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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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ruhen, aber ehe Ihr mir Schwierigkeiten macht, werde ich es Euch sagen.«
    Arithons Mundwinkel zuckten skeptisch. »Caolle hat nichts Derartiges gesagt.«
    Verblüffung legte sich über die Stille. »In Ordnung«, seufzte der Mann schließlich. »Caolle hat Euch verflucht, aber Jieret hat darauf bestanden, daß Ihr Euch ausruhen müßt.«
    Der Knabe also, nun der Fürst von Deshir, Caithdein eines Königreiches, als Waise von knapp zwölf Jahren in die Nachfolge der Dienerschaft Rathains gestürzt. Schnell erfuhr Arithon nun, was geschehen war. Gleich nach seiner ersten Warnung hatte Steiven seinem Kriegerhauptmann Befehle erteilt, von denen befreit zu werden, jener auf Knien gebettelt hatte: Ihm war aufgetragen worden, sich mit einer Streitmacht von dreihundert handverlesenen Männern zurückzuziehen. Steiven s’Valerient hatte dann die übrigen Krieger in ihrem schicksalhaften Rachefeldzug in den Schluchten angeführt.
    »Er war einer der ersten, die gefallen sind«, sagte der Kundschafter ermattet, die Hände angespannt um seine Knie geschlungen. »Ein Armbrustpfeil hat ihn getroffen, noch ehe wir den Morast hinter uns hatten, und das war gut so. Er hat weder die Brandschäden noch das Schicksal seiner Gemahlin im Tal schauen müssen.«
    »Ich weiß, wie sie gestorben ist«, krächzte Arithon. »Caolle hat sich dem Befehl widersetzt, richtig?«
    Gepeinigt von der Erinnerung an die Grausamkeiten nahe dem Tal Quorin zuckte der Kundschafter die Schultern und erzählte: »Die dreihundert Krieger beschrieben einen großen Bogen und näherten sich dem Tumult von der stromaufwärts gelegenen Seite. Glücklicherweise haben sie das getan. Jieret und zwei verwundete Kundschafter hätten Euch kaum allein da rausholen können.«
    Schweigend nahm Arithon diese Information auf. Wenn er sonst auch nichts getan haben mochte, so hatten seine Schatten doch wenigstens diese Clankrieger gerettet, die Steiven zum Überleben ausgewählt hatte. Nach einer Weile fragte er: »Und jetzt?«
    »Der Verband der Kopfjäger ist größtenteils zerstört, und Lysaers Etarraner sind auf dem Rückzug. Wir nehmen an, daß sie sich außerhalb des Strakewalds neu formieren. Diejenigen, die noch nicht vollends mit den Nerven am Ende oder verwundet sind, werden vermutlich bleiben und Gift auslegen, um das Wild zu töten und uns auszuhungern.« Eine Brise strich durch die Bäume, und sie trug den beißenden Geruch der Asche mit sich. Der Kundschafter zog seinen Dolch und prüfte die Klinge mit dem Daumen, suchte immer und immer wieder nach Beschädigungen. »Caolle wird ihnen die Genugtuung nicht gönnen. Er plant, Strakewald zu verlassen und sich Herzog Mark Leuten in Fallowmere anzuschließen.«
    Irgendwo im Erwachen des neuen Tages sang eine Spottdrossel eine kurze Melodie, und eine Eule auf der Jagd stieß einen klagenden Ruf aus. Jieret bewegte sich in seinem Traum, und der Kundschafter schnitt schweigend Furchen in ein Stück Holz.
    Arithon lag still da, während andere Dinge seine Aufmerksamkeit weckten. Sein Leib war noch immer in die blutgetränkte Lederkleidung gehüllt, doch irgendwer hatte sich vorsichtig seiner Verletzungen angenommen und sie verbunden. Das gelegentliche kurze Aufflackern magischer Wahrnehmung identifizierte die saubere Arbeit als Caolles Werk. An dem sonderbaren hellen Flackern am Rande seiner Wahrnehmung und seiner derzeitigen Unfähigkeit, sich auf die physikalischen Aspekte der Realität zu konzentrieren, erkannte er, daß er noch immer an den Auswirkungen der nervlichen Überlastung litt. Sein übermäßiger Mißbrauch magischer Fähigkeiten hatte einen Schaden hinterlassen, der über das Leiden des Körpers hinausging. Seinen Gedanken haftete eine jähe Sprunghaftigkeit an, als befände er sich am Rande des Deliriums. Auch der Fluch selbst hatte üble Verwüstung hinterlassen. Überdies hatte seine Abwehr mit Hilfe der Schatten an seinen Kräften gezehrt, als er sich dem gewaltigen Zerren der Versklavung entzogen und seinen freien Willen zurückerobert hatte.
    Er wagte nicht daran zu denken, wieviel Zeit vergehen mußte, bis er fähig wäre zu schlafen, ohne von Alpträumen heimgesucht zu werden. Nagender Schmerz in seinen Knochen machte ihm deutlich, wie sehr er seine Reserven erschöpft hatte. Die Qualen und schlichte Ruhelosigkeit trieben ihn schließlich dazu, seinen kreisenden Gedanken ein Ende zu setzen und aufzustehen.
    Der Kundschafter hörte auf zu schnitzen. Das Messer blieb in der Luft hängen, als er

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