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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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des gesunden Menschenverstandes und des Selbstschutzes gesprengt. Wie in Mearth, als widrige Umstände ihnen den Weg durch das Weltentor versperrt hatten, konzentrierte der s’Ilessid-Prinz auch jetzt sein ganzes Sein auf die zerstörerischen Aspekte seiner Gabe.
    Das Licht, das er selbst gerufen hatte, würde ihn martern. Strakewald würde mit den Armeen und den Überlebenden der Clans mit einem Streich ausgelöscht werden. Ob Arithon sich selbst mit Hilfe seiner Schatten würde retten können, war eine Frage von nur mehr rein akademischer Bedeutung. Desh-Thieres Absichten jedoch würde gedient werden.
    Wenigstens einer der beiden Halbbrüder, die ihn gebannt hatten, würde vom Antlitz Atheras getilgt werden.
    Arithon heulte auf, angesichts der Ironie. Zu des Nebelgeistes wilden Triumphes in den Wahnsinn getrieben, streckte er beide Arme weit aus, wartete höhnisch darauf, daß das Licht ihn holen käme, um es mit seinen Schatten zu blockieren und zurückzuschleudern, auf daß sein Feind in einem grimmigen Feuer der Selbstopferung zugrunde ginge.
    In diesem Augenblick verzehrter Selbstkontrolle, in der ekstatischen Sicherheit, den Sieg davonzutragen, fühlte Arithon, wie etwas seinen Schwertarm packte, und seine Hüfte prallte gegen etwas Bewegliches. Wutentbrannt und aus dem Gleichgewicht gebracht, blinzelte er in das näherkommende Lodern weißer Glut. Wer auch immer sich eingemischt hatte, er würde dafür sterben.
    »Euer Hoheit, Prinz von Rathain, wir sind eidgebunden!« schrie die schrille Stimme eines Knaben voller Furcht. »Ich kam zurück, weil Ihr mich gebeten habt, Euch von Eurem Halbbruder fernzuhalten.«
    Ein Blutpakt, geschworen von einem Zauberer, knüpfte seine Bande in den lebendigen Geist.
    »Sithaer, Jieret!« brüllte Arithon, und der Schrei löste sich aus seiner Kehle, als der Triumph der Rache Desh-Thieres unter seinem Pakt mit Steivens Sohn brüchig wurde. Das unheilige Entzücken eines Augenblicks wurde zur Qual, als das versklavte Bewußtsein und die Wahrheit zwischen gegnerischen Gebietern hin und her gerissen wurden. Dann die Ironie: Jeder Schatten, gewirkt zum Schutz des Knaben, würde auch den s’Ilessid-Prinzen vor dem Schmiedefeuer abschirmen, das der Fluch provoziert hatte.
    Hin- und hergerissen zwischen der persönlichen Sorge und dem Zerren fluchgeborenen Drangs, schmerzlich getroffen von der betäubenden Gewißheit, daß das Entsagen vor dem Gewissen der s’Ffalenns in Verbindung mit dem Verrat an Jieret Lysaers Tod und damit seine endgültige Freiheit erkaufen würde, zwang Arithon seinen Willen, sich der Magie Desh-Thieres entgegenzustellen.
    Zu allem Übel und Hohn würde sich dieses Paradoxon selbst erneuern können. Lysaer verfügte nicht über eine Ausbildung, die es ihm erlauben würde, zu verstehen oder gar zu kontrollieren, wie Desh-Thieres Fluch auf seinen Geist Einfluß nahm. Sich seiner Rechtschaffenheit gewiß und in der Überzeugung, Gerechtigkeit zu wirken, würde Lysaer sein Überleben nutzen, so lange keine Mühen zu scheuen, bis sich eines Tages die Greueltaten wiederholen würden. Diese überwältigende Sinnlosigkeit ließ alles Streben zu einem Spielball des Hohns verkommen, kam doch dieser Aufschub überdies vielleicht zu spät. Eines Opfers schwache Bemühung um Erbarmen mochte am Ende doch nur einen Fehlschlag herbeiführen.
    Nur einen Sekundenbruchteil von dem vernichtenden Schlag entfernt, riß Arithon Jieret an sich, hinter die schützende Klinge seines Schwertes.
    Der Schmerz totaler Erschöpfung, der gierige Sog an seinen Reserven, die längst überbeansprucht waren, schien seinen Geist und seine Reflexe zu lähmen. Verstockt kämpfte Arithon, rief und kommandierte seine Gabe zu schier unmöglicher Leistung. Der Fluch zerrte an ihm, behinderte ihn. Ständig rang er mit seinen tückischen Strömungen, während seine Schatten aufflackerten und sich endlich verwoben. Dunkelheit stieg auf wie ein heulender Sturm, freigesetzt, um sich wild auf die Ströme ungebändigten Lichts zu stürzen. Die Luft selbst schien in größter Qual zu schreien, als die Gaben der beiden Halbbrüder aufeinanderprallten.
    Bewaffnete Männer fielen wimmernd mit dem Gesicht nach unten zu Boden, vergessen waren ihre Waffen, als sie ihre Arme schützend über ihre Köpfe legten. Bäume wurden durch die Luft gewirbelt und von den Flammenzungen wilden Feuers zersplittert. Noch immer in seiner magischen Wahrnehmung gefangen, hörte Arithon das Kreischen der ihrem Platz gewaltsam

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