysaer ärgerte sich, daß sie nur langsam vorankamen, weil Pesquil darauf beharrte, äußerst vorsichtig weiterzugehen und stets in Deckung zu bleiben. Wie die Ausbeute eines Lumpensammlers lagen auf den

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