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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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zurückschreckende Hände. Dann legte er seinen Schwertgürtel ab und streckte ihn dem nächststehenden Kundschafter entgegen. »Nimm das. Fessele meine Füße. Jemand anderes soll eine Bogensehne lösen und mir die Hände stramm auf dem Rücken zusammenbinden.«
    Die Clankrieger betrachteten ihn mit Unverständnis.
    »Tut es!« schnappte Arithon. Salziger Schweiß brannte in seinen Augen, vielleicht waren es auch Tränen. »Möge Dharkaron euch holen. Es ist notwendig.«
    Die Gürtelschnalle entglitt seinen Fingern und reflektierte strahlend das Sonnenlicht. Niemand rührte einen Finger, ihn von seiner Last zu befreien.
    »Bei der Gnade Aths, fesselt meine Hände!« schrie der Prinz, und seine Stimme schwankte vor Schmerz und Trauer. »Ich muß mich in eine sehr gefährliche Trance versetzen, und ich kann nicht abschätzen, was geschehen könnte, wenn ich frei bin.« Er wartete nicht länger, sondern wandte sich zu Jieret um. »Ich bitte dich, tu, was ich sage.«
    »Verlangt so etwas nicht von einem Knaben!« Ein vernarbter Mann mit derben Zügen drängte sich nach vorn, bereit, voller Zorn einzugreifen.
    Arithon verkniff sich die Bemerkung, daß bereits schlimmere Dinge erbeten und getan worden waren. »Bindet mich straff«, drängte er statt dessen, als der Mann sich bückte und versuchsweise den Gürtel um seine Knöchel legte.
    »Ihr müßt verrückt geworden sein«, murmelte jemand aus dem Hintergrund.
    Mit Glut in den Augen antwortete Arithon: »Ja.«
    Er hatte keine Zeit für Erklärungen. Zu Jieret, der breitbeinig, die beinahe schwarze Klinge auf dem Unterarm, neben ihm stand, sagte der Herr der Schatten ruhig und voller Mitgefühl: »Du hast einen Eid geleistet. Nun hör mir zu! Ich werde versuchen, durch Zauberei herauszufinden, was am Fluß vor sich geht. Du mußt mein Schwert bereithalten. Wenn Krämpfe meinen Leib befallen, rufst du meinen Namen. Falls du mich so nicht wecken kannst oder eine meiner Fesseln reißt, dann mußt du mit dem Schwert tief genug zustechen, um mein Blut fließen zu lassen.«
    »Aber warum?« donnerte ein Mann in abwehrendem Ton.
    Arithons Aufmerksamkeit blieb bei dem Jungen.
    Auch unter seinem scharfen, forschenden Blick, schwankte der Junge nicht. Die Stahlringe an seiner Knabenrüstung reflektierten im Rhythmus seiner hastigen Atemzüge das Licht, und seine braungrauen Augen wandten sich nicht für einen Moment ab. Von all den Menschen wußten nur er und Arithon von dem Gemetzel, welches das Moos am Tal Quorin in Blut getaucht hatte. Verstehen herrschte zwischen dem Prinzen, und seinem, ihm durch einen Blutschwur verbundenen, Schützling. Beide wußten, daß die Männer nichts von diesen Greueltaten erfahren durften. Das kleine, kantige Kinn, das dem von Steiven so sehr ähnelte, und das rote Haar, das dem Danias glich, ließen Arithon vor Kummer zusammenzucken.
    »Wirst du mir vertrauen?« fragte er. Von Mann zu Kind machte er doch nicht einmal den Versuch, seine bösen Ahnungen zu verbergen. »Um deiner Familie willen, kannst du das tun?«
    Mit schwacher Stimme entgegnete Jieret: »Ich werde es versuchen.«
    Für eine Sekunde glätteten sich die gestrengen Züge des s’Ffalenn; gerade Lippen verzogen sich beinahe zu einem Lächeln. Dann verschränkte Arithon die Hände hinter dem Rücken und wartete voller Ungeduld, während einer der Bogenschützen ihn schüchtern fesselte. »Wenn ihr überleben wollt«, sagte er abschließend in sanft bedrohlichem Ton. »Dann haltet euch genau an meine Anweisungen.«
    Die Bogensehne wurde festgezurrt und die Fesselung überprüft. In weiter Ferne trällerte eine Drossel. Zitternd strich die Brise durch Farne, Birken und Holunderbüsche, und der Duft der Pinienbäume und der Erde erfüllte die Sinne wie die Umarmung einer Mutter. Arithon hielt die Augen fest geschlossen. In wilder Hast glitt er in den Trancezustand, ehe Nerven und Kraft ihn beide verlassen konnten. Die Männer, die sich um ihn versammelt hatten, waren ohne Bedeutung, er fühlte auch nicht die Blätter, die über seinen Körper strichen, als seine Knie nachgaben und er zu Boden sank. Ganz ungezwungen lag er da, und sein Bewußtsein weilte an einem anderen Ort …
     
    Hinter einem Tannendickicht der Sicht entschwunden, hustete jemand, als würde er sich übergeben müssen. Gerade noch über den Leichnam eines Knaben gebeugt, der sich Glücksbringer um den Hals gebunden hatte, richtete Pesquil sich auf und lauschte. Rund um ihn herum taten seine ausgesprochen zufriedenen

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