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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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wenigstens hier und dort behindern würde. »Ihr seid auf euch selbst gestellt«, erklärte er den Bogenschützen hastig. »Bleibt oder zieht euch zurück, ganz wie ihr es für richtig haltet, aber schickt zumindest einen Läufer aus, der eure Kameraden warnen kann.«
    Dann war auch er über die Pfähle gesprungen und rannte hinter Jieret her, wobei sein Schwert frei in der Luft glänzte.
    Die Hälfte der Kundschafter, die den Posten mit ihm gemeinsam bezogen hatten, verweilte dort. Die anderen packten sich ihre Waffen und folgten, wobei sie alle Kameraden in Sichtweite herbeiriefen. »Jieret ist davongelaufen, und der Prinz folgt ihm. Teilt euch auf und kommt mit uns. Sie werden Hilfe brauchen.«
    Während er an Holunderbüschen und allerlei dürrem Gestrüpp vorbeihastete, blieb Arithon keine Zeit, Bedauern zu empfinden. Nun, da Jierets Gabe ihn eine Vision hatte auffangen lassen, die ihn zu dem Gemetzel an den Unschuldigen von Deshir führte, trugen alle vorausgeplanten Verläufe aus den tienellegestützten Beobachtungen unbekannte Auswirkungen in sich.
    Aber auch wenn die Clans von Deshir verloren sein sollten, hatte er geschworen, daß Steivens Sohn verschont bleiben würde.
    Er konzentrierte all seine Kraft auf seine Schritte, brach durch einen letzten Birkenhain und holte endlich den davongelaufenen Knaben ein. Als er schließlich neben ihm war, bemühte er sich nicht, ihn aufzuhalten, sondern glich sich seinem Tempo an und führte den Jungen in sanftem Bogen zu den höher gelegenen Wäldern. »Gut. Dort hinauf. Das ist besser. Weniger Pikeniere, und vergiß den Sumpf nicht.«
    Jieret würgte ein Schluchzen ab und stürzte mit einem zornigen Sprung, der ihm das Gleichgewicht raubte, durch einen Wasserlauf.
    Als er stolperte, fing Arithon ihn auf und half ihm über die moosbewachsenen Steine am Ufer. Trotz seines schweren Atems hörte er nicht auf zu sprechen. »Erzähl! Was ist mit Teynie? Wir sind Blutsverbündete. Ich habe geschworen, für dich da zu sein.«
    »Die Zelte!« Jieret drängte durch einen Zaubernußstrauch, dessen weiche Stacheln an seinem Wams hängenblieben. »Sie wird die Kopfjäger zu den Zelten führen.«
    Getroffen von einer Welle der Hellsichtigkeit, wehrte Arithon die Zweige ab, die ihm ins Gesicht schlugen. Dann packte er fest die Hand des Knaben. »Sprich nicht«, keuchte er. »Denke nur an das, was du geträumt hast, und stell dir vor, daß ich es auch sehen kann!«
    Doch die Furcht hatte die Vision an den äußersten Rand von Jierets Wahrnehmungsbereichen getrieben. Kaum hatte Arithon sich geöffnet, um sich der Not des Knaben anzunehmen, da überwältigte ihn auch schon die Bindung des Blutpaktes. Jierets Entsetzen wurde zu dem seinen. Die hellseherische Vision, die ihm seine Tienellebeobachtung nur in Fragmenten dargeboten hatte, entfaltete sich nun in ihrem ganzen Schrecken. Der von Sträuchern bewachsene und von Rinnsalen durchzogene Berghang entglitt seiner Wahrnehmung, als ihm sein magischer Blick einen anderen Ort zeigte …
     
    … einen Ort mit aufgewühlter Erde und niedergemetzelten Körpern, einen Ort, an dem Pesquils Kopfjägertruppe ihre Spuren in der blutigen Erde hinterlassen hatte. Rasch und schweigsam tauschten sie ihre Schwerter gegen Dolche aus und sicherten sich die Skalps, mit deren Hilfe sie ihre Belohnung für die Morde einfordern konnten.
    Die Leiber, die an den Haaren für diesen letzten Schnitt hochgerissen wurden, waren klein, die mit Blut und moderndem Laub beschmierten Gesichter noch nicht vom Leben und den Jahren gezeichnet …
     
    Knaben, erkannte Arithon, und der Schmerz ließ fast seinen Herzschlag aussetzen. Hart stolperte er über einen Stein, fühlte, wie Jierets Griff ihm half, sein Gleichgewicht zu wahren. Die äußere Wahrnehmung kehrte abrupt zurück, und mit ihr die erschreckende Erkenntnis totaler Hilflosigkeit. Es war bereits geschehen, die Söhne Deshirs waren tot. All die Knaben, die auszusenden Caolle verlangt hatte, weil erwachsene Männer nicht entbehrt werden konnten, um die verwundeten Feinde zu töten, lagen entstellt und tot danieder. Unter ihnen wäre auch Jieret gewesen, hätte es nicht den Blutpakt der Freundschaft gegeben.
    »Jieret, sie sind schon fort«, keuchte Arithon niedergeschlagen. »Es ist zu spät.«
    Doch Jierets schweigsames, heftiges Kopfschütteln zwang die unerfreuliche Erinnerung in sein Bewußtsein, daß das besagte Mädchen in der entsetzlichen Szene nahe dem Fluß nicht aufgetaucht war. Bedrängt von einem

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